Kommunikation Mensch und Hund
Richtig führen
Weiß man die „Sprachelemente“ des Hundes richtig zu deuten, erleichtert dies die Kommunikation zwischen Hund und Mensch und entsprechend auch die jagdliche Ausbildung.
Durch die Domestikation ist aus dem Wolf der Hund geworden. Über Generationen hinweg wurde vom Menschen die Wildform Wolf genetisch so isoliert, dass sich daraus der Hund in seinen verschiedenen Rassen entwickelte. Es wurde immer mit den Individuen weitergezüchtet, die sich dem Menschen am besten anpassten und die die vom Menschen gewünschten Anforderungen am besten erfüllten, wie z. B. der Schutz der Nutztiere oder die Hilfe bei der Jagd.
Der Blickkontakt
Schau mir in die Augen, Kleiner!
Der direkte Augenkontakt ist ein gutes Beispiel der Domestikation. Zwischen Menschen und Hunden ist dieser Blick ganz normal und auch sehr häufig, unter Hunden jedoch bedeutet der direkte Blick in die Augen immer eine Provokation und wird vermieden. KH
Im Gegensatz zum Wolf möchten unsere Hunde mit dem Menschen zusammenarbeiten und besitzen die absolute Bereitschaft alles für ihn zu tun. Sie akzeptieren den Hundeführer als vollwertigen Sozialpartner. Allerdings nur, wenn dieser ihnen auch zuhört bzw. sich die Mühe macht und die „Sprache“ des Hundes verstehen lernt.
Führigkeit als grundlage für den gehorsam
Der Ausbildungsweg sollte vorrangig über das Fördern der angewölften Führigkeit des Hundes stattfinden und nicht über den beigebrachten Gehorsam. Der Hund soll mitdenken und bewusst und aktiv Dinge für seinen Hundeführer machen (Führigkeit) – hierfür ist er schließlich gezüchtet. Wenn ein Jagdhund führig arbeitet, versteht er sich als Rudelmitglied und tut alles für den Rudelführer.
Ein sozial jagender Hund wird alles versuchen, um (s)einem Jäger zu Beute zu verhelfen, ein zu trieborientiert arbeitender Hund hingegen wird „ichbezogen“ das Wild planlos verfolgen. Somit wird dieser das Wild von seinem Jäger wegjagen, was von diesem nicht gestreckt werden kann. Auf Drückjagden ist es unter Umständen auch für andere Schütze schwierig, das hochflüchtige Wild zu erlegen.
Ein sozial jagender Hund wird Wild entweder anzeigen, z. B. durch Vorstehen oder aber seinem Jäger zutreiben, z. B. ein zum Stöbern vom Stand geschnallter Hund. In allen jagdlichen Situationen ist es wichtig, dass Hund und Führer ein funktionierendes und wortlos zusammenarbeitendes Team sind, um gemeinsam Beute zu machen und keine gefährlichen Situationen für Mensch oder Hund entstehen zu lassen.
Vorteile
Kommunikation mit dem Hund
- Menschen und Hunde sind beide sozial lebende Individuen.
- Es gibt große Kommunikationsvorteile durch die Domestikation. Da fortlaufend die Individuen zur Zucht eingesetzt wurden, die sich dem Menschen am besten anpassten und die an sie gestellten Aufgaben am sichersten und ohne großen Trainingsaufwand erledigten, können Hunde den Menschen und seine Mimik sowie dessen Gefühle sehr gut lesen und ebenso interpretieren. Auch die in der Jagdhundeausbildung bei vielen Rassen sehr wichtige „Führigkeit“ ist eine Folge der Zuchtauslese. „Führigkeit“ bedeutet, dass der Hund von sich aus Verhaltensweisen anbietet, um seinem Menschen zu gefallen, ganz ohne Befehl.
Schwierigkeiten
Kommunikation mit dem Hund
- Beim Menschen steht die Körpersprache im Gegensatz zum Hund hinter der Kommunikation mit Worten.
- Die Reaktionsgeschwindigkeit des Menschen ist gegenüber der des Hundes in der Regel viel zu langsam.
- Bei Hunden gibt es nur „Ja“ oder „Nein“, kein „Vielleicht“ wie bei den Menschen.
- Hunde meinen alles so, wie sie es „sagen“. Kinder agieren in dieser Hinsicht ähnlich wie Hunde.
