Logo PIRSCH digitalmagazin

Artikel wird geladen

Gebratenes Hack

Hackfleisch vom Wild international

Zu Kugeln geformtes Hack gibt es fast weltweit.

Eine (gute) Idee geht um die Welt: der Fleischklops. Überall auf der Erde sind Menschen auf die Idee gekommen, Fleisch ihrer Wild- und Nutztiere zuerst in kleine Stückchen zu zerteilen, anschließend zu würzen und dann zu Bällchen, Röllchen oder Laibchen zu formen. Trotz der grundlegenden Gemeinsamkeit ist die geschmackliche Vielfalt der Fleischklopse gigantisch: Es gibt große und kleine, flachgedrückte und längliche, durchgebratene und auf den Punkt medium gegarte, in Soße gekochte und auf dem Rost gegrillte Versionen.

In fast allen Kulturen verbreitet

In wohl allen Regionen und Kulturen existiert mindestens eine jeweils regionale Methode der Zubereitung, niedergeschrieben in unzähligen „Originalrezepten“, die von Dorf zu Dorf und Familie zu Familie doch wieder minimal variieren. Ob in die Soße der Königsberger Klopse Essig oder Weißwein gehört, oder ob Cevapcici nur aus Lamm- oder auch mit Rindfleisch zubereitet werden dürfen, solche Fragen werden seit Generationen diskutiert und vermutlich nie abschließend und zu aller Zufriedenheit geklärt.

Wir verraten Ihnen, warum es sich lohnt, die Bällchen oder Laibe auch mal mit Wildbret zuzubereiten: Fleischklopse und Hackfleisch im Allgemeinen sind ideal, um beim Zerwirken anfallende Reste zu verwerten. Mit wenig Aufwand lassen sich so auch jene Teilstücke der eigenen Beute verarbeiten, die sich nicht besonders gut vermarkten lassen, weil sie keine großen, ansehnlichen Bratenstücke liefern. Für Hack geeignetes Wildbret findet sich an jedem Stück: In den Wolf wandert z.B. häufig wenigstens eine der Schultern, weil sie durch den Schuss beschädigt ist und deshalb ohnehin nur teilweise verarbeitet wird. Auch kleinere „Abschnitte“ wie die Bauchlappen und das Fleisch zwischen den Rippen sind optimal für den Wolf, genau wie jene kleineren Reststücke, die beispielsweise beim Zerteilen der Keule anfallen. Und gerade Wildbret bringt den nötigen Eigengeschmack mit, um in der Aromenvielfalt eines gewürzten Fleischklopses nicht unterzugehen.

Wer sein Hack nicht kauft, sondern die eigene Beute verarbeitet, hat Möglichkeiten, die anderen fehlen: Nicht nur ganz verschiedene Arten können verwendet oder sogar gemischt werden, auch die Größe der Lochscheibe lässt sich variieren: Glattes, feines Hack aus der feinsten Scheibe ergibt auch mit den gleichen Gewürzen ganz andere Klopse als das aus der ganz groben!

Vorsicht bei sehr sehnigem Fleisch

Wichtig ist allerdings, darauf zu achten, nicht zu viele Sehnen durch den Wolf zu lassen!Sie werden zwar vom Kreismesser ebenfalls zertrennt, die kleinen Stückchen zersetzen sich während der kurzen Bratzeit eines Fleischklopses aber nicht und stören dann später beim Essen. In Gerichten, die lange geschmort werden, ist sehniges Wildbret von Hachse oder Eisbein deshalb deutlich besser aufgehoben als im Hackfleisch! Außerdem verstopfen Sehnen auch gerne mal den Fleischwolf.

