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Erdbohrer im Reviereinsatz

Bohren statt Buddeln!

Erdbohrer im Reviereinsatz. Der BT131 von Stihl wird beidhändig geführt und bohrt problemlos Löcher bis 80 cm Tiefe.

Für fast jedes Bauwerk im Revier, egal ob groß oder klein, benötigt man ein Loch – oder sogar mehrere. Meist müssen Pfähle gesetzt werden, an denen ein Gestell befestigt werden soll, aber auch einfache Revier-Einrichtungen, wie zum Beispiel die gute alte Stangensulze, müssen ins Erdreich eingelassen werden. Opa ging solche Projekte notgedrungen immer mit Spaten und Schaufel an. Seine Geheimwaffe war dabei ein sogenannter Lochspaten, mit dem sich die Erde wie mit einer Zange packen und zu Tage fördern ließ. Zugegebenermaßen praktisch, aber je nach Untergrund waren auch hier die Kreuzschmerzen vorprogrammiert.

Einfacher geht es mit einem Erdbohrer. Dieses Werkzeug erinnert optisch an einen überdimensionalen Korkenzieher und eignet sich besonders gut zum Ausheben von senkrechten Löchern ohne große seitliche Grubenneigung. Schöne gerade Löcher, wie man sie zum Setzen von Zaunpfählen benötigt! Dafür haben solche Motorwerkzeuge ein senkrechtes Gestänge, an dessen Spitze sich in der Regel ein kleiner kegelförmiger Vorbohrer zum ersten Auflockern der Erde befindet.

Darüber sitzt je nach Modell eine Spiralscheibe (oder zwei halbkreisförmige Teller), die nach dem Prinzip einer archimedischen Schnecke arbeitet. Früher wurde mit solchen Schnecken (auch Schneckenpumpe genannt) Wasser auf ein höheres Niveau gefördert, heute wird Schüttgut damit bewegt. Die meisten von Ihnen dürften diese Anwendung aber vom Kinderspielplatz kennen, wo zur Freude der Kleinen mittels Kurbel und Spirale Sand beziehungsweise Wasser bewegt wird. In der Profianwendung wird so ein Spiralbohrer natürlich nicht von Kindern, sondern durch Motorkraft betrieben. Landwirte nutzen dafür die Zapfwelle ihres Schleppers. Eingehängt in die sogenannte Drei-Punkt-Hydraulik des Traktors, ist es eine Kombination aus Druck und Drehbewegung, die den Bohrer in das Erdreich treibt.

Motortechnik in höchster Vollendung

Da nur die wenigsten von uns über solch schweres Gerät verfügen, sind für die alltäglichen Revierarbeiten besonders die kleineren handgehaltenen Erdbohrgeräte interessant. Sie schöpfen ihre Kraft meist aus einzylinderigen Motoren, die via Kupplung und Getriebe (ähnlich wie bei einem Motorroller) das Bohrgestänge antreiben.

Eine Firma, die diese Motortechnik in Vollendung beherrscht, ist Stihl. Der Erdbohrer im Sortiment des schwäbischen Herstellers läuft unter der Modellbezeichnung BT 131. Gedacht zum Setzen von Pfählen und für den Zaun-bau, lassen sich damit Löcher bis zu 300 mm Durchmesser bohren. Dafür verfügt das Bohrgerät über einen speziellen Stihl-4-Mix-Motor, der aus 36 ccm Hubraum stolze 1,4 kW beziehungsweise 1,9 PS herausholt. Damit lässt sich die angebrachte Bohrspindel auf rund 200 Umdrehungen pro Minute beschleunigen.

Gehalten und bedient wird das kompakte Kraftpaket von einer Person über zwei ergonomisch ausgeformte Griffe am oberen Geräterahmen. Während die rechte Hand nur stabilisierend und haltend wirkt, sind die Bedienelemente für die Motorsteuerung in einem linksseitigen Multifunktionsgriff integriert. Dieser ermöglicht die Bedienung per Fingerdruck, sodass ebenfalls die linke Hand stets zur Führung des Bohrers am Griff verbleiben kann.

Und das ist auch dringend nötig. Die auf den Bohrer gelenkten Kräfte haben es nämlich in sich, und wer unbedacht drauflosbohrt, kann schnell blaue Flecke davontragen. Die Tücken liegen dabei nicht beim Bohrgerät, sondern sind im Untergrund verborgen. Steine, harte, verdichtete Erdschichten (Orterde) und dichtes Wurzelwerk bringen das Gerät an seine Einsatzgrenzen.

Wenn der Bohrer bei Vollgas plötzlich auf ein festes Hindernis stößt, hält auch der stärkste Jäger den BT 131 nicht mehr fest. Dann dreht sich nämlich nicht mehr der Bohrer, sondern die Antriebseinheit samt Motor, Tank und Griffrahmen. Für diesen Fall hat Stihl die QuickStop-Bohrerbremse vorgesehen. Dieser linksseitig unter dem Griffrahmen angebrachte Notstopphebel soll beim Verhaken des Bohrwerkzeugs an den Oberschenkel des Nutzers schlagen und das Gerät sofort zum Stillstand bringen. Und das tut er auch, wie wir schmerzlich feststellen mussten. Das Resultat sind die bereits erwähnten Hämatome am Oberschenkel. Aber keine Sorge, solche Probleme lassen sich durch etwas mehr Feingefühl und weniger Druck von oben vermeiden.

