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30 Jahre Waldumbau 

Im Angesicht der Schadflächen bei Torfhaus im Harz erläutert Michael Rudolph, NLF, den Lebenszyklus des Buchdruckers.

Was 1987 mit einem Siebenjahresprogramm startete, hält bis heute an: Zu Zeiten des großen Waldsterbens durch „sauren Regen“ begannen die Niedersächsischen Landesforsten, ihre stark geschädigten Fichtenwälder mit Laubbäumen zu erneuern und in Mischwälder umzuwandeln. 12 Mio. Buchen und 2 Mio. Bergahorne, Eschen und Roterlen wurden damals in den Harzforstämtern gepflanzt. Dieses Walderneuerungsprogramm ging 1991 in das sogenannte LÖWE-Programm über, ein Programm zur langfristigen ökologischen Waldentwicklung, das seither als Leitbild für die Bewirtschaftung sämtlicher Landeswälder gilt. Doch dann machten in den Jahren 2018 und 2019 Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Die Harzwälder erlitten schwere Verluste und der Umfang notwendiger Wiederaufforstungen ist deutlich größer als geplant.

Marktentlastungen

„Wir haben in den vier Harzforstämtern im Jahr 2017 eine normale Einschlagsmenge von 344.000 Kubikmeter geerntet. 2018 waren es 749.000 und 2019 sogar 940.000 Kubikmeter“, berichtet Regional-Pressesprecher Michael Rudolph vom Forstamt Clausthal vor einer niedersächsischen Agrarjournalisten, die sich unlängst in der Nähe von Torfhaus bei Altenau ein Bild von der Situation machten. Nachdem auch der Sommer 2019 sehr trocken war, habe sich die Lage noch einmal verschärft. „Die Borkenkäfer haben sich in den südniedersächsischen Wäldern weiter massenhaft vermehrt und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten in der Holzernte eine Sisyphus-Arbeit, die ihnen mehr und mehr zusetzt“, erklärt Rudolph. Das Schadholz überschwemme einen sowieso schon übersättigten Holzmarkt, die Fichtenpreise seien mittlerweile um die Hälfte reduziert und die heimischen Sägewerke völlig ausgelastet.

Um den Holzmarkt zu entlasten, konservieren die Landesforsten einen Teil des Schadholzes: zum einen in Nasslagern, in denen es in einem Kreislaufsystem kontinuierlich begegnet wird, zum anderen unter Sauerstoffabschluss in Folienlagern. Ziel ist es, die Hölzer zu besseren Preisen verkaufen zu können, wenn sich der Holzmarkt entspannt.

Als einziger noch gut funktionierender Abflusskanal für Fichtenschadholz diente bislang der Exporthandel, vor allem mit Fichtenstammholz nach China, erklärten die Forst-Praktiker. Doch auch diese Möglichkeit ist derzeit durch die Corona-Epidemie unterbrochen (s. Beitrag S. 55).

In der Höhe bleibt Fichte

Umfangreiche Wiederaufforstungen stehen jetzt an; die Landesforsten rechnen mit Kosten in Höhe von 75 Mio. €. In den Hochlagen des Harzes bleibt auch künftig als Anbauschwerpunkt die Fichte. Diese soll aber vermehrt in Mischbeständen stehen, um die Wälder stabiler gegenüber klimatischen und biotischen Schadereignissen zu machen. Eine weitere Strategie erläutert der Clausthaler Forstamtsleiter Ralf Krüger: „Wir wollen auf die Anpassungspotenziale heimischer Laub- und Nadelbaumarten setzen und bewährte nicht-heimische Baumarten wie die Douglasie zur Risikoverteilung mit einbeziehen“. So soll die Douglasie, die ein geringeres Trockenstressrisiko besitzt, die Fichte auf trockenen sonnenexponierten Hanglagen ersetzen. „Wir wollen ihren Anteil bis 2055 von derzeit 1 % auf 5 % erhöhen“, so Krüger. Weitere Mischbaumarten sind Bergahorn, Eberesche, Birke, Roterle und Europäische Lärche.

Das Gelingen dieser Aufgabe hänge jetzt von der Finanzierung ab. Die klimabedingten Schäden gingen auf gesamtgesellschaftliche Ursachen zurück, erklärte kürzlich dazu Landesforsten-Präsident Dr. Klaus Merker und die Wiederaufforstung liege im Interesse aller.

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