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Ein Rückblick

68 Jahre LJN und Niedersächsischer Jäger

Die Chemie stimmt: Zwischen Chefredakteur Dr. Dieter Bartsch (1995-2019, r.) und LJN-Geschäftsführer Dirk Schulte-Frohlinde (1987-2017) herrschte immer ein enges Vertrauensverhältnis.

Seit nunmehr 68 Jahren begleitet der Niedersächsischer Jäger (NJ) die Geschehnisse in der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN). Er berichtet über erfreuliche, kuriose, aber auch nicht so schöne jagdliche Ereignisse. Natürlich liefert er auch sachliche Informationen wie jagdliche Verordnungen und Gesetze sowie Hintergrundwissen zu jagdpolitischen Entscheidungen.

Der NJ liefert alles, was die niedersächsischen Jäger und Jägerinnen interessiert und für sie wichtig war und ist. In den vergangenen rund sechs Jahrzehnten ist es der NJ-Redaktion und den Verantwortlichen der LJN immer gelungen, einvernehmlich die jagdliche Öffentlichkeit über ihre Belange zu informieren.

Die Entwicklung des NJ über die Jahre

Der erste NJ als Mitteilungsblatt des Verbands erschien am 1. April 1956, sechs Jahre nach Gründung des damaligen Landesjagdverbands Niedersachsen im Deutschen Jagdverband. Der Grund hierfür war, die hohen Portokosten der damaligen Kreisgruppen und Hegeringe zu senken. Bevor der NJ aus der Taufe gehoben worden war, mussten die Untergliederungen die für das Verbandsleben wichtigen Informationen über Rundschreiben verschicken, was natürlich mit Kosten verbunden war.

Die ehemaligen Minister Hans-Heinrich Ehlen (ML, 4.v.l.) und Hans-Heinrich Sander (MU, r.) waren regelmäßig zusammen mit LJN-Präsident Helmut Dammann-Tamke (3.v.l.) und MD Ralf Paeschke (2.v.r.) Gast auf dem dlv-Stand auf der Pferd&Jagd.

Deshalb sahen es die damals Verantwortlichen für notwendig an, ein zentrales Mitteilungsblatt zu kreieren. So erschien der erste Niedersächsischer Jäger am 1. April 1956 als achtseitiges Informationsblatt für 28 Pfennig monatlich frei Haus – und hatte natürlich ein völlig anderes Aussehen als der heutige NJ. Auch inhaltlich war es damals auf acht Seiten nicht möglich, mehr als Gesetze, Verordnungen und Aktionen des Verbandes, aber auch Kurzmeldungen über jagdlich aktuelle Vorkommnisse zu präsentieren.

Heinrich-Wilhelm Ottens, genannt „H.W.O.“, war 1956 die treibende Kraft für einen neuen NJ und übernahm die Chefredaktion.

Heute stellt sich der NJ als aktuelles, eigenständiges Abonnement-Jagdmagazin dar, das sowohl die Mitteilungen der LJN und deren Untergliederungen als auch die der Landesjägerschaft Bremen kostenlos veröffentlicht. Dadurch nimmt der NJ als regionale Jagdzeitschrift, die sowohl Verbandsnachrichten als auch Informations- und Unterhaltungswerte liefert, eine Sonderstellung zwischen den freien überregionalen Jagdzeitschriften und den ausschließlichen Mitteilungsblättern der jeweiligen Landesjagdverbände ein.

Enge Verbundenheit der Funktionäre

Der Niedersächsischer Jäger war von seiner Geburtsstunde bis heute nicht als reine Mitgliederzeitschrift konzipiert. Er verstand sich immer als unabhängige Jagdzeitschrift. So bestand für die Mitglieder der LJN nie eine Pflicht, ihn zu beziehen. Dies war auch so von den Verlagen und der LJN gewollt. Der Bezug des NJ beruhte immer auf Freiwilligkeit. Dadurch war der NJ von Anfang an von der LJN unabhängig.

Dass die Zusammenarbeit zwischen der LJN und dem damaligen und derzeitigen Herausgeber – erst Landbuchverlag, seit 2001 Deutscher Landwirtschaftsverlag (dlv) – so gut funktionierte, hatte verschiedene Gründe. In den sechs Jahrzehnten waren die Führungskräfte der Verlage und des Landesjagdverbandes, ab 1963 Landesjägerschaft Niedersachsen, eng miteinander verbunden. So war für den ersten im Jahr 1956 erschienenen NJ der damalige Vizepräsident des LJV Niedersachsen Heinrich-Wilhelm Ottens als Schriftleiter für den Inhalt verantwortlich. „H.W.O“, wie er genannt wurde, hatte schon vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten die Schriftleitung des „alten“ Niedersächsischer Jäger. Er war die treibende Kraft für einen neuen NJ.

Konstante Zusammenarbeit auf allen ebenen

Auch die ehemalige Geschäftsführerin und Verlegerin des Landbuchverlages Alice Groß war im Verband integriert. Die anerkannte Jagdhundeexpertin hatte seit 1967 den jagdkynologischen Part im NJ betreut und war lange Zeit Vorsitzende des Fachausschusses für das Hundewesen in der LJN. Unvergessen ist Dietrich Gutt, der von 1974 bis 1995 als Chefredakteur den NJ weiterentwickelt hat. Ihm war es immer wichtig, sich bei jagdpolitischen Themen mit dem LJN-Präsidium und der Geschäftsführung abzustimmen. Trotzdem war er ein kritischer Geist, der sehr wohl den NJ nutzte, um auch eine andere Meinung als die LJN zu vertreten.

Dietrich Gutt legte als NJ-Chefredakteur (1974-1995) Wert auf eine kritische, aber kollegiale Zusammenarbeit mit der LJN.

