Aus der Feder von Susanne Wiborg

Das große Strahlen?

10. August 2022

Nun strahlen sie wieder. Ohne die freundlichen Gesichter der Sonnenblumen wäre ein Spätsommer einfach nicht vorstellbar. Vor dem Abstieg in herbstliche Dunkelheit und Kälte halten ihre warmen Farben noch einmal den Sommer ganz fest. Für diesen großen Effekt benötigen sie nicht nur wenig Bodenfläche, sie sind auch idiotensicher zu kultivieren. Einfach im Frühjahr Samen in die Erde stecken, den Rest erledigen sie von allein. Das macht sie zur idealen Pflanze für ein Kinderbeet sowie zur Erfolgsgarantie selbst für wenig begnadete Gärtner.

Wirklich? Das mag anderswo so sein. Hier leider nicht. Meine Sonnenblumen gehören zu den aufwendigsten Zöglingen im Garten und machen mir mehr Arbeit als so ziemlich alles andere. Das liegt, natürlich, mal wieder am Platzmangel. Im Frühjahr und Frühsommer ist das winzige Revier ein einziger wuchernder Dschungel aus Zierlauch, Violen, Weidenröschen und anderen robusten Gewächsen. Was an Sonnenblumensaat überhaupt aus der Erde käme, würde in Rekordzeit von den Schnecken bodeneben abgefräst. Arbeitete sich doch mal ein Sämling aus dem Schatten, wäre oben ziemlich schnell Schluss: Da sind die mächtigen, überhängenden Rosenbüsche, die Licht und Platz rigoros für sich beanspruchen.

Ich will aber trotzdem Sonnenblumen, unbedingt, also bleibt nur eins: Sie verbringen ihre Jugend in Töpfen. Da ich für so viel Aufwand auch lange Freude haben möchte, ziehe ich nur verzweigte Sorten, die bis zum ersten Frost nachblühen: die gigantische ‘King Kong’, die erfreulich schnell aus dem gefährdeten Ministadium herauswächst, eine Herbstschönheit mit warmen Farben.

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