Begrenzte Ressourcen nutzen
Auf den Punkt
- Betriebsleiter Kai Rodewald organisiert den Einkauf über Gemeinschaften.
- Das größte Einsparpotenzial sieht er bei den Blattfrüchten Zuckerrüben und Energiemais.
- Die Hauptfruchtfolge besteht aus Zuckerrüben-Getreide-Energiemais-Getreide.
Dünger ist knapp, Diesel teuer. Landwirte haben sich über die Jahre an die Aufs und Abs am Markt gewöhnt. Sich angepasst, den Betrieb weiter optimiert und sich beim Verkaufszeitpunkt des Getreides richtig oder falsch entschieden.
Seit ein paar Monaten scheint es aber nur noch eine Richtung zu geben. Die Kosten sind beim Dünger um mehr als das Doppelte gestiegen. Wer die Dezitonne Kalkamonsalpeter im Herbst 2020 für um die 25 Euro bekommen hat, bezahlt mittlerweile an die 50 Euro. Auch der Dieselpreis scheint keine Grenzen zu kennen. Manchem Betriebsleiter wird mulmig, wenn er an die nächste Saison denkt.
Auch Kai Rodewald aus Rössing in Niedersachsen versucht seinen Ackerbaubetrieb an die neuen Herausforderungen anzupassen. Insgesamt bewirtschaftet er mit seinen zwei GbR-Partnern gut 500 ha auf vorwiegend Lehm- und Tonböden. Die Hauptfruchtfolge besteht aus Getreide und Blattfrüchten. „Wir bauen hier im Wechsel Zuckerrüben-Weizen-Energiemais-Weizen an. Flächen, die keine Rüben in der Fruchtfolge haben, lockern wir zusätzlich mit Raps auf“, sagt Rodewald.
An hochwassergefährdeten Standorten gibt es auch Ausnahmen, an denen Mais nach Mais angebaut wird. Dies hält er aber aufgrund der neuen Vorgaben für ein Auslaufmodell. „Es ist ähnlich wie mit den getreidelastigen Fruchtfolgen. Die gehören für mich auch der Vergangenheit an. Nachdem wir früher Rüben und anschließend dreimal hintereinander Weizen angebaut haben, war klar, dass es mindestens einen Wechsel zwischen Blatt- und Halmfrucht geben muss.“
In der Gemeinschaft
Die Zuckerrüben gehen an die Fabrik im nahegelegem Nordstemmen; das Getreide vermarktet die GbR über eine Getreidevermarktungsgesellschaft. Neben einem Geschäftsführerpaar kommt auch ein eigenes Vermarktungssystem zum Einsatz. „Zwischen 100 und 150 Betriebe vermarkten ihr Getreide über die Gesellschaft. Wer sein Getreide nicht auf dem Hof lagern kann, kann direkt in der Halle am Hildesheimer Hafen einlagern“, sagt Rodewald. Insgesamt bietet diese Halle Platz für gut 30.000 t.
Auch der Einkauf von Dünger, Saatgut und Pflanzenschutzmitteln ist über die Gemeinschaft organisiert. Beim Diesel setzt die GbR auf eine Gemeinschaftstankanlage mit insgesamt 13.000 l Fassungsvermögen. „Diesel kaufen wir nicht mehr vor. Wir haben das eine Zeit lang probiert und über die Jahre festgestellt, dass wir damit keine großen Effekte erzielen“, erklärt der Betriebsleiter. Um den Einkauf des Diesels kümmern sich die Landwirte nicht selbst, sondern der Geschäftsführer der Tankanlage.
Anders sieht es hingegen beim Verkauf des Getreides und beim Vorkauf von Dünger aus. Den Getreideabsatz in der GbR übernimmt jeder Betrieb dabei für sich. „Ich habe im Vorfeld nichts über Kontrakte abgesichert. Mit meinem Börsenkonto habe ich im letzten Jahr vor Weihnachten einen Teil abgesichert und mir dabei die Finger verbrannt. Es war rückblickend richtig, hier rechtzeitig auszusteigen, als die Preise ab Sommer nach oben schnellten“, sagt der Landwirt.
Anfang Dezember hatte er dann die Chance, 350 seiner 700 t abzugeben. „Das war eine Punktlandung, abgesehen von den 15 bis 20 Euro, die ich pro Tonne an der Börse verloren hatte“, sagt Rodewald. Grundsätzlich stuft er seine Situation aber als komfortabel ein. „Ich hatte noch ziemlich viel Glück mit der Vermarktung. Es gibt viele Betriebe, die ihr Getreide früh abgegeben und teuren Dünger eingekauft haben. Das drückt mit Sicherheit die Liquidität.“
Doppelter Düngerpreis
Auch beim Dünger hat die GbR frühzeitig alle Grunddünger eingekauft. Gut 90 Prozent des benötigten Diamonphosphat (DAP), Piamon und Piagran sind bereits eingelagert. Obwohl Rodewald erst skeptisch war, sagte er dem Einkauf mit seinen GbR-Partnern zu. „Den ersten Dünger haben wir im Juli gekauft. Trotz der im Verhältnis zum Vorjahr teuren Preise konnten mich meine Partner überzeugen. Aufgrund der knappen Warenverfügbarkeit haben wir dann im September die zweite Tranche gekauft.“ Wenn Rodewald die jetzigen Preise mit den ersten Angeboten im Sommer vergleicht, ist er erleichtert über diesen Schritt.