„Wildfleisch bringt den Eigengeschmack mit, um in der Aromenvielfalt eines Fleischklopses nicht unterzugehen.“

Zur Zubereitung: Schlemmt man sich durch die Fleischklops-Rezepte dieser Welt, fallen einem einige Gemeinsamkeiten der Gerichte auf, die sich offenbar trotz der unterschiedlichen Küchen der einzelnen Kulturen bewährt haben.Fast immer landet auch ein Ei mit im Fleischteig. Seine Aufgabe ist es, Bindung zu verleihen, genau wie bei einem Kuchenteig – schließlich darf der Klops nicht beim Wenden in der Pfanne zerfallen. Zu viel Ei drängt sich allerdings beim Geschmack schnell in den Vordergrund. Ein Ei auf 500 g Fleisch sollte in der Regel genügen, um für den nötigen Halt zu sorgen. Bei extrem magerem Wildbret wie z.B. Reh sind aber auch zwei Eier auf 500 g nicht falsch.Ein altes, eingeweichtes Brötchen oder eingeweichtes Semmelmehl findet sich ebenfalls in vielen Rezepten. Seine Aufgabe ist es, den Klops aufzulockern und vor allem saftig zu machen: Ein großer Teil der aufgesogenen Flüssigkeit bleibt so auch beim Garen im Klops und verhindert, dass dieser austrocknet. Wird das Brötchen statt in Wasser in Milch eingeweicht, rundet das den Geschmack zusätzlich ab.

Eine Frage der Semmel und der Dauer

  • Tipp 1: Es sollten wirklich nur komplett ausgetrocknete Brötchen verwendet werden: Der beim Backen aufgeschlossene und dann eingetrocknete Stärkeanteil des Mehls bindet Flüssigkeiten besonders gut.
  • Tipp 2: Nicht zu lange braten. Gerade von Reh und Rotwild schmecken Fleischklopse am besten, wenn sie wie ein gutes Steak nicht vollkommen durchgegart werden, sondern im Inneren noch rosa sind. Das bedeutet für die Praxis, dass man auch die Klopse zunächst bei großer Hitze brät oder grillt und anschließend bei etwa 80–100° C bis zum gewünschten Gargrad ziehen lässt.

Neben den Gemeinsamkeiten gibt es aber auch Unterschiede: Diese sind zunächst geografisch begründet: Traditionell wird einfach mit den jeweils regional vorkommenden Kräutern und Zutaten gewürzt. Bifteki schmecken deshalb „mediterran“, weil der für die Gegend typische Schafskäse und die dort vorkommenden Gewürzpflanzen eine tragende Rolle spielen. Köttbullar bringen mit herben Preiselbeeren und getrockneten Pilzen die Aromen der skandinavischen Wälder auf den Teller.

Fleischgericht geht einmal um die Welt

Hambagu hat einen besonders spannenden Weg hinter sich: Amerikaner haben sich an der deutschen Küche orientiert und dem Ergebnis den Namen „Hamburg Steak“ oder „Hamburger“ gegeben. Japanische Köche adaptierten wiederum dieses Rezept mit weiteren Zutaten und Beilagen aus ihrem Kulturkreis, übernehmen aber beispielsweise den Ketchup für die Soße und den einst deutschen Namen. Wenn Hambagu nach dieser Reise um die Welt dann mit Wildbret aus europäischen Wäldern zubereitet in einer deutschen Jagdzeitschrift auftaucht, schließt sich gewissermaßen der Kreis.

