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Impfungen allein reichen nicht aus

Zum Zeitpunkt der Projektdurchführung gab es in Deutschland nur einen Salmonellen-Impfstoff, mit dem sowohl Sauen subkutan als auch Ferkel oral per Drench geimpft werden können.

Salmonellen kommen in vielen Schweinebeständen vor. Während es hier nur selten zu klinischen Symptomen, wie Durchfallerkrankungen, kommt, ist die Salmonellose die zweithäufigste bakteriell bedingte Zoonose beim Menschen. Salmonellen können unter anderem auch durch kontaminiertes Schweinefleisch übertragen werden. Neben der Schlacht- und Küchenhygiene ist es daher wichtig, Einträge aus der Primärproduktion in die Lebensmittelkette zu vermeiden.

Dazu gibt es in Deutschland seit 2007 die Schweine-Salmonellen-Verordnung. Mastbetriebe werden aufgrund stichprobenartiger serologischer Untersuchungen von Schlachtschweinen auf Salmonellen-Antikörpergehalte in Fleischsaft bzw. Blut in die Risikokategorien I bis III eingeteilt (QS-Salmonellenmonitoring). Betriebe der Kategorie II und III sind verpflichtet, Maßnahmen gegen Salmonellen zu ergreifen. Dennoch konnte der Anteil Salmonellen-auffälliger Mastbetriebe seit Einführung des Monitorings nicht deutlich reduziert werden. Aus diesem Grund wird seit Jahren diskutiert, ob die Einbindung der Zucht- und Ferkelerzeugerbetriebe und der Einsatz einer Impfung einen entscheidenden Beitrag zur Salmonellenbekämpfung in der Schweinehaltung leisten können. Diese Maßnahmen haben sich in der Geflügelhaltung bewährt.

Mit der Verbreitung und Bekämpfung von Salmonellen in Ferkelerzeugerbetrieben haben sich Landwirte, Tierärzte, Berater und Wissenschaftler von 2016 bis Anfang 2020 im Rahmen des Projektes „Salmo-SaFe“ (=Salmonellen-Sauen und Ferkel) beschäftigt. Auf Grundlage einer langjährigen Teilnahme am Ems-Vechte-Hase (EVH)-Screening, bei dem zweimal jährlich Verkaufsferkel (25-30 kg) unter anderem auf Salmonellen-Antikörper untersucht werden, wurden zwölf „Salmonellen-auffällige“ sowie zwölf „Salmonellen-unauffällige“ Ferkelerzeugerbetriebe ausgewählt und verschiedene Ansätze zur Salmonellenreduktion erprobt.

Lebendimpfstoff gegen S. Typhimurium

In drei der zuvor als Salmonellen-auffällig klassifizierten Betriebe kam dabei der zum Zeitpunkt der Projektdurchführung einzige zugelassene Salmonellen-Impfstoff zum Einsatz. Es handelt sich um einen Lebend-impfstoff gegen Salmonella Typhimurium, einem in der Schweinehaltung weit verbreitetem Salmonellen-Serovar. Mit dem Impfstoff können sowohl Sauen per subkutaner Injektion als auch Ferkel oral per Drench geimpft werden.

Die alleinige Sauenimpfung wurde in den drei Betrieben über einen Impfzeitraum von etwa eineinhalb Jahren erprobt. Dabei haben nur die Sauen und Jungsauen den Impfstoff als Mutterschutzimpfung sechs und drei Wochen bzw. nach erfolgter Grundimmunisierung drei Wochen vor der Geburt erhalten. Die Impfung bewirkt nachweislich, dass das Immunsystem der geimpften Tiere hinsichtlich der Salmonellen sensibilisiert wird und weniger Salmonellen mit dem Kot ausgeschieden werden. Somit ist das Ziel der Sauenimpfung die Ausscheidungsrate von Salmonellen während der Säugezeit zu reduzieren.

In dieser Phase sollen weniger Ferkel infiziert werden und der Salmonelleneintrag in die Ferkelaufzucht wird vermindert. Zudem wird eine Schutzfunktion der mit der Biestmilch auf die Ferkel übertragenen Antikörper diskutiert. Diese lässt allerdings bereits kurze Zeit nach dem Absetzen nach. Im Projekt wurde die Effektivität der Impfung analog zum EVH-Screening anhand stichprobenartiger Salmonellen-Antikörpergehalte bei 25 bis 30 kg schweren Ferkeln aus allen Verkaufsgruppen analysiert. Zusätzlich wurden vor und während des Impfzeitraumes Umgebungsproben aus allen Stallbereichen bakteriologisch auf Salmonellen untersucht.

Die Ergebnisse zeigen, dass, obwohl einzelne Ferkelgruppen deutlich niedrigere durchschnittliche Salmonellen-Antikörpergehalte aufwiesen als vor dem Beginn der Impfung, nach einem Impfzeitraum von eineinhalb Jahren keine langfristigen Verbesserungen erzielt werden konnten. Die Gründe hierfür können vielfältig sein. Zum einen stellt sich die Frage, inwieweit die Übertragung von Salmonellen durch Sauen bei dem jeweiligen Infektionsgeschehen in den einzelnen Betrieben überhaupt eine Rolle spielt. Zwar zirkulieren Salmonellen in den meisten Sauenherden, im Projekt wurde aber auch deutlich, dass Umgebungsproben aus der Ferkelaufzucht mit Abstand die signifikant höchsten Nachweisraten aufweisen (Grafik).

