Der Nase nach durchs Gartenjahr
Heute schon an den Rosen geschnuppert, dem Phlox oder den Lilien? Mit den Fingern über Salbeiblätter gestreift oder den Thymian gestreichelt? Jetzt im Sommer zeigt sich der Garten von seiner sinnlichsten Seite. Nichts ist schöner, als durchs Grün zu schlendern, hier und da stehen zu bleiben und die unterschiedlichsten Pflanzenparfüms einzusaugen. Augen zu, tief einatmen und einfach in Duftwolken schwelgen. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar, heißt es in Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry, und Gärtner meinen das Gleiche, wenn sie sagen, der Duft sei die Seele einer Pflanze. Er offenbart ihren Wesenskern.
Gefühle und Erinnerungen
Doch ob wir einen Geruch als lieblich und fein oder eher unangenehm und abstoßend empfinden, hängt auch immer von unserem ganz persönlichen, subjektiven Geschmack ab. Denn Duft verarbeitet das Gehirn in einem seiner ältesten und archaischsten Regionen. Zu Urzeiten lieferte die Nase schließlich wichtige Informationen, unterschied genießbares von ungenießbarem Essen, warnte vor Gefahren, wie Feuer und Raubtieren, und spielt bis heute eine wichtige Rolle bei der Partnerwahl – manche kann man einfach nicht riechen. Da dieser uralte Gehirnbereich auch unsere Emotionen steuert, sind Gerüche stets direkt mit Gefühlen verbunden: Man mag sie oder man mag sie nicht. Das entscheidet sich innerhalb von Sekundenbruchteilen. Erinnert der Duft der Rosen an glückliche Kindertage in Großmutters Garten, der des Lavendel an unbeschwerte Urlaubstage im Süden, wird man ihn immer schätzen.
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