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Das Harzer Pflanzverfahren

Abb. 1: Die Harzer Pflanzhaue

Hauptvorteil dieses Arbeitsverfahrens und der dazugehörigen Hacke war, dass sie in skelettreichen und stark durchwurzelten Böden eingesetzt werden konnten. Ebenfalls war durch die Form der Hacke das Abplaggen des Rohhumus und somit eine optimale Pflanzplatzvorbereitung möglich. Durch das Aufkommen größerer Pflanzensortimente und der mit dem Pflanzverfahren verbundenen erheblichen Pflanzfehler und Wurzeldeformation (Entenfuß) distanzierte man sich jedoch von dem Pflanzverfahren.

Damit blieb für diese Standorte nur das Rhodener Pflanzverfahren mit der Hartmannhaue. Das fehlende Beil zum Durchtrennen von Wurzeln im Boden sowie die fehlende Möglichkeit des Abplaggens führten jedoch dazu, dass das Pflanzverfahren nur teilweise für die oben beschriebenen Böden geeignet war. So richtete man 2013 am Niedersächsischen Forstlichen Bildungszentrum eine Arbeitsgruppe ein, um ein neues Pflanzverfahren mit dazugehöriger Pflanzhacke zu entwickeln.

Abb. 2: Das Harzer Pflanzverfahren im Detail

Ergebnis war das Harzer Pflanzverfahren mit der Harzer Pflanzhaue. Diese Hacke kombiniert die Vorteile der Wiedehopfhaue (Abplaggen und Beilseite) mit den Vorteilen der Hartmannhaue (ausreichend langes und breites Blatt). Außerdem kann durch Anpassung des Pflanzverfahrens nahezu jede wurzelnackte Pflanze bis zu einer Wurzellänge von 25 cm und einer Wurzelbreite von 25 cm in den Boden gebracht werden.

Das Harzer Pflanzverfahren stellt somit ein spezielles Verfahren für skelettreiche, flachgründige, im Oberboden stark durchwurzelte, vergraste oder verwilderte Böden dar. Die Kombination von Blatt- und Beilseite macht die Harzer Pflanzhaue zu einem echten „Allrounder“. Durch die Blattstellung von 90° eignet sie sich zum Abplaggen von störender Bodenvegetation und zum Räumen des Pflanzplatzes. Es können auch im Boden vorhandene Wurzeln durchtrennt werden. Ebenso eignet sich das Verfahren zur Pflanzung auf Flächen mit Reisigauflage.

Verfahrensablauf:

  • 1. Ggf. „Abplaggen“ und/oder Räumen des Pflanzplatzes mithilfe der Harzer Pflanzhaue.
  • Beidhändig geführter Beilhieb.
  • 3. Im Hangbereich: Aushebeln der Haue nach vorn, vom Körper weg (Ergonomie). In der Ebene: Durch Anhebeln der Haue nach vorn (gerader Rücken, Führungshand bleibt am Knauf, der ausgestellte Fuß rückt über die Pflanzplatzhöhe hinaus) lockert sich das Erdreich.
  • 4. Beidhändig geführter Hieb mit der Hauenseite, mittig, oberhalb des Beilhiebes, sodass ein „T“ entsteht.
  • 5. Durch Anhebeln der Haue nach vorn lockert sich das Erdreich und der Beilhieb wird nach oben aufgebrochen.
  • 6. Die Führungshand gleitet vom Knauf bis in die Mitte des Stiels. Durch Herunterdrücken des Stiels bis auf die Erde öffnet sich der durch die Haue entstandene Pflanzspalt. Die Pflanze wird entlang des Blattes in den Pflanzspalt geschoben.
  • 7. Durch leichtes Anheben am Hauenflansch und nochmaliges Nachschieben der Pflanze in den so frei gewordenen Hauenspalt gelangt die Pflanze noch einmal ein Stück tiefer in den Boden = gegenläufige Bewegung!
  • 8. Vollständiges Herausziehen der Haue mit Griff am Schwerpunkt und Einziehen der Pflanze nach hinten in das vordere Drittel des durch den Beilhieb entstandenen Spalts, sodass die Pflanze senkrecht steht. Leichtes Anziehen der Pflanze zum Ausrichten der Wurzeln.
  • 9. Abschließend maßvoll antreten.

Exkursionspunkt 08

  • NFBz Münchehhof, Niedersächsische Landesforsten
  • Tim Eickmann, Sören Schönhals
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