Logo PIRSCH digitalmagazin

Artikel wird geladen

Erste Hilfe im Revier

Im Fall der Fälle

Die Jagd ist ein raues Geschäft. Kleinere und größere Blessuren gehören dazu wie Hund und Horn. Typische Verletzungsmuster sind Schnitt- und Stichverletzungen durch scharfe und spitze Gegenstände. Es schadet aber nicht, so gut es geht auch auf Knochenbrüche und Schussverletzungen vorbereitet zu sein. Klingt erschreckend, liegt aber in der Natur der Sache, wenn Messer, Schusswaffen und Hochsitze in der Freizeit eine Rolle spielen.

Gottlob kommen wirklich schwere Verletzungen nicht jeden Tag vor. So gesehen begegnen uns im Alltag eher die kleineren Unfälle. Egal wie schwer die Verwundung ist, bevor ein Profi sie behandeln kann, ist erste Hilfe notwendig. Die naht meist in Form eines Pflasters, mit dem sich überschaubare Schnitte gut abdecken lassen. Doch leider tritt von Zeit zu Zeit auch größeres Ungemach auf, das mehr als einen Streifen „Hansaplast“ erfordert.

Notfallausrüstung parat haben

Sowie größere Hautflächen oder Schnitte betroffen sind, kommen Produkte wie Verbandspäckchen, sterile Wundauflagen, Binden und Kompressen zum Einsatz. Diese Dinge haben wir alle zwar schon einmal in der Hand gehabt, doch mal ehrlich, der letzte Erste-Hilfe-Kurs ist eben schon ein paar Jahre oder sogar Jahrzehnte her, oder? Ganz gleich, wie es um ihre „Skills“, wie das ja heute auf Neudeutsch heißt, bestellt ist, wichtig ist zunächst die richtige Notfallausrüstung parat zu haben.

Nein, wir sprechen hier nicht vom Erste-Hilfe-Kasten im fernen Geländewagen, hier geht es um das kleine kissenförmige Erste-Hilfe-Set für Jäger, Wald- und Forstarbeiter. Das gehört, wie schon gesagt, in jeden Jagdrucksack. Ähnlich wie der Kfz-Verbandskasten sind diese Erste-Hilfe-Taschen „Jagd und Forst“ beim Kauf schon komplett bestückt. Was drin ist, orientiert sich in erster Linie an den Gefahrenquellen, denen wir bei der Jagd ausgesetzt sind.

Nehmen wir zum Beispiel die Erste-Hilfe-Tasche von der Firma Söhngen, die unter anderem von Grube vertrieben wird. Das Set ist speziell auf die kleineren Alltagsverletzungen im Wald abgestimmt und enthält unter anderem einen speziellen „Schnellverband“ für die Finger und eine Augenkompresse, die bei Verletzungen durch Zweige und Äste gute Dienste tut. Diese und andere Wundauflagen und Hilfsmittel sind in einer orangefarbenen Reißverschlusstasche zusammengefasst, die zusätzlich noch eine Trillerpfeife zum Heranführen von Rettungskräften und eine äußerst nützliche Zeckenzange enthält.

Natürlich sollten Sie dieses Set in Coronazeiten mit einem Mund-Nase-Schutz (oder besser zwei) ausstatten, aber unabhängig davon bietet das Set alles, was für die schnelle erste Hilfe notwendig ist. Ja, werden nun viele sagen, haben wir alles verstanden, und das rote Täschchen ist schon immer mit dabei. Hier liegt der Hase im Pfeffer. Genau wie der Kfz-Verbandskasten sollte die Erste-Hilfe-Tasche für Jäger regelmäßig erneuert werden.

Das gilt besonders, wenn der Inhalt schon einmal angebrochen wurde. Dann fliegen die ehemals so sorgfältig verpackten Einzelteile meist lose in der Tasche herum, und wann das Set angebrochen wurde, kann keiner mehr so genau sagen. Ich habe für diesen Fall den Inhalt der Tasche neu geordnet und in zwei Zip-Beutel (zum Beispiel „Toppits“) verpackt. So lassen sich alle Teile leicht greifen, und nach Gebrauch können die nicht benutzten Gegenstände wieder übersichtlich und geordnet zurück in die Tasche.

Das neu verpackte Sortiment im Set. Durch die wiederverschließbaren Beutel lassen sich Teile leicht entnehmen und zurücklegen.

Richtig, die Wasser-Dichtigkeit hat durch die Verwendung der Zip-Beutel etwas nachgelassen, aber ich will ja auch nicht tauchen gehen mit der Ausrüstung. Um einen Überblick über die Haltbarkeit der Erste-Hilfe-Ausrüstung zu behalten, habe ich das Anschaffungsdatum notiert und tausche, wie den Verbandskasten im Auto, spätestens alle vier Jahre das alte gegen ein neues Set aus. Die enthaltene Hardware wie Zeckenzange und Trillerpfeife sind dann zwar noch gut, aber mit der Zeit altert das Verbandsmaterial und die enthaltenen Wundauflagen verlieren ihre Sterilität.

