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Natürliche Lockmittel für Raubwild und Sauen

Die fantastische Welt der Düfte

Ein gutes Schwarzwildlockmittel ist der Blaseninhalt eines rauschigen Keilers oder einer rauschenden Bache.

Trotz sorgfältigem Einbau der Kastenfalle im Dachstuhl der Scheune, einer mehrtägigen Gewöhnungs- und Kirrphase, wollte es mit dem Fang eines Marders nicht so recht klappen. So langsam fing die Situation an zu nerven, doch einen Versuch wollte ich noch wagen. Am Vortag hatte ich nämlich in einer anderen Falle einen Marderrüden gefangen.

Diesem entnahm ich frische Losung und zusätzlich mit Gummihandschuhen etwas Duft- sekret aus den Analdrüsen, die beiderseits des Waidlochs sitzen. Die Losung und einige grobe Hobelspäne mit dem Sekret kamen mittig auf Höhe der Auslösung in die Kastenfalle.

Alle anderen Köder nahm ich weg. Ein Ei legte ich zerbrochen vor die Falle. In der Hoffnung, dem „Hausmarder“ einen Eindringling in seinem Revier verkaufen zu können - und es klappte!

Bei Wieseln, Iltis, Mink und den beiden echten Mardern lohnt es sich, die beiden kleinen Analdrüsen vorsichtig zu entnehmen und in Folie einzeln verpackt, einzufrieren. Bereits kleinste Mengen des Sekrets lockt Artgenossen zum Fangplatz.

In diesem Fall reizte ich also den dort lebenden Marder mit den frischen Duftmarken eines fremden Artgenossen. Offensichtlich beschäftigte ihn der vermeintliche Eindringling so sehr, dass er selbst seine vorher an den Tag gelegte Skepsis gegenüber der Falle vergessen hat. Da sich die Entnahme mit dem Fangkorb oben im Gebälk schwierig gestalten würde, gebe ich dem Marder kurzerhand mit der .22 lfB den Fangschuss in der Falle.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass nun Angstwittrung und Schweiß weitere Fänge vereiteln würden. Ganz das Gegenteil ist aber der Fall – der nun in der Falle befindliche Duft wird die Neugier von Artgenossen und anderem Raubwild wecken. Betrachten wir einmal die Verhaltensweisen unserer Raubwildarten näher. Sie setzen zum einen Duftmarken entlang der Reviergrenzen ab.

Zum anderen markieren sie „neue“ Requisiten in ihrem Revier. Besonders auffällig macht das der Fuchs. Er setzt seine Losung prinzipiell auf erhöhten Stellen (z.B. Wurzelstöcke) ab. Raubwild markiert aber auch gern seine Fraßplätze, dies soll anderen zeigen, dass das ihre Beute ist. Beim Absetzen der Losung wird auch minimal Sekret aus den Analdrüsen abgegeben, das für den individuellen Geruch verantwortlich ist.

Nicht selten wird an denselben Stellen mit Urinspritzern zusätzlich markiert. So ist Raubwildlosung eigentlich immer ein gutes Lockmittel innerhalb einer Art. Allerdings ist sie nicht sehr auffällig und daher schwierig zu finden. Außerdem muss man sie dann parat haben, wenn man sie braucht, da sie schnell trocknet.

Brocken zum Fuchsfang

Ausgefuchst

Als es in den 1980er-Jahren noch nicht so viele Füchse wie heute gab und der Fuchsfang mit dem Schwanenhals noch selbstverständlich war, habe ich meine Köderbrocken nach einem alten Berufsjägerrezept hergestellt.

Wenngleich es eine Reihe von ähnlichen überlieferten Rezepten gibt, war eines bei mir eine sichere Bank. Umwickeln Sie dafür einen hühnereigroßen Fleischbrocken – am besten von Hase oder Kaninchen oder falls rechtlich möglich vom großen Wassernager – mit der späteren Abzugsschnur. Das erleichtert die spätere Handhabe wesentlich.

