Logo Niedersächsischer Jäger digitalmagazin

Artikel wird geladen

Trockenfleisch

Trockenfleisch aus Wildbret

Fleisch zu trocknen ist eine der einfachsten Methoden, um es haltbar zu machen – und ist genau das Ziel des Ganzen. Während wir uns heute in unseren Breiten auf Kühltruhen und Gefrierschränke verlassen und dadurch das ganze Jahr „Frischfleisch“ auftauen können, war es früher eine echte Herausforderung, Jagdbeute zu konservieren. Fleisch oder auch Fisch in dünne Streifen zu schneiden und über einem Feuer oder im Wind zu trocknen, funktioniert zuverlässig und bietet noch einen weiteren Vorteil: Es wird leichter.

Bis zu 80 Prozent seines Gewichts verliert das Fleisch im Laufe des Trocknungsprozesses, das erleichtert den späteren Transport enorm. Entsprechend weit verbreitet ist das Verfahren, dabei haben sich regionale Besonderheiten herausgebildet. In diesem Beitrag nehmen wir amerikanisches Jerky, südafrikanisches Biltong und Pemmikan, eine Art Urform des Müsliriegels, für den getrocknetes Wildbret, Nüsse und Früchte mit Talg vermischt werden, unter die Lupe.

Das richtige Teilstück entscheidet

Zunächst ist es wichtig, ein geeignetes Teilstück auszuwählen. Es sollte keine oder kaum Sehnen enthalten, da diese beim Trocknen genau wie das Wildbret fester werden und sich schwer beißen lassen. Gut geeignet sind Rücken, Filet, Ober- und Unterschale aller Wildarten. Das Wildbret wird dann zunächst vakuumiert und eingefroren.

Dünne, gleichmäßige Streifen von maximal 5 mm Dicke lassen sich nämlich am besten aus noch gefrorenem, nur angetautem Wildbret schneiden. Nachdem diese Streifen dann vollständig aufgetaut sind, werden sie je nach Rezept und Geschmack mariniert und gewürzt. Die Aromen sollten dann wenigstens einige Stunden oder über Nacht einziehen, dabei muss das Wildbret kühl stehen. Ideal sind Gefrier- oder Vakuumbeutel, die einige Male gewendet und durchgeknetet werden.

Trocknen im Backofen oder Dörrautomaten

Geht es dann an das eigentliche Trocknen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man setzt auf den Backofen, oder man schafft einen Dörrautomaten an. Der Backofen hat dabei natürlich den Vorteil, dass er bereits vorhanden ist. Um den Backofen zum Trocknen einzusetzen, wird er auf die niedrigste Stufe Umluft gestellt, das Wildbret auf den Rost gelegt oder mit Zahnstochern befestigt, vom Rost heruntergehängt und ein Löffel in die Klappe geklemmt. Der Löffel sorgt dafür, dass die heiße Luft entweichen kann und dabei auch die Feuchtigkeit mitnimmt. Nach etwa acht Stunden ist das Dörrfleisch fertig.

Der Dörrautomat funktioniert ähnlich, auch hier pustet ein kleiner Ventilator angewärmte Luft am Wildbret vorbei. Vorteil eines solchen Geräts ist, dass es dank mehrerer Roste eine wesentlich größere Fleischmenge bewältigt. Für die ersten Versuche ist der Backofen sicher ausreichend, aber wer der Dörrfleischsucht einmal verfallen ist, sollte ernsthaft über einen Automaten nachdenken. Die optimale Trocken-Temperatur für Fleisch liegt knapp unter 40 Grad. Darüber beginnt das im Fleisch enthaltene Eiweiß sich zu verändern – das Fleisch gart und die Konsistenz verändert sich, es wird spröde.

Je nach Geschmack und Wunsch

Unterschiede in Konsistenz und Geschmack kommen aber auch durch unterschiedliche Verarbeitung zustande: Werden die Wildbretstreifen mit der Faser oder quer zu ihr geschnitten, wie dick sind sie, welches Teilstück wird verwendet … Und selbstverständlich sorgen auch die Gewürze und Marinaden für die jeweils besondere Note.

Unsere Rezepte sind dabei nur als Ausgangspunkt zu verstehen: Dörrfleisch-Rezepte sind ausgesprochen variabel. Bewährt haben sich z. B. im Handel erhältlicher „liquid smoke“ für eine zarte Rauchnote, Soja- und Worcestersoße, Senfsaat und Zwiebel- und Knoblauchgranulat. Verzichten sollten Sie auf Öl, da es beim Trocknen ranzig wird und den Geschmack verdirbt.