Eintrag oder Zirkulation in der Aufzucht

Es stellt sich also für jeden Betrieb die Frage, ob die Salmonellen aus dem Abferkelbereich in die Ferkelaufzucht eingetragen werden oder ob es sich um ein hauptsächlich in der Ferkelaufzucht zirkulierendes Infektionsgeschehen handelt. Bei letzterem kann durch eine alleinige Impfung der Sauen keine Schutzwirkung erwartet werden. Hier sind deshalb weitere Maßnahmen, wie die Optimierung von Hygiene und Fütterung, unerlässlich. Zudem muss berücksichtigt werden, dass in vielen Betrieben neben Salmonella Typhimurium auch weitere Salmonellen-Serovare vorkommen, für die ein Impfschutz nicht belegt ist. Diese Serovare sind ebenfalls für die Lebensmittelsicherheit relevant und spiegeln sich oftmals ebenso in hohen Antikörpergehalten als Reaktion auf eine Infektion wider.

Impfung im geschlossenen System

Die Impfung von Sauen und Ferkeln wurde im Rahmen des Projektes in zwei weiteren Betrieben erprobt, die beide im geschlossenen System produzieren und vor Beginn der Impfung den Kategorien II bzw. III nach Schweine-Salmonellenverordnung angehörten. Zusätzlich zu den Sauen wurden hier alle Ferkel zweimal im Abstand von drei Wochen per Drench ins Maul geimpft. Die erste Impfung erfolgte dabei in der ersten Lebenswoche, die zweite beim oder vor dem Absetzen. Wie auch bei der Sauenimpfung dürfen fünf Tage vor bis fünf Tage nach der Impfung keine Antibiotika angewendet werden, da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt.

Laut Herstellerangaben sollte es aufgrund der verminderten Ausscheidungsrate von Salmonellen bei geimpften Sauen und Ferkeln zu einer Abnahme der Salmonellenbelastung im Betrieb kommen. Dies sollte sich nach einem ausreichend langem Impfzeitraum auch in niedrigeren Antikörpergehalten (<40 % OD (=optische Dichte)) widerspiegeln. Der Impfzeitraum betrug in einem Betrieb eineinhalb Jahre, im zweiten Betrieb ein Jahr. In allen Ferkel- bzw. Mastgruppen wurden stichprobenartige Untersuchungen der Antikörperverläufe durchgeführt. Zudem wurden ebenso Umgebungsproben aus allen Stallbereichen vor und während der Impfmaßnahme bakteriologisch auf Salmonellen untersucht.

In beiden Betrieben wiesen die geimpften Tiere in der Endmast hohe Salmonellenantikörpergehalte auf. Im ersten Betrieb lag der Anteil der beprobten Endmastschweine mit Antikörpergehalten über 40 % OD bei durchschnittlich 57 % in der ersten Hälfte des Impfzeitraumes und 63 % in der zweiten Hälfte des Impfzeitraumes. Im zweiten Betrieb waren es in der ersten Hälfte 83 % und in der zweiten Hälfte 76 %. Ein Absinken der Antikörpergehalte mit zunehmender Einsatzdauer des Impfstoffes konnte somit nicht beobachtet werden.

Nach der Schweine-Salmonellenverordnung werden Betriebe mit einem Anteil von über 40 % beprobten Schweinen mit einem Antikörpergehalt von über 40 % OD aber in Kategorie III eingestuft, was in vielen Fällen zu wirtschaftlichen und vermarktungsorganisatorischen Konsequenzen führt. Nach Ausstieg aus der Impfung wurde in beiden Betrieben noch ein bis zwei Ferkelgruppen beprobt. Die nicht geimpften Endmasttiere wiesen durchschnittliche Antikörpergehalte von 14,48 % OD (Betrieb 1) und 9,10 % OD (Betrieb 2) auf. Nur 5,6 % (Betrieb 1) bzw. 0,0 % (Betrieb 2) der beprobten Tiere wiesen Antikörpergehalte über 40 % OD auf.

Projekt SalmoSaFe ist abgeschlossen

Ob die nach dem Impfausstieg deutlich niedrigeren Antikörpergehalte auch längerfristig beibehalten werden können, konnte im Rahmen des Projektes leider nicht mehr untersucht werden. Dagegen spricht die Tatsache, dass insbesondere im ersten Betrieb auch während der Impfmaßnahme noch Salmonella Typhimurium und andere Serovare in Umgebungsproben nachgewiesen werden konnten. Diese haben vermutlich bei den bereits durch die Impfung sensibilisierten Schweinen zu höheren Antikörpergehalten geführt. Sie könnten sich mit der Zeit wieder in der Tierumgebung anreichern, sofern dieses nicht durch hygienische Maßnahmen verhindert werden kann. Zusätzlich bleibt festzuhalten, dass der Impfstamm nur vereinzelt kurz nach Impfung der Tiere nachgewiesen werden konnte.

FAZIT

  • Die Impfung der Ferkel gegen Salmonella Typhimurium kann während des Impfzeitraumes mit hohen Antikörpergehalten einhergehen.
  • Im Zuge der Schweine-Salmonellenverordnung kann dies negative Folgen für die Betriebe haben (Kategorie III).
  • Die alleinige Impfung der Sauen hat nicht zu einer langfristigen Reduktion der Antikörpergehalte bei 25 bis 30 kg schweren Ferkeln geführt.
  • Weitere Maßnahmen hinsichtlich Hygiene und Fütterung sind bei beiden Impfkonzepten zwingend erforderlich.
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