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Waffenanzeigen erfolgreich formulieren

Zu viel des Guten?

Wird die eine oder andere Waffe nicht mehr gebraucht? Wie wäre es mit einer flüssig formulierten NJ -Kleinanzeige im ?

Sie sollen Meldung machen und keine Romane erzählen“, schnauzte mich einst mein Wehrdienst-Ausbilder an, als ich mal wieder ellenlang ausgeholt hatte. Damals ahnte ich nicht, dass ich inzwischen seit Jahren als Redakteur private Ausrüstungsanzeigen gegenlesen würde.

Dabei kommt mir oft die Ermahnung des Feldwebels in den Sinn: Wie vieles sonst im Leben ließen sich auch Waffenannoncen knapp und unmissverständlich auf den Punkt bringen. Ziel ist ja kein Jägerlebenslauf, sondern ein Verkaufserlös.

Die Preis-Frage

Bloß nicht Herum-Eiern

Das intensive Studium fremder Gebrauchtwaffenanzeigen von privat wie vonseiten des Handels gibt wichtige Anhaltspunkte. Auch ein Gespräch mit dem Büchsenmacher des eigenen Vertrauens kann der Preiseinstufung Ihrer Gebrauchtwaffe dienen, ebenso der Rat waffenaffiner echter Freunde.

Fairerweise nennt ein Inserent eine konkrete Summe als belastbare Verhandlungsbasis (VB) oder einen verbindlichen Festpreis (FP). Höchstens bei hochfeinen Sammlerwaffen mag ein „gegen Höchstgebot, mindestens aber ?.??? €“ ziehen. Auch in einer Sammelannonce wird bei jeder einzelnen Waffe ein Preis genannt. Nichts spricht gegen einen – ergänzend erwähnten – rabattierten Gesamtpreis als zusätzlichen Kaufimpuls.

Ein „Paketpreis“ aber zieht heute nicht mehr. Welcher Käufer will sich schon neben ein oder zwei guten Jagdwaffen unverkäufliche „Kröten“ ans Bein binden? Schließlich kostet auch jeder WBK-Eintrag Geld.

Vermutlich kommt mehr für Sie dabei heraus, wenn Sie nur Ihre guten Jagdwaffen unter Einzelpreisnennungen offerieren – dafür aber tatsächlich Käufer finden. Den das Gesamtbild trübenden (!) Rest könnten Sie in einer separaten Anzeige offerieren oder Ihrer Unteren Waffenbehörde nach unbedingter Vorabsprache zur Vernichtung kostenfrei aushändigen.

Moderne Zielfernrohre mit Innenschiene (aber ohne Objektivmontagering) ergeben separat möglicherweise einen besseren Erlös als samt Waffe. SYS

Was bei einem Pkw-Inserat selbstverständlich ist – nämlich die exakte Modellbezeichnung –, sollte auch bei einem Gebrauchtwaffeninserat von/ an privat gegeben sein. Waffentyp, Firma bzw. Manufaktur und Modell werden bitte korrekt wiedergegeben.

Es reicht nicht, in die Waffenbesitzkarte zu schauen, da Typen- und weitere Namen dort oft unvollständig genannt werden. Die Kontrolle der Stempel an der Waffe selber kann hilfreich sein, der Blick in den vom Hersteller oft ausgestellten „Waffenpass“ oder in den Kaufvertrag ergänzen einander.

Was für’n Typ ist das denn?

Der Begriff Bockflinte (kurz: BDF) ist eingängig, Bockbüchse nicht. Mit Bockdoppelbüchse (kurz: BDB) – von wegen „weißer Schimmel“ – sind wir auf der unmissverständlichen Seite, denn Annoncen werden bundesweit wahrgenommen. Während ein Nordlicht in der Bockbüchse ein Kipplaufgewehr mit zwei übereinanderliegenden Kugelläufen sieht, bezeichnet ein Süddeutscher mit Bockbüchs’ salopp seine Bockbüchsflinte.

