Fuchsjagd mit dem Locker
Reineke Reizen
In aller Kürze
- Längere Frost- und Schneeperioden eignen sich hervorragend zum Fuchsreizen.
- Besonders Schilfflächen ziehen die Räuber magisch an.
- Neben der Kaninchenklage sollte der Jäger auch leisere Instrumente dabei haben (z.B. Vogelklage, Mauspfeifchen.)
- Die Hasenklage suggeriert größere Beute und kann beim Fuchs Argwohn auslösen.
- Kombinierte Waffen (z.B. Drilling mit Einstecklauf) eignen sich perfekt für diese Jagdart.
Kurz nach Sonnenaufgang rollt der Geländewagen von Kai ins Revier. Seit fast zwei Wochen regiert Väterchen Frost. Vor ein paar Tagen ist auch noch Schnee hinzugekommen. Perfekte Bedingungen, um Reineke bei Tage zu reizen. Hinzu kommt, dass sich im Revier optimale Tageseinstände befinden. Zahlreiche von Schilf umrandete Teiche bieten reichlich Deckung. Normalerweise stehen viele dieser Bereiche unter Wasser, doch nun ist alles gefroren. Besonders im lückigen Röhricht finden die Räuber daher trockene und zugleich sonnige Plätze. Und auch der Jäger erreicht über die Eisdecke, wenn diese dick genug ist, Standorte, die sonst nur nassen Fußes oder gar nicht begehbar sind.
Sofern der Schnee nicht verharscht ist, kommt der Weidmann auf der glatten Fläche nahezu lautlos voran. „Ich habe mich die vergangenen Tage vorsichtig umgesehen. Es sieht wirklich gut aus. Spuren ohne Ende“, sagt der 24-Jährige frohen Mutes und streift sich seine Schneetarn-Bekleidung über. Füchse äugen hervorragend. Daher ist Tarnung enorm wichtig. Diese sollte der Umgebung gleichen. Bei Schnee tut es im Zweifel auch ein altes Bettlaken, als Poncho zweckentfremdet. Es muss nicht immer der teure Tarnanzug sein. Ansonsten bieten sich in schneelosen Wintern Muster wie Realtree AP für den Wald oder Max-5 fürs Schilf an.
Nicht zu nah ran an Reineke!
Die Wahl des Standortes, von dem aus gereizt werden soll, ist entscheidend. Zu nah sollte sich der Jäger nicht am vermuteten Tageseinstand postieren. „Füchse vernehmen leiseste Geräusche über große Entfernungen. Frost und klares Wetter unterstützen das noch“, erklärt der gelernte Förster. Von Kindesbeinen an ist er mit der Jagd groß geworden und kennt das Verhalten und die Sinnesleistungen des Wildes aus dem Effeff. Je nach Art der verwendeten Klage sei es auch gar nicht nötig, den Räubern zu sehr auf den Balg zu rücken. Kaninchen- und Hasenklage sowie Ranzbeller würden über mehrere Hundert Meter tragen, sofern es nicht stürmt oder regnet. „Auch die Vogelklage kann der Fuchs bei optimalen Bedingungen 300 m weit hören. Selbst das Mauspfeifchen ist für einen Fuchs laut“, resümiert Kai.
Reizjagd auf Rotfüchse
Ausrüstungstipps
- Locker (Kaninchen-, Hasen- & Vogelklage, Ranzbeller, Mauspfeifchen)
- geräuscharme Tarnkleidung
- Kombinierte Waffe oder Repetierer mit balgschonendem Kaliber (z.B. .22 Hornet, .223 Rem.).
- Bei rehwildtauglichen Kalibern: balgschonende Projektile verwenden (z.B. Hornady NTX in .223 Rem.)
- Schalldämpfer
- Nachts: Optik mit hoher Lichttransmission; tagsüber reicht ein 42er Glas.
