Hier ist alles ohne Plastik!
Weniger Müll und mehr Regionalität: Unverpackt-Läden sind auf dem Vormarsch. In Winsen an der Luhe (Landkreis Harburg) hat Stephanie Oetker jetzt ihr Geschäft „WertVoll“ eröffnet. Vom Reis über Nudeln und Dinkelflocken bis zum Waschmittel wird alles lose in mitgebrachte oder dort vorhandene Gefäße gefüllt. Frisches Brot, Obst und Gemüse, Holzzahnbürsten und Haarwaschseife vervollständigen das Angebot. Der Andrang der Kunden ist groß. Vom Studenten bis zur Seniorin loben alle die tolle Idee. „Plastik einsparen ist für die Umwelt dringend nötig!“ sagt Oetker.
Wertschätzung für Lebensmittel
Wie ist es dazu gekommen? „Mein Beruf als Krankenschwester hat mich nicht mehr ausgefüllt“, schildert Stephanie Oetker. „Ich wollte etwas mit Leidenschaft und Herz machen. Zudem ist mir der Umweltschutz sehr wichtig. Das alles kann ich hier realisieren.“ Ihr hundert Quadratmeter großer Laden an der Marktstraße befindet sich im Herzen der Stadt. Deshalb schaut auch Laufkundschaft herein.
Wer das Geschäft betritt, bleibt deutlich länger als im Supermarkt. „Es gibt hier so viel zu entdecken, und es entstehen nette, informative Gespräche“, sagt eine junge Mutter. Ihr Baby schläft im Tragetuch. In eine mitgebrachte leere Mineralwasserflasche lässt sie sich ein Reinigungsmittel abfüllen. Andere haben Tupperdosen und Glasbehälter dabei. Die Preise sind teurer als beim Discounter, aber durchaus noch erschwinglich. Der Geschäftsname „WertVoll“ kommt nicht von ungefähr. Nachhaltigkeit habe für sie auch viel mit der Wertschätzung zu tun, erklärt Oetker. Das gelte ganz besonders für Lebensmittel. Aber auch für die Kunden, die hier einkaufen. Um lange Transportwege zu vermeiden, arbeitet die 39jährige mit heimischen Landwirten zusammen. Diese liefern regelmäßig ihre Kartoffeln, Eier, Äpfel und Honig an. „Wir haben so tolle Bauern in der Umgebung. Ich habe geguckt, wo jeder seine Spezialität hat und diese dann mit ins Boot geholt“, berichtet die Ladeninhaberin.
Den Kunden entgegenkommen
Einer von ihnen ist Heiko Peters aus dem Winsener Ortsteil Luhdorf. Zusammen mit seinem Vater Gustav baut er Kartoffeln und Gemüse an. Außerdem betreibt die Familie einen Hofladen. In das Unverpackt-Geschäft bringt er seine Kartoffelsorten Goldmarie und die rote Laura. „Die haben ein ganz besonderes Aroma. Für diese Spezialität nehmen die Kunden auch weitere Anfahrtwege auf sich“, sagt Bauer Peters. „Jetzt kommen wir den Menschen in der Innenstadt entgegen.“ Das sei eine schöne Ergänzung zum Hofladen.
Vanessa Zeyn, Mitinhaberin eines Obsthofes in Winsen-Laßrönne, lobt die gute Zusammenarbeit mit Stephanie Oetker. Einmal wöchentlich bringt sie ihre Äpfel, Birnen und den selbst hergestellten Cider in das Geschäft. Zurzeit sind die Apfelsorten Wellant, Santana, Boskop und Elstar bei den Kunden besonders beliebt. Später kommen dann auch Pflaumen und Kirschen dazu. „Der Verkauf läuft bestens“, freut sich Vanessa Zeyn. Britta Benecke ist seit der ersten Stunde dabei. Auf dem Hof ihres Mannes in Scharmbeck stehen Milch- und Mutterkühe, außerdem werden Kartoffeln, Getreide und Futter angebaut. Hinzu kommen vier mobile Ställe mit jeweils 240 Hühnern. „Eigentlich wollte Stephanie Oetker von uns Milch beziehen“, schildert sie. „Doch das geht nicht, denn Rohmilch dürfen wir nur direkt auf unserem Hof verkaufen.“ So seien sie dann auf Käse und Eier gekommen, die der Hof auch direkt vermarktet. Da die Hühner im Freiland in mobilen Hühnerställen gehalten werden, werden die Eier von den Kunden stark nachgefragt.
Kleine Mengen verhindern Wegwerfen
Während die Kunden im Supermarkt meistens größere Packungen kaufen, gehen bei „WertVoll“ auch kleinere Mengen über den Ladentisch. „Singles kaufen manchmal nur zwei Kartoffeln und ein Ei“, verrät Stephanie Oetker. „Dadurch wird das Wegwerfen von zu viel gekauften Lebensmitteln vermieden.“ Um die Lieferung der Eier vom Hof Benecke muss sie sich auch langfristig keine Sorgen machen, denn der Nachwuchs ist gesichert. Sohn Hermann (21), bereits ein ausgebildeter Landwirt, studiert derzeit Agrarwirtschaft. Er will den Hof später übernehmen.
Schleckermäuler gehen im Geschäft gern zu den braunen Holzregalen mit den Honiggläsern. Auch Bienenwachskerzen und Honigwein stehen dort. Das alles liefern der Imker Dominik Bertram und seine Frau Mareike aus Hunden. Dabei bringen sie auch oft ihre Tochter Katharina (2) mit. Das zweite Kind, die sechsjährige Sophie, interessiert sich schon sehr für die Bienen und hilft gerne mit, erzählt das Ehepaar.
Dominik Bertram ist als Landwirt bei einem Familienbetrieb im Dorf angestellt. Zur Imkerei kam er über einen Imker, der seine Bienenvölker im Raps des elterlichen Betriebes stehen hatte. „Da bin ich von klein auf hineingewachsen“, erinnert er sich. „Zunächst habe ich von meinem Imkerpaten drei Völker übernommen, heute habe ich 24.“ Bertrams Bienen sammeln den Nektar in der Binnenmarsch. Einmal im Jahr lässt er den Honig in einem Labor untersuchen. Die Grenzwerte für Rückstände wurden hier noch nie überschritten. Ehefrau Mareike ist für das Drumherum zuständig. Sie hilft beim Schleudern, rollt die Kerzen aus den Wachsplatten, verziert diese mit kleinen Deko-Bienen und kümmert sich um die Büroarbeiten.
- Kontak: Unverpackt-Laden WertVoll, Inhaberin Stephanie, Oetker Markstraße 16, 21423 Winsen (Luhe)
Tel. 0 41 71 (69 20 084)
WertVoll-Winsen@web.de
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