Besänftigen Sie mal einen Interessenten, der wegen des Angebots von München nach Hannover angereist kommt und erstaunt in den zweiten Kugellauf und damit in die sprichwörtliche Röhre blickt…

Ungünstige Formulierungen

Kein Eigentor produzieren

Manche Formulierungen können gut Gemeintes ins Gegenteil wandeln und oder schrecken ernsthafte Klienten ab.

„Wegen Jagdaufgabe…“ oder „Aus Altersgründen…“ eingeleitete Annoncen vermitteln ungewollt die Zwischentöne eines Unbedingt-loswerden-Wollens. Das lockt Preisdrücker an.

„Wegen temporärer finanzieller Engpässe…“ weckt noch mehr Übervorteilungswillen, ganz abgesehen von der Gefahr übler Insolvenz-Nachrede in sozialen Foren! (Als diskrete Alternative böten sich Waffenpfandleihhäuser an. Die sind leicht im Internet zu finden.)

„Aus Nachlass abzugeben …“ Was vielleicht den Großmut gegenüber einer Jägerwitwe wecken soll, zieht auch hier eher eine unerbittliche Negativ-Elite an.

„Jungjäger-Paket“ oder „Jungjäger aufgepasst!“ klingt zunächst einmal sozial und solidarisch, bis der Beigeschmack aufkeimt: „Suche für meinen alten Krempel noch Unbedarfte“.

„Sauenjäger, Achtung!“ wirft als kumpelhafte Anrede die Frage auf, warum einer der Ihren ausgerechnet seinen stählernen Keiler-Schreck veräußern will. Wer dennoch so formulieren möchte, vermeide wenigstens die Fehlbegriffe „Saujäger“ oder „Schweinejäger“, die sich als Beleidigungen (Aasjäger oder Charakterlump) ausbuchstabieren lassen.

„Aufgrund Kaliberwechsels abzugeben…“ klingt allzu leicht nach „die Waffe/ der Wechsellauf ist enorm laborierungsempfindlich, unpräzise oder leistungsschwach“. Auch die Begründung eines „Revierwechsels/ veränderten Wildartenspektrums“ wirkt da womöglich fadenscheinig.

„Oft erfolgreich in Afrika geführt…“ – Welcher Käufer möchte sich durch die unterschwellige Floskel beim Anblick zum Beispiel einer so angepriesenen Doppelbüchse stets aufs Neue an Vorbesitzer-Erfolge erinnern? Auch ungewollt provozierter Neid kann die Kauflust hemmen. SYS

Erfinden Sie keinen Gewehrtyp, den Sie nicht besitzen. Sie bieten einen „Bergstutzen in 8 x 57 IRS – 5,6 x 52 R auf Basis einer Bockbüchsflinte ABC mit lauflangem Einstecklauf XYZ …“ an? Das liest sich für andere vielleicht wie eine Verleitfährte mit dem Beigeschmack „Provisorium für Unbetuchte“. Liefern Sie lieber verkaufspsychologisch positiv klingende Botschaften wie „BBF ABC, 12/70 – 8 x 57 IRS, vielseitiger dank thermostabilem EL der Firma XYZ in 5,6 x 52 R …“

Das klang doch auch so – wohl kaum …

Bereits ähnlich klingende Firmennamen bilden Stolpersteine. Da wird die seit 135 Jahren insbesondere für Kipplaufwaffen bekannte Firma Krieghoff irrtümlich mit „Krico“-Repetierern der Firma Kriegeskorte in Zusammenhang gebracht. Selbst bei gleichem Familiennamen kann es sich um verschiedene Betriebe handeln.

Bitte keine Vornamen verwechseln: So sollte man nicht die heute vorrangig als Laufhersteller präsente Firma Lothar Walther mit dem Kurzwaffenhersteller Carl Walther verwechseln. Dann lieber kein Vorname? Bitte doch, denn eine unvollständig genannte Marke kann in einer vertanen Chance münden: Vielleicht bleibt ein Waffenfreund nicht bei „Verkaufe KLB Sodia …“ hängen, weil er in ihr „nur“ eine Kipplaufbüchse aus der Ferlacher Gewehrfabrik Franz Sodia sieht.

