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Umweltminister informierte sich

Besuch in der Praxis: Umweltminister Olaf Lies (r), Gudrun Pieper (MdL.M.) und Karl-Ludwig von Danwitz (MdL,l.) auf der Biogasanlage von Betreiber Lohse in Nienhagen.

Nach dem anstrengenden Fußballspiel freuen sich die Spieler über die erfrischende Dusche. So auch in Tewel. Allerdings müssen die Kicker dort nun gelegentlich bei kaltem Wasser duschen, da das Sportgelände samt Schützenhalle an das Nahwärmenetz der örtlichen Biogasanlage angeschlossen ist. Seit einigen Jahren wird diese Anlage vom Stromnetzbetreiber (EWE) von Zeit zu Zeit auf „Null“ herunter gedrosselt. Dann gibt es kein warmes Wasser mehr für die Endverbraucher in Tewel. Ursache ist meistens, dass durch die Windkraft bei stürmischen Tagen zu viel Strom ins Netz eingespeist wird und daher die Biogasanlagen aus dem Netz genommen werden müssen, teilt der Netzbetreiber dazu mit. Bei steifer Brise bleibt der Heizkörper beim regional angeschlossenen Haushalt kalt, es sei denn, die Alternativsysteme aus Gas oder Strom sichern die Wärme.

Landberatung aktiv

Der Arbeitskreis Biogas in der Landberatung Bad Fallingbostel befasst sich schon seit einiger Zeit mit diesem Problem und informierte unter der Federführung von Manfred Dannenfeld zusammen mit den beteiligten Landwirten aus dem Arbeitskreis den niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies unlängst vor Ort bei einem Termin in Nienhagen im Heidekreis auf einer Biogasanlage. Dort berichteten betroffene Anlagenbetreiber über diese Zwangsabschaltungen.

Lies ist als Umweltminister der richtige Ansprechpartner in dieser Frage, weil er für die Landesregierung als stellvertretender Vorsitzender im Beirat der Bundesnetzagentur sitzt, die die Regelungen für derartige Abschaltungen festlegt. Im anschließenden Gespräch brach der Minister aus Hannover eine Lanze für Biogas. „Für die Energiewende brauchen wir unbedingt das Biogas als Ergänzung zu den anderen erneuerbaren Energien, weil diese Anlagen in der Stromproduktion überhaupt nicht volatil sind“, so Lies. Wind und Solar hängen dagegen stark vom Wetter ab, im Gegensatz zum stetig vorhandenen Biogas. „In den letzten Jahren wurden wir ohne jede Vorankündigung vom Netz genommen“, beschwerte sich Wilhelm Lülfs, der auch das praktische Beispiel in Tewel veranschaulichte. Die Abschaltung kann schon einmal 1,5 Tage dauern und richtet sich meistens nach der Wetterlage. Allerdings berichteten einige Landwirte aus dem Heidekreis, dass ihre Anlagen auch bei ruhigem Wetter für einige Stunden abgeschaltet wurden. Bei den sehr kurzfristigen Abschaltungen muss mit Schäden an den Anlagen gerechnet werden, weil Wasser ins Ölsystem gelangen kann, so die Betroffenen. Außerdem müssen in den Abschaltzeiten wieder fossile Energieträger eingesetzt werden, um die Versorgungssicherheit der Nahwärmenetze sicherzustellen. Genau das sei aber nicht im Sinne der Energiewende, so die Biogasbetreiber. „Die abgeschaltete Zeit bekommen wir zwar vergütet, das ist aber nicht unser Ansatz“, so Lülfs. Es verstöre die Landwirte schon sehr, wenn das aufwendig produzierte Biogas dann abgefackelt werden müsse und die Warmwassersysteme kalt bleiben.

Betreiber Wilhelm Lülfs

Anders drosseln

Deshalb lautet eine der Kernforderungen des Arbeitskreises, die wärmegeführten Anlagen nur auf 60 % ihrer Leistung zu drosseln, damit weiterhin Warmwasser ins Wärmenetz abgegeben werden kann. Außerdem wollen die Betreiber vor der Abschaltung informiert werden. „Seit sieben Jahren bin ich in der Bundesnetzagentur, in dieser Dimension höre ich von dem Thema das erste Mal“, so Lies und sicherte zu, das Thema bei der nächsten Sitzung des Beirates auf die Tagesordnung zu setzen. Auch die anwesenden Landtagsabgeordneten sicherten ihre Unterstützung zu. Sebastian Zinke (SPD) wies auf die starke regionale Wertschöpfung durch Biogasanlagen hin. „Das ist kein Nebenthema für die Landwirtschaft im Heidekreis“, betonte er. „Es geht um die Gefährdung von Existenzen, weil auch viele Betriebe ohne eigene Anlage durch die Anlieferung der Biomasse involviert sind“, ergänzte Gudrun Pieper (CDU). „Gerade die Nahwärmenetze sind für die Akzeptanz der Anlagen in den Dörfern ganz wichtig“, warb Karl-Ludwig von Danwitz (CDU) für eine ununterbrochene Wärmeversorgung. Minister Lies will nun bei der Bundesnetzagentur eine Lösung erreichen, weil auch schon in Schleswig-Holstein eine Lösung erarbeitet werden konnte.

Biogas wichtig für die Region

Landberatung „Schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie unklare Zukunftsaussichten führten ab 2002 dazu, dass sich viele Landwirte der Landberatung für das ­Thema Biogas interessierten“, teilte Manfred Dannenfeld von der Landberatung Bad Fallingbostel mit. Heute ist die Biogasproduktion für viele der Mitgliedsbetriebe eine wichtige Größe zur Einkommensstabilisierung geworden. Das EEG ist auch eine Strukturförderung für die Region. Die vor- und nachgelagerten Bereiche profitieren heute immer noch von der Investitionsbereitschaft der Landwirtschaft im Bereich der Bioenergie seit 2004, betont Dannenfeld.

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