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Zu Gast bei …

Karl-Heinz Starick

Karl-Heinz im Kahn mit Rudel in den Händen.

Wer an den Spreewald denkt, hat keine Tomaten auf, sondern Gurken vor Augen. Das ist auch völlig richtig. Aber die Kürbisgewächse sind nicht der Grund unseres Besuchs, sondern ein spreewälder Urgestein: Karl-Heinz Starick. Der 79-Jährige ist seit 61 Jahren Jäger, im Spreewald (Lehde) geboren und aufgewachsen. Er hat den Spreewald noch als Niederwildrevier kennengelernt. Früher war Rotwild seltenes Wechselwild, was heute bei den guten Beständen kaum vorstellbar ist.

Traditionelles Spreewalddorf Lehde

Karl-Heinz ist nicht nur hochpassionierter Jäger und Kenner unserer größten jagbaren Schalenwildart, er war auch viele Jahre Gastronom. Mittlerweile hat er sich zur Ruhe gesetzt. Den Betrieb leitet nun seine Schwiegertochter. Standesgemäß treffen wir uns auf der Hotelanlage am Gästehaus „Hirschwinkel“, schließlich sind wir zur Rotwildjagd eingeladen. Es dauert auch nicht lange, bis unser Gastgeber mit seinem Jagdkahn das Fließ entlanggleitet, um uns abzuholen. Groß gewachsen mit dem „Rudel“ in der Hand, dem Lodenmantel über den Schultern und dem Hut auf dem Haupt, ist er eine imposante Erscheinung.

„Hallo mein lieber Florian, ich grüße Dich recht herzlich und Deinen Gast“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht. Nach kurzer Begrüßung geht’s auch schon los. Über den „Suez-Kanal“ lassen wir das Spreewalddorf Lehde hinter uns und fahren ins Revier. Links und rechts des Fließes ist alles zugewachsen. Erlen, Eichen, Weiden, Pappeln und Schilf sind allgegenwärtig. Kaum vorstellbar, dass viele dieser Flächen mal Felder waren. „Früher wurde ein Großteil des Spreewaldes landwirtschaftlich genutzt. Damals gab es noch reichlich Fasanen, Hasen und sogar Birkwild. Die Zeiten sind aber lange vorbei“, erinnert sich Karl-Heinz. Der Lebensraumverlust und die vielen Beutegreifer würden dem Niederwild den Garaus machen. Vor allem der Waschbär sei eine regelrechte Plage.

Steckbrief

Gastgeber: Karl-Heinz Starick

Alter: 79 Jahre

Beruf: Hotelier in Ruhestand

Liebt: Seine Familie und den Spreewald mit all seinen Farcetten.

Hobbys: jagen, fischen, reisen

Charakter: humorvoll, bestimmend

Sonstiges: Pflegt das jagdliche Brauchtum. Macht klare Ansagen.

Die Kahnfahrt vergeht wie im Fluge. Unser Gastgeber drosselt die Geschwindigkeit und manövriert den Kahn in einen kleinen Fließ, der eine Sackgasse bildet. Am Ende legt Karl-Heinz an. „Das ist der ,Garten Eden‘ und die Jagdhütte“, sagt er stolz und deutet auf eine Wiese, auf der dutzende Apfelbäume stehen. „Alles alte Sorten. Mich haben die Leute immer gefragt, was ich mir zum Geburtstag wünsche. ,Apfelbäume‘, habe ich dann geantwortet. Mit der Ernte läuft das so: Was runterfällt gehört dem Wild, der Rest wird im Hotel verwendet.“ Neben Obstbäumen hat der Naturkenner außerdem unzählige Eichen gepflanzt. Wir machen es uns auf der Terasse der Jgadhütte bequem und halten eine zünftige Brotzeit. Es gibt frisches Brot, Wildwurst, Hausgeschlachtetes und natürlich ... eingelegte Gurken.

Sagenumwobener Spreewald

Auf die Frage, wie der Spreewald entstanden ist, antwortet Karl-Heinz: „Ganz einfach. Mit zwei großen schwarzen Ochsen vor dem Pflug zog der Teufel los, um zu pflügen. Als er sie mit der Peitsche antreiben wollte, gingen ihm die Ochsen durch und pflügten kreuz und quer durch die Landschaft. So entstanden die Fließe im Spreewald“, erzählt er feierlich.

Nachdem wir gesättigt sind, planen wir den Morgenansitz. Schließlich haben wir zwei Kameramänner im Schlepptau. Das macht das Unterfangen „Hirschjagd“ nicht gerade leichter. Schließlich steht der Plan. Karl-Heinz und ich werden uns an einem Rückwechsel ansetzen, während Christian an einer Waldwiese Stellung beziehen soll. Um die Unruhe am nächsten Morgen so gering wie möglich zu halten, installieren wir auf dem Rückweg zum Hotel Kameras an den Hochsitzen. Die ersten Hirsche melden – Vorfreude und Spannung auf den nächsten Tag steigt ins unermessliche.

Als wir am nächsten Morgen am Ufer hinterm „Hirschwinkel“ ankommen, wartet Karl-Heinz bereits. „Wo bleibt ihr denn?“, fragt er, obwohl wir fünf Minuten zu früh sind. Typisch! In Lehde geht es Dank Frontscheinwerfer am Kahn gut voran. Als wir den Ort verlassen haben, macht unser Gastgeber das Licht aus. Es ist unglaublich, wie sicher er den Kahn bei Dunkelheit durch die engen Fließe steuert. Zuerst setzen wir Christian samt Kameramann ab. Überall röhren Hirsche. In Schleichfahrt geht’s weiter zu unserem Sitz. So leise wie möglich baumen wir auf. Es ist einfach magisch, den verschiedenen Stimmen zu lauschen. Wie mögen die Hirsche aussehen? Die Fantasie ist angeregt.

Im ersten Licht wechselt uns Rotwild an und rinnt durchs Fließ. Vom Gebäude her vermutlich ein starker Hirsch. Dann ein Knacken links von uns. Mittlerweile ist es taghell. Ein großes Kahlwildrudel kommt in Anblick. Fieberhaft halten wir nach einem passenden Hirsch Ausschau. Da ist er! Ein Beihirsch, ein Achter der Altersklasse 2. Als er passend steht, bricht der Schuss. Nach kurzer Totsuche stehen wir am Stück. Die Freude ist riesengroß. „Freut Euch nicht zu früh. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Bis zum Kahn sind’s 300 Meter“, sagt Karl-Heinz und marschiert voraus. Nach über einer Stunde sind wir am Ende unserer Kräfte, aber der Hirsch liegt endlich auf dem Kahn. Als wir am „Hirschwinkel“ ankommen, würden wir am liebsten sofort wieder losfahren.

Den Film „Zu Gast bei ... Karl-Heinz Starick“ finden Sie auf YouTube (siehe unten).

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