Rezept 1

Hambagu

Die Zwiebel fein würfeln und bei geringer Hitze in Öl glasig andünsten. Abkühlen lassen und mit dem Hack und den anderen Zutaten vermischen. Die Pankobrösel mit der Milch vermischen, einige Minuten ziehen lassen und anschließend ebenfalls hinzugeben. Alles gründlich verkneten, dann kleine Bälle formen und mehrere Male von einer Hand in die andere werfen – der Fleischteig sollte keine Luft enthalten! Die Bällchen zuletzt etwas flachdrücken und einige Minuten in den Gefrierschrank geben, dann halten sie in der Pfanne noch besser zusammen. Währenddessen 100 g Reis pro Person nach Packungsanweisung kochen und eine Pfanne mit etwas Öl vorheizen. Die Fleischklopse bei mittlerer bis großer Hitze von beiden Seiten anbraten. Sake oder Rotwein hinzugießen und abgedeckt etwa fünf Minuten garen. Die Fleischklopse anschließend aus der Pfanne nehmen und warmstellen. Die Pfanne noch nicht ausspülen, sondern nun Ketchup, Worcestersoße, Zucker und ein Glas Wasser hinzugeben und den Bratensatz loskochen. Reduzieren, bis eine dickflüssige, aromatische Soße entstanden ist. Mit Salz, Pfeffer und evtl. etwas Zucker abschmecken. Zu Hambagu passt ein asiatisch angehauchtes Mischgemüse mit Kartoffeln, Bohnen oder Erbsen, Ingwer, Karotten, Pilzen, Paprika, Frühlingszwiebeln und Sojasoße. Dafür erst das Gemüse waschen, schälen und in kleine Stücke schneiden. In neutralem Öl braten, bis das Gemüse weich wird, und mit Sojasoße und Pfeffer abschmecken.

Zutaten für 2 Personen

  • ½ Zwiebel (5 oz or 142 g)
  • 1 EL neutrales Öl (Maiskeim- oder Distelöl)
  • 500 g Wildhack (ideal: Schwarzwild)
  • Je feiner die Lochscheibe, desto besser!
  • ½ TL Salz
  • Pfeffer
  • etwas Muskat
  • 1 Ei
  • 20 g Pankobrösel
  • 2 EL Milch
  • neutrales Öl zum Braten
  • 1 Schluck Sake oder Rotwein zum Dämpfen

Soße

  • 1 EL Butter
  • 3 EL Ketchup
  • 3 EL Worcestersoße
  • 1 TL brauner Zucker
  • etwas Rotwein
  • etwas Wasser
Die asiatische Version der Fleischbällchen.

Rezept 2

Köttbullar mit Gurkensalat

Zunächst den Gurkensalat zubereiten, er schmeckt besonders gut, wenn er eine Weile durchziehen konnte. Dafür die Gurke mit Schale in sehr feine Scheiben schneiden und aus Senf, Dill, Essigessenz und den Gewürzen ein Dressing zusammenrühren. Die Essigessenz ist sehr sauer, wird aber durch den austretenden Gurkensaft verwässert. Falls nötig, noch einen Schluck Wasser einrühren.

Dann die geschälten Kartoffeln weich kochen. Mit Butter und Milch vermischen und das Ganze mit einer Gabel zerdrücken, mit den Gewürzen abschmecken. Kartoffelmehl und Semmelbrösel mit der Milch vermischen und zehn Minuten ziehen lassen. Währenddessen auch die getrockneten Pilze für die Soße schon einmal mit 200 ml heißem Wasser übergießen und quellen lassen. Die Schalotte fein würfeln und in einer Pfanne glasig dünsten. Mit der Milch-Semmelmehl-Mischung und dem Hackfleisch vermengen, mit Salz und Pfeffer würzen. Mit angefeuchteten Händen walnussgroße Klopse formen und in etwas Öl von allen Seiten braun braten, dann warmstellen. In der gleichen Pfanne für die Soße noch einmal eine Schalotte mit etwas Butter dünsten. Pilze und Pilzflüssigkeit hinzugeben und einkochen lassen, vom Herd nehmen und die Sahne einrühren. Abschmecken und die Klopse mit Sauce, Salat, Kartoffelstampf und Preiselbeerkompott anrichten.