Bei „Verkaufe KLB Anton Sodia …“ hätte der Kenner eingedenk des guten Manufakturnamens womöglich eher angebissen. Im Spiegel einer wechselvollen Firmengeschichte kann zudem die Erwähnung bestimmter Produktionsstandorte fallweise Erwerbsansporn oder -hindernis sein.

Saubere Ansage – „lange Gravurplatten“. „Blinde Seitenplatten“ (obwohl korrekt), erst recht „blinde Seitenschlosse“ kaschiert nur das Fehlen der begehrten Schlosse.

Beim Schrotkaliber nennen wir auch das wahre Patronenlagermaß: Ein Kaliber 16/67,5 gibt es nicht, es ist nur die so lautende Patrone, die sich sowohl aus einer 16/70er als auch 16/65er Flinte verschießen lässt. Bei einer älteren, womöglich wertvollen Jagdwaffe steht …/65 für den unverfälschten Zustand.

Einer durch Aufreiben der Patronenlager verhunzten Sammlerflinte werden Kenner den Rücken zeigen. Eine Leistungs-, damit Wertsteigerung kann es hingegen bedeuten, wurde eine stabile Bockflinte von 12/70 auf 12/76 aufgebohrt und verstärkt beschossen.

Klarheit ist auch beim Kugelkaliber geboten, z.B. von wegen „Repetierer, 8 x 57“. Auch wenn die alte 8 x 57 I auf Sau und Reh im Wald überzeugt, ist eine 8 x 57 IS aufgrund höherer Leistung und besseren Munitionsangebots weit willkommener. Und was ist bitte eine .300 Mag.? Da gäbe es zum Beispiel die .300 H & H Mag., .300 Win. Mag., .300 WSM, .300 Wby. Mag. oder .300 RUM, um nur einige zu nennen.

Ersparen Sie sich und Interessenten von vorn herein lästige Telefonanrufe in Form überflüssiger Nachfragen! Unklarheiten können eine mögliche Kontaktaufnahme andererseits auch aus Bequemlichkeitsgründen vereiteln – das sind unnütz verspielte Chancen.

Bei Serienwaffen ergeben sich Technikdetails großenteils von selbst, brauchen als „Katalogwissen“ nicht unbedingt wiederholt zu werden. Bei Manufakturgewehren hingegen interessieren die Art des Verschlusses, der Schlosse, der Sicherung und Abzüge, gegebenenfalls Ejektoren. Stahl- oder Duralbasküle, Laufstahl, -länge, -dicke oder -form und Gravuren sind dann ebenfalls aufzulisten. Bei Modularwaffen kann man mit Extras allerdings auch etwas punkten.

Das Schaftmaterial, die Holzqualität, Schaftform, Art der Fischhaut und Sonderlängen werden erwähnt. Es mag eine Schaftverschneidung geben; bei „Schaftgravur“ krempeln sich dem Kenner hingegen die Fußnägel hoch. Erwähnen Sie ein Schaftmagazin ebenso wie abnehmbare oder (bei edlen Flinten) „keine“ Riemenbügel.

Dann zum Linsen-Salat

Bei Zielfernrohr (ZF) oder Fernglas (FG) listen wir die Firma und das Modell mitsamt der kompletten optischen Nennformel bitte exakt auf. Den es ist zumindest für Nicht-Nachtsichttechnikversessene ein Unterschied, ob man ein 2,5 - 10 x 42 oder 2,5 - 10 56 offeriert. Ergänzende Buchstaben wie „T*“ oder „HT“ können auf eine verbesserte Linsenvergütung oder Glaszusammensetzung gegenüber Vorgängermodellen Auskunft geben.

Die einst so unmissverständliche Bezeichnung von ZF-Absehen ist einer verwirrenden firmenbezogenen Namensgebung gewichen.

