Logo LAND & FORST digitalmagazin

Artikel wird geladen

HAUS & HOF

Aus dem Hofladen bis vor die Haustür

Ackerbau, Schweinemast, Hofladen und Online-Vermarktung: Landwirt Martin Schoster setzt auf mehrere Standbeine.

So mancher erinnert sich vielleicht noch daran, wie vor Jahrzehnten die Einzelhändler mit ihren Waren über die Dörfer tourten. Sie bedienten ihre Kundinnen und Kunden aus dem Verkaufswagen heraus quasi direkt am Gartenzaun – was auf diese Art heutzutage nur noch vereinzelt vorkommt. Verbraucherinnen und Verbraucher bestellen längst online, wenn sie sich Lebensmittel liefern lassen wollen. Einen dritten Weg beschreitet nun Wochenmarkt24: Der Zusammenschluss regionaler Familien- und Handwerksbetriebe bietet einen Online-Bestellservice mit Lieferung am nächsten Tag an. Verbraucher haben dabei die Möglichkeit, bei verschiedenen Betrieben und Hofläden einzukaufen, ohne alle Adressen einzeln ansteuern zu müssen.

Mit einer Tour mehrere Kunden erreichen

„Unsere Partner sind landwirtschaftliche Betriebe, Bäckereien, Imker, Konditoreien und Metzgereien; einige wirtschaften ökologisch, einige konventionell“, so Theresa Feldmann, Regionalleiterin von Wochenmarkt24 für die Region Osnabrück. 22 Betriebe aus dem Osnabrücker Land sind dabei. Das Konzept: Die Erzeugerinnen und Erzeuger bieten unter www.wochenmarkt24.de ihre Lebensmittel an. Die bei ihnen bestellten Waren werden von Wochenmarkt24 abgeholt; dann wird alles nach Bestelleradressen umsortiert und zu Auslieferungstouren zusammengestellt.

„Wir schaffen pro Route rund 50 Kundinnen und Kunden“, sagt Theresa Feldmann. Die Vorteile liegen für sie auf der Hand: „Man muss als Verbraucher nicht Hofladen, Bäckerei und Metzgerei selbst anfahren, sondern bekommt die Waren mehrerer Anbieter in einer Lieferung gebracht. Viele Wege werden eingespart, und wir schonen das Klima.“ Auch die Partnerbetriebe des genossenschaftlich organisierten Zusammenschlusses – also die Erzeuger – sind zufrieden. Zum Beispiel Martin Schoster aus Bad Essen: „Wir sind seit etwas mehr als einem Jahr dabei, und unsere Erfahrungen sind positiv“, so der 27-Jährige. „Die Bestellungen werden von Woche zu Woche mehr.“

Zusätzliches Standbein – mehr Sicherheit

Theresa Feldmann von Wochenmarkt24 und Landwirt Martin Schoster besprechen Abholung und Auslieferung der Waren.

Der landwirtschaftliche Betrieb, den Martin Schoster mit seinen Eltern Ursula und Uwe Schoster im Bad Essener Ortsteil Rabber bewirtschaftet, ist mit mehreren Standbeinen gut aufgestellt: „So können wir einen Betriebsbereich, in dem es mal nicht so läuft, mit einem anderem Bereich ausgleichen. Zu Beginn der Coronazeit hatten wir daran gedacht, selbst eine Online-Bestellmöglichkeit einzurichten, aber der Aufwand ist doch recht hoch. Und dann kam Wochenmarkt24“, so der Landwirt.

„Man muss sich sehr engagieren, um mit einem eigenen Online-Shop erfolgreich zu sein“, weiß Theresa Feldmann. „Manche Betriebe sind nicht im Internet oder in den sozialen Medien vertreten, was für das Marketing jedoch wichtig ist. Unser System ist dagegen einfach, und wir unterstützen unsere Partnerbetriebe bei der Präsentation ihrer Produkte.“

Bereits seit 1991 betreibt Familie Schoster neben Ackerbau und Schweinemast auch Direktvermarktung. Angefangen hat alles mit einem Spargelfeld und dem Verkauf aus dem Kellerraum. Heute ist das Fleisch des Schwäbisch-Hällischen Landschweins bei den Kunden besonders beliebt. Die alte deutsche Schweinerasse galt in den 80er Jahren bereits als ausgestorben. Die Fleischwaren werden nicht nur im Hofladen gekauft, sondern auch im Regiomaten – sowie über Wochenmarkt24. Seit 20 Jahren hält Familie Schoster zudem Legehennen in Freilandhaltung in direkter Nähe zum Hofladen. Dort sowie online bieten die Schosters auch Kartoffeln, Obst und Gemüse aus eigener Ernte an – darunter Süßkartoffeln und Wassermelonen, die Martin Schosters Bruder Heiner anbaut. Zudem gibt es im Hofladen Produkte von Partnerbetrieben zu kaufen.

