Feine Körner vom Glücksbringer
Benedikt Ley kniet sich in den dicht wuchernden Rotkleebestand. Es ist Ende August. Der Landwirt zerreibt eine vertrocknete Blüte zwischen den Fingern und zeigt die feinen gelben Samen. „Das sind die ersten reifen Samen“, sagt er. „Mit der Ernte müssen wir aber noch ein bisschen warten. Er ist noch nicht erntereif.“
Seit 2013 bewirtschaftet der gebürtige Bayer den Mühlenhof im mecklenburgischen Zepelin. Vier Jahre später stellte er auf den Anbau nach Bioland-Richtlinien um. Wie auf allen Biobetrieben gehört Kleeanbau auch bei Ley unbedingt dazu. Klee als Hauptfrucht erhält die Fruchtbarkeit der Böden und liefert hochwertiges Futter, doch auf dem Mühlenhof gibt es eine Besonderheit: Ley nutzt seinen Rotklee nicht nur als Grünfutter, sondern erntet auch die Samen. Die Vermehrung der Leguminose ist auf dem Ökobetrieb ein eigener Betriebszweig.
Zum Kleevermehren kam Ley, als er den Betrieb auf den Ökolandbau umstellte. Der Landwirt suchte nach einer lukrativen Nische für seinen Betrieb, jenseits des damals angespannten Massenmarkts für Ökogetreide. Schon vor der Umstellung hatte er mit dem Gedanken gespielt, Grassamen zu vermehren. Daher stand er bereits in Kontakt zum Züchtungsunternehmen DSV Saaten. Nach der Umstellung wurde das Thema Vermehrung noch attraktiver. Hochwertiges Biosaatgut war knapp und Vermehrer waren sehr gesucht. Heute vermehrt Ley neben dem Rotklee auch Wiesenschwingel und Deutsches Weidelgras.
Ley sät seinen Rotklee meist gegen Ende August aus. Er hat auch schon den Anbau in Untersaat probiert. „Das funktioniert aber nicht immer gut“, sagt er. „Besonders schwierig ist es, wenn das Getreide ins Lager geht oder die Bestandsentwicklung nicht sauber ist.“ Daher bevorzugt der Landwirt heute die Blanksaat.
Vorsprung gegen Unkraut
In der Fruchtfolge steht die Leguminose meist nach Getreide, um eine Aussaat im August zu ermöglichen. Durch die intensive Unkrautregulierung in der Vorfrucht hat Ley im Rotklee einen Vorsprung gegenüber den Problemunkräutern. Auch im Bioanbau muss das Saatgut möglichst frei von Unkrautsamen sein.
Besonders problematisch ist etwa der Ampfer. Im Gegensatz zu konventionellen Betrieben kann der Ökovermehrer aber nicht mit einem Herbizid eingreifen. Ampfer und andere durchwachsende Pflanzen müssen mit der Hand entfernt werden. Auch Verunreinigungen durch den verwandten Weißklee können zum großen Problem werden. Deshalb achtet Ley darauf, dass auf den Flächen möglichst noch nie Weißklee stand.
Im darauffolgenden Jahr, im Mai, führt Ley zunächst einen Schröpfschnitt durch. „So halten wir den Bestand sauber und verzögern den Zeitpunkt der Blüte“, sagt er. „Bei einer späteren Blüte sind mehr Insekten unterwegs. Das ist besser für die Bestäubungsrate.“ Den Schnitt kann er außerdem als Grünfutter für seine Fleischrinder verwenden. Nach dem zweijährigen Rotklee folgt in der Fruchtfolge meist Getreide, das vom angereicherten Stickstoff profitiert.
Ernte im Schwad
Besonders herausfordernd ist die Ernte der Samen. „Ich musste zu Beginn einiges an Lehrgeld bezahlen“, sagt der Landwirt. Rotklee reift sehr ungleichmäßig ab. Geerntet wird bei etwa 80 bis 90 Prozent Abreife. Zu diesem Zeitpunkt sind die Pflanzen noch grün. Bei der Ernte ist der richtige Zeitpunkt entscheidend. Ein Zeitfenster von mehreren trockenen Tagen ist ein Muss.
In der ökologischen Vermehrung ist der Schwaddrusch üblich. Dazu mäht Ley den Klee und lässt den Schnitt im Schwad je nach Wetter bis zu fünf Tage lang abtrocknen, um das Nachreifen zu fördern. Sowohl beim Mähen als auch beim Schwaden kommt es auf schonendes Arbeiten an, damit die Körner nicht aus den Hülsen fallen. Daher nutzt Ley ein Mähwerk ohne Aufbereiter.
Zusammen mit dem Wiesenschwingel hat Ley insgesamt 300 ha Vermehrungsfläche auf seinem Betrieb stehen, davon 100 ha mit Rotklee. Daher lohnte es sich für ihn, in die passende Technik zu investieren. Um die Samen aus dem Schwad zu dreschen, hat er einen Pickupvorsatz für den Mähdrescher angeschafft. Transport und Reinigung übernimmt das Züchtungsunternehmen.
Ein kühler Augustwind zieht über den Acker. In diesem Jahr verzögern die kühlen Temperaturen die Ernte. Noch stehen viele Pflanzen in rosafarbener Blütenpracht. Nur einzelne braune Blütenköpfe sind zu sehen. „Dieses Jahr ist alles zehn Tage später“, sagt Ley. Deshalb wird er den Klee erst im September beernten. ●
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