- In der Regel setzt der Mensch seine Interessen nicht eindeutig und direkt durch. Deshalb wirkt er aus Hundesicht nicht souverän und hat demnach auch keine Führungskompetenz. Aus der Sicht des Hundes ist die Konsequenz des Menschen gleichzusetzen mit seiner Führungsqualität. Der Mensch muss wissen, was er vom Hund erwartet, nur dann kann er konsequent sein. Unter Hunden entsteht Souveränität durch Können und Erfahrung, also mit zunehmendem Alter. Ohne die erforderliche Führungskompetenz ist der Mensch aus der Sicht des Hundes nicht in der Lage, das Überleben des Rudels zu sichern und schon gar nicht in der Lage, sein „jagendes Rudel“ beuteorientiert zu führen und zu lenken. Der Hund wird dadurch gezwungen diese Aufgaben selber zu übernehmen, welches für ihn Stress bedeutet, da eine sichere und konstante Rudelstruktur fehlt.
Typische Missverständnisse in der Kommunikation
Vermenschlichung des Hundes: Dadurch, dass heutzutage der Jagdhund den größten Teil seines Lebens als Familienmitglied mit uns im Haus zusammenlebt, wird er häufig nicht mehr als Hund, sondern wie ein menschliches Mitglied behandelt. Das widerspricht der Natur des Hundes. Der Hund ist ein Rudeltier und möchte in einem festen sozialen Gefüge leben. Er besitzt absolute Unterordnungsbereitschaft.
Die Reaktion des Menschen auf das Verhalten des Hundes erfolgt im falschen Moment: Man darf bei dem Ausbildungsweg über die Führigkeit nicht reagieren, wenn man denkt oder vielleicht auch schon weiß, was der Hund machen wird, sondern erst dann, wenn er das erwartete Verhalten tatsächlich zeigt. Hunde untereinander reagieren auf das aktuell gezeigte Verhalten des Gegenübers und nicht auf zukünftiges Verhalten.
Die Aufmerksamkeit ist meist groß bei Fehlverhalten: Beim richtigen Verhalten fällt der Hund ja nicht auf und es wird als selbstverständlich gesehen. Ein Lob für richtiges Verhalten wird in der Regel, gerade im Alltag, seltener gegeben als der Tadel für ein falsches Verhalten.
„Schauspielerei“ des Hundes: Hunde lernen sehr schnell, wie sie die maximale Aufmerksamkeit ihres Führers erlangen. Einige Rassen sind hier besonders talentiert. Im Allgemeinen kann man sagen, dass übertriebene Körpersprache nie die eigentliche Bedeutung hat.
Leinenaggression: Die Ursache ist hier immer Unsicherheit/ Angst des Hundes. Da der Hund durch die kurze Leine eingeschränkt ist und nicht ausweichen kann, ist der „Angriff“ aus Sicht des Hundes in dieser Situation die beste Verteidigung. Häufig gibt es zunächst „keine Probleme“ ohne Leine. Es ist aber auf gar keinen Fall richtig, den Hund abzuleinen und ihn die Situation selber regeln zu lassen.
Die Lösung ist ganz einfach: Die Leine muss dem Hund Ruhe und Sicherheit vermitteln. Die „Führungskraft“ an der Leine ist der Mensch und dieser regelt Sozialkontakte, Geschwindigkeit, Richtung, Markieren markanter Punkte etc.
Keine „Welpen- oder Hundespielgruppen“ zur Sozialisierung:Häufige Folge solcher Gruppen, die unsachgemäß durchgeführt werden, ist die Angst und daraus folgend die Aggression des Hundes, da er in Situationen, die ihn ggf. überfordern einfach sich selbst überlassen wird.
Bei der Ausbildungsmethode, in der die Führigkeit über dem Gehorsam steht, lernt der Mensch die „Sprache“ seines Hundes zu verstehen und ist so in der Lage, diesen selber zu sozialisieren und er kann erkennen, wann sein Hund seine Hilfe braucht und aus der Situation herausgenommen werden muss.
Die Teambildung zwischen Mensch und Hund steht immer im Vordergrund! Sozialkontakte, sowohl von fremden als auch von bekannten Hunden oder Menschen, werden vom Teamchef geregelt. Für den Hund gibt es hier keinen Unterschied zwischen Freund oder Feind, er lernt nur aktiv oder passiv zu sein.
Dies ist auch beim Gehorsam am Wild eine sehr wichtige Grundlage: Ein Jagdhund soll am lebenden Wild zunächst passiv sein und sich an dem Verhalten vom Teamchef orientieren. Beispiele hierfür sind: kein eigenständiger Jagdeinsatz des Hundes beim täglichen „Gassigehen“, Vermeidung des Überquerens von Straßen beim Hetzen von Wild, Vorstehen etc.
Lernt der Mensch das Verhalten seines Hundes richtig zu deuten, kann er ihn vertrauensvoller und leichter führen. Dies erleichtert die jagdliche Ausbildung und das gemeinsame Jagen.
Zur Autorin
Dipl.-Ing. Kathleen Hohendahl
Die hauptberufliche Jagdhundeausbilderin arbeitet nach eigener Philosophie und Methode mit wenigen eindeutigen Befehlen sowie viel Körpersprache.
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