Zutaten für 2 Personen

  • 2 Schalotten, gehackt
  • 1 EL Butter
  • 3 EL Semmelbrösel
  • 2 TL Kartoffelmehl
  • 100 ml Milch
  • 400 g Hackfleisch, gemischt mageres Rot- und fettreiches Schwarzwild
  • Salz und Pfeffer

Soße

  • 2 EL Butter
  • 1 Schalotte
  • 30 g getrocknete Pilze (Röhrlinge)
  • 200 ml Sahne, 1 Prise weißer Pfeffer
  • 2 EL Weizenmehl
  • Preiselbeerkompott

Kartoffelstampf

  • 500 g mehlig kochende Kartoffeln
  • 3 EL Butter
  • 50 ml Milch
  • Salz
  • weißer Pfeffer
  • Muskat

Gurkensalat

  • 1 Gurke
  • 2–3 Zweige Dill
  • 2 EL Essigessenz
  • 1 TL grober Senf
  • Salz
  • weißer Pfeffer
Auch in Skandinavien kennt man diese Variation der Hackfleischzubereitung.

Rezept 3

Bifteki mit Tzatziki

Die Zwiebel und den Knoblauch in feine Würfel schneiden und in etwas Olivenöl bei geringer Hitze glasig dünsten. Häufig umrühren, denn der Knoblauch wird schnell bitter, wenn er Farbe nimmt. Dann abkühlen lassen. Das Wildbret durch den Wolf drehen. Besonders gut gelingt das mit noch fest gefrorenem Fleisch, das auch ein stumpfes Kreuzmesser noch schneidet und nicht quetscht. Reh ist für Bifteki besonders geeignet, da häufig etwas Fett fehlt und der Feta dies ausgleichen kann. Zuletzt auch das trockene Brötchen wolfen, das reinigt die Lochscheibe.

Dann die Semmelbrösel in Milch einweichen. Wildhack, abgekühlte Zwiebeln, fein gehackte Petersilie, Ei und Gewürze vermischen. Für den Geschmack spielt der Zitronenabrieb eine entscheidende Rolle – je mehr, desto fruchtiger schmeckt das Bifteki. Das gewürzte Hack in vier bis sechs etwa gleichgroße Bälle teilen. Flach drücken und jeweils etwa 20 g zerkrümelten Feta in das Fleisch drücken, anschließend vorsichtig verschließen. Das Olivenöl bei mittlerer Hitze in einer Pfanne erwärmen und das Bifteki von beiden Seiten anbraten. Bei 80 °C warmstellen und danach mit Tzatziki servieren: Dafür einfach griechischen Joghurt, fein gewürfelten Knoblauch, Salz, Pfeffer und Olivenöl mit entkernter und geraspelter Salatgurke vermischen. Dazu passt ein griechischer Salat.

Zutaten für 2 Personen

  • 400 g Wildhack
  • 1 Zwiebel gewürfelt
  • 2–4 Knoblauchzehen, gewürfelt
  • 2 Eier
  • 30 g Petersilie, gehackt
  • 2–3 Zweige frischer Oregano
  • 1 altbackenes Brötchen (durch den Wolf gedreht und in Milch aufgeweicht)
  • 1 TL Zitronenschalenabrieb
  • 1 TL Kreuzkümmel (gemahlen)
  • 1 Prise Zimt
  • 1 TL Salz
  • ½ TL Pfeffer
  • 100 g Feta
  • 3 EL Olivenöl

Tzatziki:

  • 250 g griechischer Joghurt
  • 1–3 Knoblauchzehen nach Geschmack
  • 2 EL Olivenöl
  • Salz, Pfeffer
  • ¼ Salatgurke
Mediterran angehauchte Hackfleischbällchen.
Digitale Ausgabe PIRSCH

Holen Sie sich noch mehr wertvolle Fachinfos.
Lesen Sie weiter in der digitalen PIRSCH !

 Immer und überall dabei
 Schon vor der Printausgabe verfügbar
 Komfortable Suchfunktion
 Auf bis zu 3 mobilen Endgeräten gleichzeitig
 Persönliche Merkliste
 Teilen-Funktion