Die Fleischbrocken werden dann dick mit gemahlenem Bockshornklee eingerieben und anschließend für 10 bis 14 Tage in warmen Pferdemist eingelegt. Der Geruch ist vor allem für den Fuchs magisch anziehend, aber auch für die menschliche Nase nicht unbedingt abstoßend.

Selbstverständlich kann man mit diesem Köder auch in der Betonrohrfalle oder anderen Lebendfangfallen arbeiten. Denn der Schwanenhals gehört in unseren überlaufenen Revieren mit Recht wohl der Vergangenheit an. WM Matthias Meyer

Lockwirkung reaktivieren

Um sie in ihrer Lockwirkung wieder zu intensivieren, kann man sie kurz in einem Teefilter mit heißem Wasser aktivieren und zum Duften bringen. Deutlich einfacher und in der Wirkung konzentrierter gelingt es, wenn wir dem erlegten Raubwild nach dem Streifen mit dem scharfen Skalpell die beiden Analdrüsen entfernen.

Sie enthalten ein leicht dickflüssiges Sekret von gelblicher Farbe. Geringste Tröpfchen auf einem Ästchen oder Grashalm reichen vollkommen zum Locken aus. Die Lagerung geschieht am besten so, dass wir jede Analdrüse in etwas Alufolie einwickeln und dann die einzelnen verpackten Kügelchen in einem Gefäß einfrieren. So können wir sie nach Bedarf dosieren und einsetzen, ohne dass der gesamte Vorrat verdirbt.

Lockmittelhersteller entziehen die Duftstoffe beispielsweise durch Einlagerung in medizinischen Alkohol. Insbesondere bei den Marderartigen haben wir damit ein wirkungsvolles Lockmittel. Sicher funktioniert es bei Wieseln, Iltis und Mink. Beim Dachs, Waschbär und auch beim Fuchs war die Lockwirkung leider enttäuschend.

Kommunikationspunkte anlegen

Beim Fuchs funktioniert es gut, sogenannte Kommunikationspunkte anzulegen, die vom Ansitz gut einsehbar sind. Dafür platziere ich dort einen abgeflachten höheren Feldstein und lege auf diesem immer wieder frische Fuchslosung aus einem anderen Revierteil ab, bis er angenommen ist.

Nach wenigen Tagen wird ein Fuchs die Stelle von sich aus markiert haben. Das Markieren mit Fuchsurin nimmt zusätzlich das Misstrauen. Dabei ist es egal, ob wir den Blaseninhalt einer Fähe oder eines Rüden verwenden.
 

Raubwildlosung enthält nicht nur Nahrungsreste, sondern auch feine Duftstoffe aus der individuellen Analdrüse. Der Raubwildfänger setzt mit ihr als Köder auf den Trieb zur Revierverteidigung.

In der Regel enthält die Fuchsblase nicht sehr viel Inhalt. Wir können die Ausbeute etwas steigern, indem wir den gerade erlegten Fuchs an den Vorderläufen über Nacht aufhängen. So kann noch Urin in Richtung Blase nachlaufen.

Den Blaseninhalt leeren wir in ein Behältnis mit Schraubverschluss. Kühl gelagert hält es einige Zeit in der winterlichen Hauptjagdzeit. Insbesondere der Blaseninhalt einer ranzigen Fähe kann so über mehrere Tage an unserem Fuchsplatz für guten Anlauf sorgen.

Bei Schwarzwild gelingt die Lockwirkung mit Urin oder der Duftdrüse, die sich unter der Bauchdecke um den Ausgang des Pinsels befindet, ebenfalls sehr gut. Besondere Wirkung geht vom Blaseninhalt rauschiger Keiler, aber auch rauschender Bachen aus. Wir verteilen den Urin, den wir zuvor in einer Flasche oder einem Glas aufgefangen haben, an Kirrung, Suhle oder Malbaum.

