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Klimabilanz im Betrieb verbessern

Batterie-elektrische Antriebe sind für leichte Arbeiten und kurze Entfernungen geeignet, während für schwere und andauernde Anwendungen der Methanantrieb infrage kommt.

Alternative Kraftstoffe werden seit längerem in Fachkreisen diskutiert, haben in der landwirtschaftlichen Praxis aber noch nicht - wie erhofft - Einzug gehalten. Doch das könnte sich ändern, folgt man den Branchenexperten, die sich unlängst in Berlin zum 17. Internationalen Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“ trafen. Für schwere und andauernde Anwendungen in der Landwirtschaft könnte der Methanantrieb besonders geeignet sein. Batterie-elektrische Antriebe sind dagegen eher für leichte Anwendungen und kurze Distanzen geeignet.

Seit 1997 auf dem Markt

New Holland setzt daher auf den Biomethanantrieb, wie Klaus Senghaas, Kommunikationsmanager des Landmaschinenherstellers, in Berlin erläuterte: „Je größer die Fahrzeuge werden, desto eher kommen sie in den Bereich der Anwendung von Biomethan.“ Seit 1997 bietet der Konzern Motoren an, die mit CNG betrieben werden können. Auf der letzten Agritechnica wurde der serienreife Biomethan-Schlepper vorgestellt. Dieser leistet 132 kW/180 PS. Größere Leistungen sind jedoch möglich, wie der aktuelle C13 Cursor-Motor zeigt, der im Fernverkehr-LKW 460 PS bringt. Für den Antrieb von Landmaschinen ist es allerdings schwierig, die erforderlichen großen Tanks am Fahrzeug unterzubringen. Die wesentlichen Änderungen am Motor gegenüber der Dieselvariante betreffen die Brennraumgestaltung, Kolben und Zylinderköpfe.

Vorteile des CNG-Motors sind neben geringeren CO2-Emissionen auch geringere Betriebskosten. Denn eine aufwendige Abgasreinigung ist nicht mehr erforderlich. Ein einfacher Dreiwegekatalysator reicht, um die Anforderungen der Stufe V zu erfüllen. Auf das Traktorensegment im Leistungsbereich von 130 bis 180 PS entfallen über 20 % der Zulassungen, sodass sich New Holland größere Stückzahlen ausrechnet. Zum Kundensegment zählen vor allem Gemüsebauern, die mit dem Biomethantraktor den „CO2-Rucksack“ ihrer Produktion verkleinern möchten, ebenso wie Kommunen und Flottenbetreiber. Um die Betriebskosten im Vergleich zum Dieseltraktor vergleichen zu können, wurde eigens eine „Methan Calculator App“ entwickelt.

Die Universität Rostock hat einen Traktor auf Methanantrieb umgerüstet. Über die Einsatzerfahrungen nach 1.750 Betriebsstunden berichtete auf dem Kraftstoffkongress Sascha Prehn vom Institut für Verbrennungsmaschinen. Basis war ein Deutz-Vierzylinder mit 83 kW. Mit dem Tankvolumen von 316 l konnte 4,7 Stunden lang gearbeitet werden. „Alle anfallenden landwirtschaftlichen Arbeiten konnten mit dem Traktor gut bewältigt werden“, resümierte Prehn. Nachteilig war allerdings, dass der Schlepper vom Versuchsbetrieb zu einer Biomethan-Tankstelle in 10,5 km Entfernung fahren musste. Ohne diese Fahrten hätte der Biomethanvorrat noch für einen weiteren Tag Feldarbeit ausgereicht. „Anfangs waren die Fahrer skeptisch, doch jetzt möchte jeder den Traktor fahren“, berichtete Prehn.

Auch die Biokraftstoffe der ersten Generation, also die direkt aus Biomasse gewonnen werden, können die CO2-Emissionen der Landwirtschaft senken. Weiterer Vorteil: Bei der Verarbeitung von Raps entsteht mit dem Presskuchen ein hochwertiges Eiweißfutter, das importierte Futtermittel ersetzen kann. Wegen steuerlichen Faktoren und schwankenden Dieselpreise sind die Biokraftstoffe für den landwirtschaftlichen Einsatz ins Abseits geraten. Wer einen Pflanzenöl-Schlepper kauft oder umrüsten lässt, legt sich damit für lange Zeit fest.

