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GASSE 2.0 – Walderschließung

Praktische Lösungsansätze mit digitaler Planung von Gassennetzen

Abb. 1: Planung für die Projektfläche auf dem Gelände der KWF-Thementage 2022

Der Feinaufschluss von Waldbeständen hat dabei eine herausragende Bedeutung und erfordert vor dem Hintergrund ökologischer Wirkungen auf Boden und Bestand, ökonomischer Effekte für den Forstbetrieb sowie technischer und ökonomischer Auswirkungen auf die Leistungserbringung der eingesetzten Forstunternehmen zwingend eine vorausschauende Planung.

Bislang wird die Erschließung, insbesondere die Lage und der Verlauf von Rückegassen, durch das Forstpersonal im Wesentlichen auf Basis ihrer Orts- und Fachkenntnisse geplant. Unterschiedliche Geländebedingungen im Wald, die den Einsatz forstlicher Technik abhängig von der Hangneigung streng limitieren, zeigen beispielhaft Herausforderungen, vor denen das Forstpersonal im Entscheidungsprozess steht. Die Gassenplanung ist daher nicht nur sehr zeitaufwändig, sondern aufgrund zahlreicher weiterer Einflussgrößen auch so komplex, dass ein optimales Ergebnis zu selten erzielt werden kann. Dieser Umstand steht im Widerspruch zum forstlichen Grundsatz, dass Erschließungswegenetze langfristig Bestand haben müssen.

Mit „GASSE 2.0“ wird erstmals eine Lösung bereitgestellt, die Möglichkeiten zur Unterstützung der Planung von Gassennetzen bereitstellt. Dabei ist es möglich, auf Basis des DGM1 berechnete richtungs- und technikabhängige Höhenhindernisse im Geländeverlauf eines Waldgebiets zu visualisieren und in der Planung im Forst als ergänzende Datengrundlage zu berücksichtigen.

In einem weiteren Schritt erzeugen mathematische Optimierungsalgorithmen auf der Grundlage vorhandener, geodatenbasierter Informationen alle zulässigen Gassennetzvarianten für einen konkreten Planungsfall. Diese werden rechnerisch in Sekundenschnelle einer Bewertung unterzogen. Ein Ranking der hinsichtlich ökologischer, ökonomischer und betrieblicher Kriterien jeweils besten Planungsvarianten unterstützt das Forstpersonal bei der Auswahl einer optimalen Lösung.

Ökonomische und ökologische Bewertung

Mit „GASSE 2.0“ können in der forstlichen Praxis nicht nur die Effizienz im Planungsprozess erhöht und der Aufwand für Revierleiter gesenkt, sondern auch eine ökonomische und ökologische Bewertung der Planungen unter Berücksichtigung betriebsspezifischer Ziele verwirklicht werden. Damit wird gleichermaßen auch ein Beitrag zur Erhöhung der (langfristigen) Planungssicherheit und zur Sensibilisierung des Forstpersonals für Konsequenzen planerischer Entscheidungen geleistet.

Im Forstbetrieb Oberharz ist „GASSE 2.0“ seit mehr als 2 Jahren im regelmäßigen betrieblichen Einsatz. Anhand von drei Beispielen der täglichen Praxis im Forstbetrieb werden Anwendungen von „Gasse 2.0“ demonstriert. Diese im Folgenden kurz beschriebenen Beispielanwendungen zeigen Mehrwerte und Effekte der digitalen Planung für den Betrieb – sowohl für klassische Erschließungsplanungen zur Vorbereitung von Erntemaßnahmen als auch für Aufgaben im Kalamitätsfall und für die langfristige strategische Anpassung des Erschließungsnetzes.

  1. Erschließungsplanung in Jungbeständen
    • Für die Planung von Gassensystemen, sowohl als Grob- wie als Feinaufschluss, besteht die Möglichkeit, mit der Planungssoftware „GASSE 2.0“ je nach Zielsetzung des Bewirtschafters ideale Lösungen digital zu erarbeiten.
    • Die Ergebnisse werden in der Fläche mit mobilen GNSS-Systemen markiert oder mit geeigneten Maschinen direkt eingearbeitet.
  2. Erschließungsplanung von Kalamitätsflächen ggf. mit Pflanzungsplanung
    • Kalamitätsflächen können mit „Gassen der Zukunft“ überplant werden. Die Planung erlaubt genaue Kalkulation von Brutto-, aber auch von Nettoflächen. Räumwälle können diese Gassen abbilden. Auch können mithilfe der digitalen Gassensysteme Pflanzpläne erarbeitet werden, die als shape-Datei in künftige Planungen mit übernommen werden können. (Forsteinrichtung)
  3. Verifizierung bestehender Gassensysteme
    • Bestehende Gassensysteme können mithilfe von „GASSE 2.0“ verifiziert und bei Bedarf angepasst werden. Betriebsabläufe können effizienter und schonender organisiert werden.

Exkursionspunkt 07

  • Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt
  • Forstbetrieb Oberharz
  • Tom Hartung
  • Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung
  • Bereich Logistik und Fabriksysteme
  • Ina Ehrhardt
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