Natur auf dem Vormarsch

Nun scheint sich aber in dem Land, wo das Gärtnern Vielen praktisch in die Wiege gelegt wird, alles völlig zu wandeln. Die größte Gartenbaugesellschaft der Welt, die Royal Horticultural Society, die große Schaugärten mit Millionen von Besuchern betreibt und auch so bekannte Gartenmessen wie die Chelsea Flower Show organisiert, hat Torf völlig verbannt. Das Ziel ist das nachhaltige Gärtnern mit organischen Düngern und sanften Mitteln, wenn Schädlinge und Krankheiten überhandnehmen. Ansonsten gilt: vorbeugen und den Nützlingen mehr Platz einräumen.

Besonders deutlich ist das zu sehen, wenn man in diesem Jahr die Mustergärten betrachtet, die auf den diversen Messen (neben Chelsea gibt es noch zehn andere Shows) aufgebaut werden. Dort zeigt sich: Die Natur ist auf dem Vormarsch. Wo früher perfekt geschnittene Hecken standen, präsentieren sich jetzt Natursträucher-Hecken, wo der perfekte Englische Rasen den Rahmen bildete, blühen heute üppige Blumenwiesen. Auch in den Royal Parks, wie dem Kensington Garden, sind nun Blühwiesen statt dem englischen Grün zu finden. Und die Briten unterstützen das. Als wir für eine TV-Sendung am Rande so einer Wiese Aufnahmen machten, kam ein Spaziergänger zu uns. Er machte uns stolz darauf aufmerksam, dass er diese Blumenwiese seit drei Jahren beobachtet. Immer mehr Insekten und Vögel würden sich dort einfinden. „The english lawn is out“, analysierte er die neuen Gartentrends. Und so bekommen eben bei der renommiertesten Gartenschau der Welt tatsächlich auch solche Gärten Goldmedaillen, wo Brennnesseln und Disteln in den Beeten wachsen.