Auf Betreiben von Dietrich Gutt ging die Bearbeitung der Mitteilungen aus den Jägerschaften und Hegeringen an den damaligen Geschäftsführer der LJN, Oberforstmeister Friedrich Ritter. Daneben war Friedrich Ritter zuständig für die Bearbeitung von neu erschienenen jagdrechtlichen Verordnungen und Gesetzen, die in Kraft getreten waren. Dies festigte die Zusammenarbeit zwischen dem Verlag und dem Verband.

Eine Aktion, die Gutt initiierte, war das Spargelessen anlässlich der Landesmeisterschaften im Jagdlichen Schießen. Der Landbuchverlag war bei diesem Essen Gastgeber der Richter und Helfer des Schießens. Eine Geste an die fleißigen Helfer der Veranstaltung, die nicht selbstverständlich war.

Gemeinsames Engagement bei Jungjägern und Messe

Mit Gutts Nachfolger Dr. Dieter Bartsch wurde der Kontakt zum Verband noch intensiver. Das lag zum einen daran, dass die Chemie zwischen ihm und dem seit 1987 tätigen LJN-Geschäftsführer Dirk Schulte-Frohlinde stimmte. Zum anderen war er selbst lange Zeit Hegeringleiter in der Jägerschaft Peine und daher wusste er immer, was im Verband los war. In seiner Zeit war ein Schwerpunkt der Redaktion und des Verlages die Unterstützung der Jungjägerausbildung in den Jägerschaften.

Zusammen mit seiner Mitarbeiterin Renate Brinkmann stellte er Arbeitsmaterialien für die Ausbildung des jägerischen Nachwuchses zusammen. Alle bekannten Jungjägerausbilder, ob sie in den Jägerschaften oder selbstständig tätig waren, wurden alle zwei Jahre zu Informationsveranstaltungen in den Bezirken eingeladen. Neben Informationen zu den Schulungsunterlagen gab es immer einen Vortrag des LJN-Geschäftsführers. Zum einen über jagdpolitische Themen, zum anderen aber auch zu rechtlichen Problemen, die für die Jungjägerausbildung relevant waren. Es gab über Jahre keine LJN-Mitgliederversammlung, bei der der Landbuchverlag und nachher der dlv nicht mit einem Infostand präsent waren.

Friedrich Ritter, ehemaliger Geschäftsführer der LJN (1961-1987), arbeitete von Anfang an eng mit der NJ-Redaktion zusammen.

Auch auf den Hegeringleiterseminaren gab es Informationen zu den Publikationen des Verlages, natürlich mit dem NJ an der Spitze. Der NJ nutzte die inzwischen große Jagdausstellung Pferd & Jagd, um sich regelmäßig mit dem LJN-Präsidenten und Vizepräsidenten auszutauschen. Vom Verlag nahmen an diesem Gespräch immer hochrangige Personen der Geschäftsführung teil. Das wurde auch beibehalten, als 2001 die Geschäftsführung nach der Übernahme durch den dlv nach München wechselte.

Unter der Federführung des NJ und in Zusammenarbeit mit der LJN organisierte man auf der Messe Pferd&Jagd darüber hinaus Podiumsdiskussionen und Kochvorführungen. Auch der beliebte Tierstimmenwettbewerb wurde von der LJN und dem NJ gemeinsam durchgeführt.

Zuversichtlicher Blick in die Zukunft des NJ

Leider hat die Landesjägerschaft sich nun entschlossen, ab dem 1. April 2024 ein eigenes Mitteilungsblatt an den Start zu bringen. Alle Versuche des Niedersächsischer Jäger, über Angebote eine weitere Zusammenarbeit zu erreichen, schlugen fehl. Das ganze Team des NJ hätte sich eine Fortsetzung der Zusammenarbeit gewünscht, nur sollte es wohl nicht sein.

Gute Laune am Stand des Niedersächsischen Jägers bei der Pferd&Jagd 2017 (v.l.): LJN-Präsident Helmut Dammann-Tamke, Redaktionsleiter Benedikt Schwenen, Messe-Chefin Carola Schwennsen und Ministerialdirigent Dr. Dietrich Meyer-Ravenstein.

Auch wenn NJ und LJN zukünftig getrennte Wege beschreiten: Der Niedersächsischer Jäger geht gestärkt weiter seinen Weg. Das junge Redaktionsteam wurde extra personell verstärkt, um noch aktiver vor Ort unterwegs zu sein. Unsere digitalen Produkte auf YouTube und Instagram sowie die gedruckte und digitale Ausgabe erreichen täglich Tausende von Jägerinnen und Jäger. Und auch in Zukunft setzt die Redaktion auf eine enge Zusammenarbeit mit den Hegeringen und Jägerschaften.

Wir nehmen die Herausforderung an, den NJ ganz im Sinne der Gründungsväter, die ein unabhängiges Publikationsorgan haben wollten, in dem verschiedene Meinungen wiedergegeben und ausgetauscht, politische Entscheidungen dargestellt und kommentiert werden, weiterzuentwickeln. Schwerpunkte der Berichterstattung werden wie in der Vergangenheit natürlich auch Aktionen und Veranstaltungen der Landesjägerschaft Niedersachsen und deren Untergliederungen sein.

Der 1. April 2024 wird ein trauriger Tag sein, denn dann endet eine 68-jährige Zusammenarbeit. Diese Trennung der beiden langjährigen Partner hat aber auch etwas Gutes in sich, denn der NJ ist ab dem kommenden Jagdjahr noch unabhängiger und kann in Zukunft ohne Rücksicht nehmen zu müssen klare Worte finden.

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