Ich hoffe, dass wir die Getreidequalität im B-Segment durch eine gute Sortenwahl halten können.
Die Nettopreise von Piamon lagen damals bei 37 Euro/dt, von Piagran bei 48 Euro/dt und von DAP bei 64 Euro/dt. Mittlerweile liegt der Preis für Piagran bei fast 100 Euro/dt. „Im Vergleich zum Vorjahr haben wir eine Steigerung beim Dünger von 150 bis 220 Prozent, beim Diesel gut 50 Prozent. Die Getreidepreise sind hingegen nur um gut 30 Prozent gestiegen“, sagt der Betriebsleiter. Man müsse aber auch bedenken, dass die Betriebsmittelkosten beim Getreide einen Anteil von 30 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Der gesteigerte Erlös wird aber zu 100 Prozent angerechnet.
„Ich habe nur Bedenken, ob die Getreidepreise in Zukunft auf diesem Niveau bleiben. Wenn sie fallen, ziehen die Betriebsmittelkosten nicht so schnell nach. Das kann große Probleme bei den wirtschaftlichen Ergebnissen geben.“
Um den Betrieb in Zukunft weiter zu optimieren, setzt Rodewald auf Nmin-Proben (mineralischer Stickstoff [N] im Boden) und bedarfsgerechte Düngung. „Wir ziehen schon länger Nmin-Proben. Vor allem in der Zuckerrübe und im Silomais sehe ich noch Einsparpotenzial im Bereich der N-Düngung. Das ist eine Schraube, an der wir drehen können“, sagt Rodewald.
Praktikerstimmen
Jeder Betrieb ist betroffen
Drei Landwirte berichten, wie sie mit Betriebsmittelknappheit und -kosten umgehen.
„Die Betriebsmittelknappheit zwingt uns dazu, Verpackungsmateralien wie Flaschen und Kartonagen früher einzukaufen. Den Raum, den wir jetzt für Events nicht brauchen, nutzen wir dabei als Lager.“
Mara Walz, Winzerin mit Direktvermarktung
„Momentan bestellen wir nicht einfach bei unseren Stammhändlern, sondern vergleichen vorher die Preise noch intensiver oder lassen uns bezüglich Alternativen beraten. Beim Diesel beobachten wir täglich die Preise.“
Leo Rösel, Ackerbauer
„Beim Rapsschrot für unsere Milchkühe gilt es, vorausschauender als sonst zu bestellen. Trotzdem können einen Lieferengpässe überraschen. In dem Fall heißt es dann portionieren und einteilen.“
Friderike Koller, Milchviehhalterin mit Direktvermarktung
Dünger einsparen
Vor allem im Bereich des Rüben- und Maisanbaus versucht er dadurch Dünger einzusparen. „2022 wollen wir die Unterfußdüngung um 50 kg auf 1,5 dt/ha reduzieren. Ich würde allerdings beim Mais im Hinblick auf die Jugendentwicklung nicht zu sparsam sein.“ Gerade im Mais- und Rübenanbau müsse man bedenken, dass die Preise oft durch mehrjährige Lieferverträge gedeckelt seien. Die Kosten für Pflanzenschutz und Düngungs seien aber stark gestiegen. Daher muss man diese Bereiche laut Rodewald genau im Blick haben.
Beim Getreide setzt der Ackerbauer auf ein Stickstoffmessgerät, das den Nitratgehalt im Pflanzensaft misst. Dadurch lässt sich die Düngergabe individuell an den Bedarf der Pflanze anpassen. Bei der Frage, ob er die Qualitäten in Zukunft auch bei einer geringeren N-Verfügbarkeit halten kann, ist Rodewald zuversichtlich. „Ich hoffe, dass wir unsere Qualitäten im B-Segment halten und mit den Sorten einiges erreichen können.“
Er geht davon aus, dass Landwirte ihre Fruchtfolgen in Zukunft gewaltig umstellen und wieder stärker zu den ackerbaulichen Wurzeln zurückfinden müssen. Kai Rodewald weiß aber auch, dass dieses Jahr für ihn hätte schlechter laufen können. „Die Kollegen, die nicht mehr an Dünger gekommen sind oder niedrige Vorkontrakte abgeschlossen haben, stehen wirklich vor Problemen.“
In einer Umfrage auf unserer Internetseite konnten die Leser abstimmen, wie sie mit der Betriebsmittelknappheit umgehen. Die Ergebnisse lesen Sie in der Grafik „Wie gehen Sie damit um?“ ●
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