MARKTKOMMENTAR
Angst vor Versorgungslücken
Es wird darüber gesprochen, sich zügig um die längerfristige Beschaffung der gefragten Weizenqualitäten für die kommenden Monate zu kümmern, um befürchtete Versorgungsengpässe im Frühjahr abzuwenden. Und tatsächlich wird momentan etwas mehr über Termine im ersten Halbjahr 22 gesprochen, ohne dass es jedoch bereits zu größeren konkreten Abschlüssen kam.
International geben sich die Käufer indes die Klinke in die Hand. Und dabei ist die Angst vor leeren Hallen im Frühjahr so groß, dass derzeit jeder Preis gezahlt wird und Mengen geordert werden, die bislang nicht für möglich gehalten wurden. Das schürt wiederum die Sorge der Verarbeiter in Deutschland, denn Getreide fließt dorthin, wo die höchste Zahlungsbereitschaft besteht. Momentan zahlt der Exportmarkt aber kaum mehr als die Verarbeiter im Inland, mit einem Euro ist die Differenz zwischen franko Hamburg (293 Euro/t) und franko Niederrhein weiterhin klein.
Der Umsatz bleibt am Kassamarkt sehr überschaubar. Aus Erzeugerhand werden kaum Partien der Ernte 21 offeriert, sehr viel wurde bereits vermarktet, mit dem Rest wird auf höhere Gebote spekuliert. Dabei fokussiert sich der Großhandel vor allem auf qualitativ hochwertige Partien. Der begrenzte Frachtraum und die hohen Transportkosten erschweren das Geschäft zusätzlich. Brotroggen kann vom starken Auftrieb nur teilweise profitieren. Das liegt wohl auch daran, dass internationale Nachfrage den deutsche Brotroggenmarkt wohl kaum leerfegen wird und somit Käufer ein Versorgungsengpass für unwahrscheinlich halten. Die Braugerstenpreise legen erneut schwungvoll zu, doch hinter den bis zu 335 Euro/t steht kaum Umsatz. Es wird überaus wenig offeriert. Die Gespräche drehen sich um Einzelfuhren. Erzeuger schließen weiterhin Kontrakte ex Ernte 22 ab, aber die Vertragsmengen werden immer kleiner.
Zu einem unerwarteten Problem entwickelt sich die Körnermaisernte. Die überdurchschnittlichen Erträge und der hohe Feuchtegehalt führen zu Engpässen beim Transport und bei der Trocknung. Somit bleiben Feldbestände unangetastet. Gehofft wird, dass in spätestens zwei Woche die Schläge geräumt sind. Entgegen der Annahme, dass die Maispreise angesichts der größeren Mengen fallen müssten, steigen sie weiter. Damit richtet sich der Fokus der Mischfutterhersteller weiterhin auf Gerste, die im Preis kräftig zulegt. Die Großhandelspreise sind in die Höhe geschnellt und haben die Linie von 280 Euro/t örtlich bereits überschritten.
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