Fleisch vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein ist sowohl im Schosterschen Hofladen als auch online beliebt.

Stichwort Partnerschaft: Die wird bei Wochenmarkt24 großgeschrieben. So vertreibt der Hof Schoster über Wochenmarkt24 zum Beispiel Käse von einem befreundeten Betrieb, der nicht im Einzugsgebiet des Online-Versands liegt – dieses reicht rund 30 Kilometer um Osnabrück herum.

Zusammenarbeit statt Konkurrenzdenken

„Bei Wochenmarkt24 geht es nicht um Konkurrenz, man hilft sich eher“, so Martin Schoster. „Auch Betriebe, die selbst zu klein sind, als dass sich eine Mitgliedschaft in unserer Genossenschaft lohnt, können auf diese Art bei uns teilnehmen“, erklärt Theresa Feldmann. Um den Partnerzusammenhalt zu stärken, gibt es regionale Treffen für Erzeuger; für Verbraucher sind Hofbesichtigungen und -feste bei Partnerbetrieben geplant. Denn ein Blick hinter die Hoftüren – ob in der Realität oder virtuell – sei durchaus gefragt, so Feldmann.

„Manchmal fahren Kunden, die sonst online bestellen, bei uns auf den Hof, gucken sich die Hühner an und schauen in den Hofladen. Einigen ist es wichtig, die Gesichter hinter dem Produkt kennenzulernen und zu sehen, wo die Lebensmittel entstehen“, sagt Martin Schoster. „Wir wollen darum unsere Erzeuger noch genauer vorstellen – mit Geschichten, Fotos und Videos“, ergänzt Theresa Feldmann.

Wochenmarkt24: Online einkaufen bei regionalen Betrieben

Wochenmarkt24 ist ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von Erzeugerbetrieben einer bestimmten Region. Die Einlage pro Betrieb beträgt 500 Euro. Mitgliedsbetriebe verpflichten sich zu Transparenz und handwerklicher Produktion; Wert wird auf nachhaltige Verpackungen gelegt. Per Tablet und QR-Codes organisieren die Erzeuger Angebot und Bestellungen; die Waren werden von Wochenmarkt24 abgeholt und kommissioniert. Kunden aus dem festgelegten Liefergebiet bestellen online bei Wochenmarkt24, über Nacht wird ihnen die Ware gebracht und in einer Mehrwegthermobox an den Wunschablageort gestellt. Für Logistik, Marketing und das zur Verfügung stellen der Hardware berechnet Wochenmarkt24 zwanzig Prozent von jedem Bestellerlös. Die Preise im Shop kann der Erzeuger selbst festlegen.

Per Tablet bearbeiten die Erzeuger Online-Bestellungen ihrer Kunden.

Wochenmarkt24 wurde 2018 von Robert Tönnies in Bielefeld gegründet. Das Ziel: kleine regionale und handwerkliche Betriebe zu unterstützen. Für die Regionen sind nicht möglichst viele, sondern eher unterschiedliche Partnerbetriebe mit verschiedenen Schwerpunkten gefragt. Weitere Niederlassungen gibt es unter anderem in München und im Dreiländereck bei Lörrach. Eine Niederlassung in Hannover ist geplant.

aw

Digitale Ausgabe LAND & FORST

Holen Sie sich noch mehr wertvolle Fachinfos.
Lesen Sie weiter in der digitalen LAND & FORST !

 Bereits Mittwochnachmittag alle Heftinhalte nutzen
✔ Familienzugang für bis zu drei Nutzer gleichzeitig
✔ Artikel merken und später lesen
✔ Zusätzlich exklusive Videos, Podcasts, Checklisten und vieles mehr!