Der Hinweis „LP“ für Leuchtpunkt oder „LK“ für Leuchtkreuz kann nicht schaden, obwohl dieses Detail bei heutigen Modellen gang und gäbe ist. Sofern es nicht zum Modellnamen gehört, ist das Attribut „variabel“ z.B. bei einem 3 - 12 x 50 völlig überflüssig, da aus der Optikformel ablesbar. Zweit-Zielfernrohre oder Rotpunktvisiere werden ebenso akkurat gelistet. Auch eine offene Visierung unter Nennung der Korn- und Kimmenart verdient eine Erwähnung.

Nie die Montageart mit dem -hersteller verwechseln

Breit ist die Spanne der Zielfernrohrmontagen, die von einfachen Aufschub- bzw. Aufkippmontagen (ASM, AKM) über die Suhler Einhakmontage (SEM) bis zur Schwenkmontage (SM) reicht. Dabei werden Erfinder fälschlicherweise oft als Synonym für ihre Montage genannt (z.B. EAW). Man wird ihrer Sache nicht gerecht, weil deren Angebotspalette meist viel größer ist.

Oder die Montageart wird nach Erlöschen eines zeitlich begrenzten Markenschutzes bereits ebenfalls von Mitbewerbern produziert.

Vertrauensbildende Maßnahmen sind „vom Büchsenmacher durchgecheckt“ oder bei Luxuswaffen beispielsweise „mit DEVA-Zertifikat“ oder „mit Beschussamt-Zertifikat“. Ein original Anschusszertifikat der Herstellerfirma ist glaubhaft.

Wer kein Superschütze ist, bittet einen versierten Einschießer, einen wiederholbaren Fünfer Streukreis des Kugellaufs auf 100 m zu ermitteln (NJ-Anschussscheibe unter „Service“ auf niedersaechsischer-jaeger.de).

Bei Gewehren mit zwei Kugelläufen bilden je drei Schuss ein Gesamtschussbild. Das Anschussbild kann eine Standaufsicht abstempeln. Das Ergebnis sollte im Inserat keineswegs beschönigt werden.

Zustandsbeschreibung

Beim Waffenzustand sind Umschreibungen gängig wie: Neuzustand, Bestzustand, Schrankwaffe, gepflegt, geringe oder stärkere Gebrauchsspuren, reparaturbedürftig oder „nur für Dekozwecke tauglich“. Es folgt eine konkrete Preisvorstellung (siehe Kasten links). Setzen Sie positive Akzente durch z.B. „inkl. Putzzeug, Futteral, Restmunition“.

Bei Gewehren mit mehreren verlöteten Kugelläufen ist eine stattliche Patronen-Zahl desselben Loses der Einschießmunition (obwohl eingepreist) ein Plus. Als „kostenlose Zugabe“ schrecken eine 7,65-mm-Pistole oder ein KK-Einzellader heute eher ab (kostenpflichtiges An-/ Abmelden oder rechtskonformes Entsorgen). Vielleicht ist ein A-Waffenschrank als künftiger Munitionsschrank eine willkommene, zumal wenn kostenlose Dreingabe.

Am Schluss lautet die nie abzukürzende Schlussformel „Abgabe nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis“ oder ggf. „Abgabe nur an Personen mit vollendetem 18. Lebensjahr“, gefolgt z.B. von „Selbstabholer, PLZ-Raum ??, Chiffre…“ Die Nennung der ersten beiden PLZ-Ziffern gibt Orientierung. Ein Schießstand als Treffpunkt wahrt die Privatsphäre des Verkäufers, ermöglicht dem Käufer ein Probeschießen.

Bei einer NJ -Waffenanzeige ist ein Foto möglich: Gerade hochfeine Waffen wie diese Take-down-Büchse von Theo Jung haben das verdient.

Fazit: Eine flüssig lesbare Kleinanzeige mit korrekten technischen Fakten und realistischen Kaufpreisen rückt die von Ihnen angebotenen Jagdwaffen, Optik etc. vorteilhaft ins Scheinwerferlicht – und zieht seriöse Interessenten an.

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