Rezept 1

Mediterranes Beef Jerky

Das Wildbret parieren und einfrieren, dann ca. eine Stunde antauen lassen und in 3–4 mm dünne Streifen schneiden. Dabei darauf achten, mit der Faser zu schneiden, also entlang der längeren Seite des Teilstücks, nicht quer. Die Streifen mit den übrigen Zutaten vermischen und in einen Gefrier- oder Vakuumbeutel geben. 12–24 Stunden im Kühlschrank marinieren, dabei gelegentlich wenden und durchkneten. Die Marinade grob abstreifen und die Jerkystreifen auf dem Backofenrost befestigen oder auf die Gitter des Dörrautomaten legen. Dabei darauf achten, dass sich die einzelnen Streifen nicht berühren. Das Wildbret bei 35 °C 6–8 Stunden trocknen. Das Jerky ist fertig, wenn das Wildbret sich noch biegen lässt, dabei aber die Wildbretfasern reißen und auffasern.

Zutaten

 

  • 1 Oberschale vom Reh
  • 4 EL Portwein
  • 2 EL Sojasoße
  • 4 Zweige Rosmarin (frisch)
  • ½ TL Thymian (getrocknet)
  • 1 TL Chiliflocken
  • 3 Knoblauchzehen

 

Rezept 2

Biltong

Das Wildbret parieren, einfrieren und etwa eine Stunde antauen lassen, dann in ca. 1 cm dicke Streifen schneiden, solange es noch hart ist. Dabei darauf achten, mit der Faser zu schneiden, also entlang der längeren Seite des Teilstücks, nicht quer. Die Wildbretstreifen auftauen lassen und für 6 Stunden in den Essig legen. Das Wildbret soll vollständig bedeckt sein, dafür wenn nötig mit einem kleinen Teller o. ä. beschweren.

Anschließend das Wildbret aus dem Essig nehmen, abtupfen und zum Trocknen auf ein Geschirrtuch legen. Währenddessen Koriander und Pfeffer ohne Fett in einer Pfanne anrösten, bis die Gewürze zu duften beginnen, dann mit Salz und Zucker im Mörser zerreiben. Das Wildbret von allen Seiten in der Gewürzmischung wenden und noch einmal 6 Stunden auf einem Rost ziehen lassen. Vorsicht: Dabei tropft noch einmal etwas Flüssigkeit ab, unbedingt ein Gefäß unterstellen. Anschließend das Biltong für 8–10 Stunden bei 35 °C trocknen, bis es hart aber noch ein wenig elastisch ist.

Zutaten

 

  • 1 Unterschale vom Reh
  • 150 ml Weißweinessig
  • 2 TL Koriander
  • 2 TL Pfeffer
  • 1 TL grobes Salz
  • 1 TL brauner Zucker

 

Rezept 3

Pemmikan

Zunächst das Wildbret parieren und einfrieren. Aus dem Gefrierschrank nehmen und ca. 1 Stunde antauen lassen, dann quer zur Faser in dünne Scheiben schneiden. Das Wildbret mit dem Pökelsalz vermischen und in einen Gefrier- oder Vakuumbeutel verpacken. 24 Stunden marinieren, dabei gelegentlich wenden und durchkneten. Das gepökelte Wildbret auf den Gittern eines Dörrautomaten verteilen oder mithilfe von Zahnstochern vom Backofenrost hängen und ca. 6 Stunden bei 35 °C trocknen.

Das getrocknete Wildbret dann mit dem Mörser oder der Küchenmaschine zu feinen Wildbretbröseln verarbeiten. Das Trockenobst und die Nüsse ebenfalls zerkleinern und mit dem Wildbret vermischen. Die Flomen eines feisten Rehs auslassen und das flüssige Fett mit der Wildbretmischung vermengen. Die Masse ca. 1 cm dick ausstreichen, abkühlen lassen und in Riegel schneiden. Hinweis: Rehfett schmeckt ungewohnt herb, beinahe tranig. Wer sich nicht an das Originalrezept halten möchte, kann deshalb auch milderen Rindertalg verarbeiten. Schweineschmalz ist zu weich, um es für Pemmikan zu verwenden.

Zutaten

 

  • 1 Unterschale vom Reh
  • 6 g Pökelsalz
  • 2 Datteln (getrocknet)
  • 10 Rosinen
  • 1 Aprikose (getrocknet)
  • 5–10 Walnüsse
  • 5 EL ausgelassenen Talg vom Reh (ersatzweise Rindertalg vom Fleischer)
Digitale Ausgabe Niedersächsischer Jäger

Holen Sie sich noch mehr wertvolle Fachinfos.
Lesen Sie weiter in der digitalen Niedersächsischer Jäger !

 Immer und überall dabei
 Schon vor der Printausgabe verfügbar
 Komfortable Suchfunktion
 auf bis zu 3 mobilen Endgeräten gleichzeitig
 Persönliche Merkliste
 Teilen-Funktion