Auf Leben und Tod?

Vor meinem Sitz meldet ein für mich nicht sichtbarer Hirsch. Eine vielversprechende tiefe Stimme hat er, denke ich so bei mir. Es ist Brunft und für Hirsch und Jäger hat jetzt gleichermaßen eine sehr besondere Phase im Jagdjahr begonnen. Diese Zeit ist zweifellos höchste jagdliche Faszination, sie ist aber auch voller Geheimnisse und Fragen, die sich dem Jäger unweigerlich stellen. Es geht dabei um biologische Abläufe und die beste Jagdstrategie. Es geht aber auch darum, wie sich bestimmte Verhalten überhaupt entwickeln konnten und ob alternative Verhaltensweisen des Wildes nicht „sinnvoller“ wären.

Als der Hirsch aus der Dickung tritt, hält der Körper nicht ganz das, was die Stimme zunächst versprochen hatte. Ich schätze ihn auf etwa vom fünften Kopf. Hirsche sind ab diesem Alter körperlich nahezu ausgewachsen. In den nächsten Jahren beginnen sie, zunehmend in ihre Geweihe zu investieren, die dann noch einmal kräftig zulegen. Im Alter von 7-9 Jahren sind sie dann in der Lage, ein Brunftrudel zu behaupten. Nie in ihrem Leben ist die Chance größer, aus reproduktionsbiologischer Sicht erfolgreich zu sein.