- Wärmebildgerät
- Schießstock
- mobiler Schirm
- Tarnnetz
- Sitzstock
- Gummihandschuhe
Als der junge Jäger angekleidet ist, greift er zum Drilling (16/70, 8x57 IRS, EL in 6x70 R), der bereits am Schießstock hängt und auf seinen Einsatz wartet. „Ein Drilling ist für mich bei der Raubwildjagd die perfekte Waffe. Schrot für die Nahdistanz und die kleine Kugel für weitere Schüsse. Sollte der Lebenskeiler im Schilf wegbrechen, hat man auch die große Kugel dabei. Man weiß ja nie, was passiert“, sagt der Weidmann und stapft los. Behutsam pirscht Kai zum ersten Platz. Es handelt sich um die Schilfkante eines Sees. In etwa 80 m Entfernung richtet er sich ein. Zwischen ihm und dem Röhricht liegt eine Art Bruch, der mit Erlen bewachsen ist.
Das Gelände lässt sich gut überblicken. Auch im Rücken befindet sich dank Buchenhochwald reichlich Seh- und Schussfeld. „Das ist wichtig, denn wenn der Fuchs die klagende Beute nicht eräugen kann, versucht er oft, Wind zu holen und umschlägt einen“, erklärt der passionierte Jäger. Das leuchtet ein, denn die vermeintliche Beute klagt nicht aus Langeweile, sondern weil ein Räuber sie am Wickel hat. Besonders ältere Füchse haben ihre Erfahrungen gemacht und sind vielleicht in jungen Jahren und mit reichlich Hunger im Gepäck zu voreilig dem Leckerbissen entgegengeeilt. Der Schrecken saß tief, als dort ein starker Artgenosse, wildernder Hund oder sogar ein Wolf schmausten. Womöglich war sogar der größte Feind des Fuchses zugegen: der Mensch. Jungfüchse stehen dagegen in der Regel achtloser zu.
Die ersten Stellen bringen nicht den ersehnten Erfolg. „Keine Ahnung, was los ist. Es sah alles perfekt aus, und der Wind war gut. Vielleicht sind die Wölfe durchgezogen“, vermutet der Weidmann. Weiter geht’s zum nächsten Platz. Auf dem Eis eines Sees baut der Jäger seinen Schirm auf, denn es ist wenig Deckung vorhanden. Mit ein wenig Übung geht das nahezu lautlos vonstatten. Überall sind Fuchsspuren zu sehen. Auf 12 Uhr befindet sich eine Insel, die lückig mit Röhricht und Büschen bewachsen ist. Das Ufer steigt leicht an. Kugelfang ist also gegeben, was bei gefrorenem Boden und Eis von größter Bedeutung ist. Die ersten zaghaften Klänge mit der Vogelklage sind verhallt. Doch nichts rührt sich.
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Nach 20 Minuten kommt die Kaninchenklage zum Einsatz. „Meine Geheimwaffe“, flüstert der Raubwildjäger. Es sei im Übrigen unbedeutend, ob es Kaninchen im Revier gäbe. Füchse lieben diese Klagelaute. Regungslos verharrt Kai in seinem Schirm. Lediglich seine Augen sind rastlos und scannen unermüdlich die Umgebung. „Es muss doch mal einer zustehen“, flüstert er. Als Kai den Kopf nach rechts dreht und das diesseitige Ufer beobachtet, trifft ihn fast der Schlag. Ein strammer Fuchs schnürt auf dem Eis direkt auf den Jäger zu. Er ist schon fast auf Schrotschussentfernung heran. Einige umgestürzte Erlen hatten ihn bis zuletzt gedeckt. Hinter einer solchen verschwindet Reineke kurz. Die wenigen Sekunden nutzt der Jäger, um sich fertig zu machen. Banges Warten. Entweder es bietet sich eine Chance, oder der stramme Rüde bekommt Wind. Da! Eine Bewegung genau hinterm Schirm. Mit weiten Sätzen sucht Reineke bereits sein Heil in der Flucht. Der Schuss spitz von hinten verbietet sich. Schlau wie ein Fuchs war der Jäger, Reineke war heute jedoch schlauer.
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