Der Trick in der Anwendung eines Erdbohrers heißt: Weniger ist mehr. Auch wenn viele von uns, mich eingeschlossen, schleunigst vorankommen wollen und gerne den Dreck fliegen sehen: Mit weniger Druck und Drehzahl kommt man schneller ans Ziel. Lassen Sie es ruhig angehen. Besonders wenn der Bohrerfolg auf den ersten Zentimetern vielversprechend ist und zu einer höheren Drehzahl förmlich animiert, heben Sie in regelmäßigen Abständen den Bohrer an, lassen Sie das Gestänge frei drehen. Damit fördern Sie den Aushub aus dem Loch und befreien die Bohrspirale vom Dreck. So kommt man Stück für Stück in die Tiefe. Sollte tatsächlich mal ein Hindernis im Weg sein (was häufiger vorkommt), merkt man das sofort und kann prüfen, was stört.

Steine sollten Sie mit der Hand entfernen, bei störendem Wurzelgeflecht einfach erneut vorsichtig ansetzen und sich ganz langsam weiter vorarbeiten. Was sich nicht einfach aus dem Weg räumen lässt wie ein Stein, ist der Preis für das BT 131. Ohne Bohrer kostet das Gerät immerhin 1.119 Euro (UVP). Für den Bohrer (300 mm) sind dann nochmal 244 Euro fällig.

Dass es preislich auch anders geht, zeigt der Hersteller Scheppach. Hier bekommt man für rund 260 Euro ein komplettes Set mit Bohrern und Antriebseinheit. Der Preis, Sie ahnen es bereits, lässt auf Chinaware schließen. Das Gerät mit der Bezeichnung EB1700 wird mit insgesamt 3 Bohrern (100, 150 und 200 mm) ausgeliefert und folgt im Aufbau - oh Wunder - dem Gerät von Stihl. Oben: Motor, Tank und Griffe mit Bedieneinheiten, unten eine Aufnahme für den Bohrer, der einfach aufgesteckt und mit einem Splint gesichert wird. Dieser ist vermutlich auch als Sollbruchstelle gedacht, wenn der Bohrer auf ein Hindernis stößt und einmal blockieren sollte.

Preisdifferenz zeigt sich im Bedienkomfort

Die Kraft des EB1700 kommt von einem herkömmlichen Zweitakt Benzinmotor mit 51,7 ccm Hubraum, der mit einer 1:40 Kraftstoff-Öl-Mischung betrieben wird. Per Zugseil gestartet, zwirbelt er den Bohrer auf eine Maximaldrehzahl von erstaunlichen 310 Umdrehungen hoch. Im Einsatz offenbart sich die Preisdifferenz zum Stihl-Gerät besonders im Bedienkomfort. Während die Griffe beim schwäbischen Gerät über Zwischenstücke vibrationsmäßig von der Antriebseinheit getrennt sind, hat man beim Scheppach EB1700 direkten Kontakt zum Bohrer. Auch einen Sicherheitshebel, der bei Hindernissen das Gerät unverzüglich stoppt, sucht man vergeblich. Trotzdem, den gebohrten Löchern sieht man nicht an, ob das Bohrgerät 1.300 oder 260 Euro gekostet hat. Es ist wohl eine Frage der Einsatzhäufigkeit, die ausschlaggebend ist. Wer professionell Zäune stellt oder Bäume pflanzt und so ein Gerät mehrere Stunden am Tag bedienen muss, ist mit dem BT 131 sicherlich besser dran. Da wir keinen Langzeittest gemacht haben, können wir über die Langlebigkeit der Produkte auch nur spekulieren. In Kenntnis anderer Stihl-Produkte liegt es aber nahe, dass mit dem höheren Preis auch in die Produktlebensdauer investiert wird.

So ein Qualitätsprodukt wie das BT 131 eignet sich nach unserer Auffassung zum Beispiel für Hege-Gemeinschaften, die für mehrere Reviere ein Gerät anschaffen wollen. Etwas, was von Hand zu Hand geht, sollte schon von vornherein stabiler ausgelegt sein, zudem teilen sich ja auch die erhöhten Anschaffungskosten auf. Für Jäger, die gerne ihr eigenes Zeug beisammenhaben und nur von Zeit zu Zeit ein Loch benötigen (wofür, sagen wir in einer der nächsten Pirsch Ausgaben), ist der EB1700 wohl die richtige Wahl. Zumal in diesen Tagen (Stand 3. Februar) ein Sonderangebot unter www.scheppach.com läuft, wo ein ganzes EB 1700 Bohrset mit umfangreichem Zubehör für 179 Euro angeboten wird. Für diese Summe bekommen Sie bei Stihl gerade mal den 60-mm-Bohrer. Doch egal, welches Gerät zukünftig zu Ihnen ins Revier kommt, denken Sie bitte daran: Weniger (Druck und Kraftaufwand) ist mehr, und in der Ruhe liegt die Kraft, sonst drohen blaue Flecken.

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