„Ich will Geld verdienen“
Auf den ersten Blick wirkt Maren Jänsch zurückhaltend, fast ein bisschen schüchtern. Doch wenn sie die Geschichte ihres Hofes erzählt, ihre Arbeit mit den Kürbissen und ihre Visionen beschreibt, fühlt man sofort, wie viel Herzblut und Stärke in der 47-Jährigen stecken. Für die Unternehmerin des Jahres ist Landwirtschaft kein Hobby. „Ich will mit dem, was ich tue, auch Geld verdienen. Ich wusste von Anfang an, dass ich mit der typischen Fruchtfolge Weizen, Zuckerrüben und Mais hier in der Gegend nicht weit komme“, sagt Maren Jänsch. Eine Idee musste her. Am liebsten wäre sie damals in die Schweinehaltung eingestiegen, doch zum Glück hatte ihr Mann, der in Vollzeit bei VW arbeitet, Veto eingelegt.
„Er hätte alles mitgemacht, aber früh aufstehen und Schweine im Stall füttern, kam nicht infrage.“ Bei einem Austausch in den USA kam Maren Jänsch dann auf die Idee mit den Kürbissen. Der Anbau ist arbeitsintensiv, aber die Investitionen halten sich in Grenzen.
120 Kürbissorten auf 30 Hektar
Inspiriert und mutig kaufte sie Saatgut für 120 Kürbissorten und säte sie zunächst auf knapp 1 ha aus. Mittlerweile wachsen und leuchten die bunten Kürbisse auf 30 ha. Allerdings gibt es einen Knackpunkt wie die Landwirtin erzählt: „Der große Anteil Handarbeit ist eine echte Herausforderung. Maschinell geht da kaum was. Gesät wird zwar mit der Maschine, aber gleich danach geht die körperliche Arbeit los. Wir müssen die Samen mit einer Folie schnell vor den Krähen schützen. Oft lauern die schon hinter der Drille.“ Zeitdruck gibt es vor allem bei der Unkrautbekämpfung. Bevor die Reihen sich mit dem Kürbiskraut schließen, muss der Grubber durchgefahren sein. „Das muss auf den Punkt stimmen“, sagt Jänsch. „Die Pflanzen ranken innerhalb eines Tages bis zu 50 cm und dann sind die Reihen plötzlich zu. Dann hilft nur noch das Hacken von Hand.“
Acht Saisonarbeiter helfen ihr beim Jäten, Ernten, Waschen, Etikettieren und Abpacken der Kürbisse. Innerhalb einer Gemeinschaft teilt sich Jänsch Maschinen und Arbeitsgänge mit zehn anderen Betrieben. Die mittlerweile unter den Berufskollegen anerkannte Landwirtin spritzt auch mal auf dem Erdbeerhof und dafür holt ihr der Nachbar den Weizen vom Feld.
Um die Anerkennung der Berufskollegen hat die Landwirtin hart gekämpft. Im Jahr 2008 übernahm Maren Jänsch den reinen Ackerbaubetrieb mit 98 ha von ihrer Mutter. Schuldenfrei, wie sie schnell betont, weil sie dafür sehr dankbar ist. „Ich konnte durchstarten, frei sein – ohne eine finanzielle Vorbelastung“, erinnert sich die Landwirtin.
Optimale Voraussetzungen, wenn da nicht Gegenwind aus einer ganz anderen Richtung gekommen wäre. Die fast überwiegend männlichen, oft alt eingesessenen Kollegen machten es der jungen Frau damals nicht leicht. „Sie haben Wetten darauf abgeschlossen, wie lange ich es in der Landwirtschaft und auf dem Betrieb aushalte“, erzählt Maren Jänsch. „Das hat mir damals natürlich keiner gesagt. Allein unter Männern, so habe ich mich gefühlt.“ Heute schmunzelt sie darüber und schiebt gleich einen Satz hinterher: „Ich verliere nicht gerne!“ Und da ist er, der Ehrgeiz, den man als Unternehmerin braucht.
Vermarktung im ganz großen Stil
Während die Kürbisse auf dem Feld wachsen, feilt Jänsch immerzu an neuen Vertriebswegen. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie brütet sie darüber, wie sie die Verluste durch fehlende Veranstaltungen wettmachen kann, denn normalerweise eröffnet ein großes Kürbisfest die Saison. „Die ganze Familie packt da mit an, räumt die Lagerhalle leer und macht Platz für Kunststände aus der Region. 2.000 bis 3.000 Besucher kommen dann auf den Hof. Da herrscht immer absoluter Ausnahmezustand“, erinnert sich Jänsch.
Obwohl das große Hoffest und mehrere überregionale Veranstaltungen ausgefallen sind, hat die 47-Jährige ihre Kürbisse vermarkten können. Sie hat den Trend zum Wiederzuhause-Kochen während der Pandemie genutzt und die Kürbisse gleich mit den passenden Rezepten verkauft. „Viele junge Paare und auch Familien kamen bei ihren Ausflügen auf dem Hof vorbei und kauften die Kürbisse direkt bei mir. Am 20. Oktober waren wir schon ausverkauft.“ Trotz des Erfolges ärgert sich die Unternehmerin darüber. So etwas darf ihrer Meinung nach nicht passieren „Da wäre noch mehr drin gewesen.“
Jänsch beweist nicht nur Kreativität bei der Vermarktung, sondern auch Nervenstärke. Im vergangenen Jahr hat sie es mit den ganz Großen aufgenommen und liefert nun an den Lebensmittteleinzelhandel (LEH). „Das hat mir einen kräftigen Schub gebracht. Allerdings braucht man auch ein dickes Fell. Stimmt die Qualität bei einem Kürbis nicht, kann man direkt aufladen und alles wieder mitnehmen. Das ist nur schwer zu ertragen“, sagt Jänsch. Sie weiß, wie schnell man dort wieder ausgelistet wird, und setzt bewusst nicht nur auf den LEH, auch wenn der Deal ihr Betiebsergebnis enorm verbessert hat. Fragt man die Unternehmerin des Jahres nach ihrem Erfolgsrezept, antwortet sie: „Man kann nur gut in dem sein, was man frei entscheiden kann. Davon bin ich überzeugt.“ ●
Zur Person
Maren Jänsch führt den Ackerbaubetrieb in der sechsten Generation. Sie ist alleinige Inhaberin. Ihr Mann arbeitet Vollzeit außerhalb der Landwirtschaft. Auf die Übernahme hat sie sich gut vorbereitet. Nach der landwirtschaftlichen Ausbildung studierte sie an der Fachhochschule in Osnabrück. Die neue Ausrichtung des Betriebs hat sie ganz bewusst so gewählt, dass das Fami- lienleben mit den beiden Kindern nicht zu kurz kommt. In einer Erzeugergemeinschaft setzt sich Jänsch als Vorstandsmitglied für die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte aus ihrer Region ein. Das ist aber nur eines der vielen Ehrenämter.
Stimmer der Ceres Award-Juroren
„Maren Jänsch kann rechnen, ist hartnäckig, mutig und kreativ. Das macht für mich eine gute Unternehmerin aus.“
Anke Fritz, agrarheute
„Eine Macherin mit unternehmerischem Gespür für das, was bei Verbrauchern gut ankommt.“
Sanna Karolszyk, Corteva Agriscience
„Professionell und zielstrebig leitet Maren Jänsch ihren innovativen und erfolgreichen Betrieb. Sie kann Vorbild für viele Unternehmerinnen sein. “
Juliane Vees, LandFrauenverband
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