Martin Graichen

Als wir südlich von Leipzig auf die A38 fahren, flankieren uns zahlreiche türkisfarbene Seen – Produkte des Bergbaus. „Das ist das sogenannte Neuseenland. Hier sind schon vor Jahren viele Kippen geflutet worden“, erklärt mir Kollege Christian Schätze, der fast als Eingeborener durchgeht, auch wenn er aus der Nähe von Grimma stammt. Von Weitem ist das Kohlekraftwerk Lippendorf zu sehen. Als Angler geht mir das Herz auf, als ich Schlagworte wie 50 cm große Barsche, Meterhechte und Große Maränen höre. Aber wir sind nicht zum Fischen hergekommen, sondern um unserem Gastgeber einen Besuch abzustatten.

Kurze Zeit später fahren wir von der Autobahn ab und rollen bei Borna durch ein Naturschutzgebiet. An einer Aussichtshütte, von der aus sich zwei Seen beobachten lassen, sind wir am Ziel. Martin Graichen wartet bereits auf uns. „Herzlich willkommen! Schön, dass ihr da seid“, sagt der auf Anhieb sympathische 36-Jährige und geleitet uns in die Hütte. Neben Enten, Gänsen, Graureihern und Haubentauchern tummeln sich auch seltene Arten wie Rohrdommeln, Blaukehlchen oder Steinschmätzer auf dem ehemaligen Kippengelände, verrät Graichen. „Hier sind mehrere flache Gewässer entstanden. Das Umland halten wir durch Beweidung offen. Ansonsten würde alles zuwachsen, und die wertvollen Lebensräume verloren gehen. Gejagt wird hier natürlich auch“, erklärt der Sachse und lässt seinen Blick übers Gelände schweifen.