Beim männlichen Schwarzwild nutzen wir die oben erwähnte Drüse. Sie enthält ein Sekret, das bereits bei Frischlingskeilern vorhanden ist. Wir umschneiden beim Aufbrechen die Bauchdecke um den Pinselausgang großzügig und entfernen die Drüse vollständig, ohne sie zu verletzen. Das Aufbrechen geschieht beim Schwarzwild zumeist ohnehin aus Infektionsschutzgründen mit Gummihandschuhen.

Die vor der Pinselöffnung unter der Bauchdecke gelegene Duftdrüse bei männlichen Wildschweinen enthält ein Sekret, das wir als Lockstoff einsetzen können. Schnell zeigen die Sauen an der aufgehängten Drüse großes Interesse.

Die Drüse kann man dann am Ansitzplatz an einem Stamm mit grober Borke reiben oder befestigen. Mehrere Schnitte mit dem Messer lassen das Sekret heraussickern. Selbstverständlich darf diese Art, Sauen zu locken nur in ASP-freien Revieren angewandt werden bzw. wo dies nicht den Maßnahmen zur ASP-Prävention widerspricht...

Verführerischer Meister Bockert

Ein unübertroffener Lockstoff ist frisches Bibergeil. Der Biber reibt damit seinen Balg ein, um ihn „wasserfest“ zu machen. Die beiden Duftdrüsen sitzen beiderseits des Waidlochs.

Eine hohe artfremde Lockwirkung auf Raubwild ist mit dem Inhalt der Duftdrüsen des Bibers zu erzielen – dem sogenannten Bibergeil. Wer also die Möglichkeit hat, an rechtmäßig entnommene Biber zu gelangen, sollte sie nicht einfach entsorgen, sondern die beiden etwa pflaumengroßen Drüsen am Weidloch entfernen.

Sie enthalten das Bibergeil, mit dem Meister Bockert seinen Balg einfettet. Es fällt durch einen einzigartigen Geruch auf, der auch in der Herstellung von Parfum genutzt wird. Auf jeden Fall zeigt Raubwild an den ausgebrachten minimalen Duftproben ein ausgesprochen hohes Interesse. Die Gewinnung des Bibergeils ist recht einfach.

Das zähflüssige gelbe Bibergeil füllen wir in ein verschließbares Gefäß und frieren es ein. Eine Messerspitze voll genügt für die Lockstelle.

Nachdem die beiden Drüsen sorgfältig freigelegt und vom Kern entfernt wurden, schneide ich den Abflusskanal ab. Nun kann man die cremige gelbe Flüssigkeit in ein kleines verschließbares Gefäß hineinstreichen. Für eine längere Haltbarkeit friere ich es ein und entnehme im Bedarfsfall lediglich eine Messerspitze voll. So kann man es lange verwenden, denn mit übermäßigem Nachschub ist aufgrund der rechtlichen Situation beim Biber nicht immer zu rechnen.

Auf dem Stock wurde ein nur erbsengroßes Stück Bibergeil verstrichen. Bereits in der ersten Nacht zog die Wittrung Raubwild an.

Um Katzenartige zu locken, hat sich Baldrian bewährt. Die frisch gemahlene trockene Baldrianwurzel eignet sich am besten. Das sehr intensiv riechende Pulver bekommen wir in jeder Apotheke. Um es in seiner Wirkung noch zu steigern, fülle ich einen Teelöffel voll in einen Kaffee- oder Teefilter und gieße ihn mit heißem Wasser auf.

Baldrian-Wurzelpulver wird im Teesieb mit heißem Wasser aufgegossen. So verstärken wir die Lockwirkung auf alle Katzenartigen.

Auch wenn die Gewinnung natürlicher Lockstoffe nicht jedermanns Sache sein mag: Zur richtigen Zeit und am richtigen Ort eingesetzt, verhelfen sie dem Jäger zum Jagderfolg. Und im Gegensatz zu manch einem synthetischen Lockmittel hält die Natur sie für den erfolgreichen Jäger sogar nachhaltig und inklusive vor und schafft zudem die Möglichkeit, die Beute noch vollumfänglicher zu verwerten.

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