Mit der oben beschriebenen zusätzlichen Zip-Beutel-Verpackung lassen sich auch problemlos andere sinnvolle Dinge ergänzen. In Anlehnung an alte Wehrdienst-Zeiten sind bei mir ein kleiner Notizblock, ein Bleistift und ein Streichholzheft dazu gekommen. Ferner liegt ein Zettel mit meinem Namen und Anschrift bei, auf dem auch alle wichtigen Telefonnummern und Kontakte vermerkt sind.

Notfallausrüstung für den Hund

Da ich bei der Jagd stets in vierläufiger Begleitung bin, habe ich auch immer eine Erste-Hilfe-Tasche für Jagdhunde dabei. Die inhaltliche Zusammenstellung und der Vertrieb erfolgen ebenfalls über Grube, die dieses Set unter ihrer Eigenmarke „Nordforest Hunting“ anbieten. Wie das Set für uns Zweibeiner kommt die Jagdhund-Version in einem orangen Täschchen mit Reißverschluss daher. Darin hält eine Art Bandelier die einzelnen Bestandteile an Ort und Stelle.

Das gurtähnliche Kunststoffband verfügt über einzelne Fächer, die neben Verbandspäckchen und Wundkompresse auch eine Rettungsdecke, Gummihandschuhe, Pinzette, Schere, eine elastische Fixierbinde und Heftpflaster beinhalten. Speziell für den Hund gibt es noch eine hochdosierte Zuckerlösung als schnelle Energiezufuhr gegen Erschöpfungszustände und eine Tinktur zur Hautdesinfektion. Bis auf wenige Ausnahmen alles Dinge, die auch in der „Humanversion“ vorhanden sind. Ich habe trotzdem immer beide Varianten mit dabei.

Hilfestellung: Broschüre zum Nachlesen

Besonders ist die dem Hunde-Erste-Hilfe-Set beiliegende Broschüre „Erste Hilfe beim Jagdhund“ zu erwähnen. Das von der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) herausgegebene Heftchen enthält auf 27 Seiten wertvolle Tipps rund um die Versorgung des verletzten Hundes. Es empfiehlt sich, sich dieses kleine wertvolle Büchlein in regelmäßigen Abständen zu Gemüte zu führen. Was, wie und wo zu tun ist, sollte man wissen, bevor etwas mit dem Hund passiert.

Etwas verwirrend ist jedoch die im LJN-Ratgeber abgedruckte Liste für eine „Hundeapotheke für Erste-Hilfe-Notfälle“. Demnach müsste das Set „Jagdhund“ noch um einige Bestandteile erweitert werden. Wer dem Rat folgen will, spricht am besten mit dem Apotheker seines Vertrauens, der sicherlich die benötigten Ergänzungen beschaffen kann. Ich habe es allerdings bei der Grundversion belassen und dem Set nur eine kurze Hundeleine beigelegt. Die hat sich schon öfter bewährt, wenn nicht der eigene Hund betroffen war.

Ergänzungen

Weitere Hilfsmittel

Stilles Wasser: zum Trinken und Säubern von Verletzungen oder ausgetretenem Darm (bevor er zurückgeschoben wird)

Frischhaltefolie: hilfreich bei geöffnetem Brustkorb oder heraushängenden Darmschlingen, die nicht zurückgeschoben werden können

Verbandsmaterial für Druckverband (z.B. Israelie-Bandage)

Abgeschnittener Nylonstrumpf: dient als Fixierung bei Verletzungen am Behang

Desinfektionsmittel für Wunden (z.B. Octenisept)

Abschließend ein paar Worte zu den Kosten: Die Sets von Grube sind sehr nützlich und nicht teuer. Die Version für Jäger kostet derzeit 18,90 €, die für Jagdhunde 25,90 €. Das sind im Vergleich zum Rest der jagdlichen Ausrüstung sprichwörtliche „Peanuts“. Hier zu sparen, wäre sicherlich der falsche Ansatz. Ob es aber immer gleich der hochprofessionelle Rettungskoffer für Notfallmediziner sein muss, wage ich zu bezweifeln. Wichtig ist, auf den Notfall vorbereitet zu sein. Hierfür werden auch ständig Kurse angeboten, wo Erste-Hilfe-Techniken aufgefrischt bzw. neu vermittelt werden. Natürlich gibt es solche Weiterbildungsangebote auch für Erste-Hilfe bei Jagdhunden.

Digitale Ausgabe PIRSCH

Holen Sie sich noch mehr wertvolle Fachinfos.
Lesen Sie weiter in der digitalen PIRSCH !

 Immer und überall dabei
 Schon vor der Printausgabe verfügbar
 Komfortable Suchfunktion
 Auf bis zu 3 mobilen Endgeräten gleichzeitig
 Persönliche Merkliste
 Teilen-Funktion