Um wirtschaftliche Nachteile aus der Abhängigkeit von der aktuellen Preissituation zu vermeiden, kann die Verwirklichung eines Vielstoff-(Multifuel)-Ansatzes eine praktikable Lösung sein. John Deere hat einen Traktor mit einem Kraftstofferkennungssystem ausgestattet sowie mit einer Motorsteuerung für die automatische Anpassung der Motorparameter an Pflanzenölkraftstoff, Biodiesel und Dieselkraftstoff bzw. deren Mischungen in jedem Verhältnis. Landwirte sind daher bei der Wahl des Kraftstoffes flexibel. „Die Idee ist, dass der Landwirt täglich entscheiden kann, ob er Diesel oder Rapsöl tankt“, sagte Michael Hinrichs von John Deere.

Klimaziel längst erreicht

Für Landwirt Michael Kister im fränkischen Markt Nordheim ist der Einsatz von Rapsöl als Kraftstoff eine sinnvolle Alternative zu fossilem Diesel. Bereits sein Vater führte Mitte der 90er Jahre Rapsöl als Kraftstoff auf dem Hof ein. Damals wurde ein Mercedes D190 betankt. Ihm folgte ein weiterer rapsölbetriebener PKW und im Jahr 2001 der erste Pflanzenölschlepper, ein Deutz MK3 mit 140 PS. 2006 kam ein Fendt 716 mit 160 PS hinzu. 2015 kaufte Familie Kister einen Fendt 828 S4 mit 280 PS, der von der BayWa-Werkstatt Wiesmühl auf den Pflanzenölbetrieb im Zweitanksystem umgerüstet wurde. Diese Werkstatt ist von Fendt für Umrüstungen autorisiert. Im Gegensatz zu früheren Umrüstungen blieb daher die Werksgarantie von fünf Jahren erhalten. Die Umrüstung kostete 8.700 Euro, wovon 7.000 Euro vom bayerischen Förderprojekt „RapsTrak 200“ übernommen wurden. Der erste Pflanzenöltraktor des Betriebes läuft jetzt schon über 10.000 Stunden und auch der neue Schlepper ist jetzt bereits seit 2.500 Stunden im Einsatz.

Für Kister zählt einerseits der betriebswirtschaftliche Aspekt: Das Rapsöl kostet ihn 0,91 Euro/l (zum Vergleich: Agrardiesel 1,01 Euro/l). Eine fünf Kilometer vom Hof entfernte Ölmühle presst seinen Raps, sodass er 15.000 l Rapsölkraftstoff und 20.000 l Futteröl gewinnt. Nach Abzug der Presskosten erlöst er 39,07 Euro/dt. „Die Wertschöpfung bleibt beim Landwirt“, hebt Kister als wichtiges Argument hervor. Mit dem Rapskuchen kann er die Eiweißversorgung seiner Mastschweine sicherstellen. Auch Ackerbohnen und Erbsen kommen aus heimischem Futterbau. Die Tank-Teller-Diskussion, die häufig gegen Biokraftstoffe geführt wird, lässt Kister nicht gelten: „Um die Zugtiere zu füttern, brauchte mein Großvater noch 20 % der Fläche. Heute reichen für den Pflanzenölkraftstoff etwas mehr als 10 % der Fläche aus und ich erhalte zudem Rapskuchen“. Ein Liter Rapsöl spart 3 kg CO2 ein, rechnete Kister vor: „Die Klimaziele für 2030 erreiche ich im Betrieb seit zehn Jahren.“ Im Vergleich zu Kraftstoffen aus Biomasse sind fossile Energieträger zu günstig.

FAZIT

  • Der Verbrennungsmotor dürfte auf absehbare Zeit seine Berechtigung in der Landtechnik behalten.
  • Grund ist der hohe Leistungsbedarf, für den es an praktikablen Alternativen fehlt.
  • Biokraftstoffe können die CO2 -Bilanz der Landwirtschaft schon heute verbessern.
  • Der Biomethan-Antrieb ist jetzt praxisreif.
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