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Wasserhaushalt deutlich entspannt

Die in der ersten Winterhälfte gefallenen Niederschläge führten nach einem erneut von Trockenheit geprägten Jahr nur zu einer leichten Entspannung der Gesamtsituation. Der Winter 2019/2020 gestaltete sich vielerorts mit deutlich zu milden Temperaturen und zumeist frostfreien Nächten. Eine nachhaltige Vegetationsruhe war dadurch zu keinem Zeitpunkt zu verzeichnen.

Endlich Niederschlag

Die überdurchschnittlich warme Witterung spiegelt sich auch in der sehr weit fortgeschrittenen kumulierten Grünlandtemperatursumme wider. Viele Grünlandstandorte erreichten im Laufe der vergangenen Woche die kumulierte Temperatursumme von 200 °C. Somit beginnt das Vegetationsjahr 2020 flächendeckend gesehen so früh wie nie zuvor.

Positive Begleiterscheinung des unbeständigen und stürmischen Tiefdruckeinflusses der vergangenen Wochen ist der langersehnte ergiebige Regen. Die reichlichen, teils intensiven Niederschläge der zurückliegenden Tage haben zur Folge, dass die Bodenfeuchten in der Schicht bis 60 cm verbreitet über 100 % der nutzbaren Feldkapazität (DWD; Veröffentlichung Bodenfeuchte, Februar 2020) liegen.

Laut DWD war der meteorologische Winter 2019/2020 in Deutschland der zweitwärmste seit Beginn flächendeckender Aufzeichnungen in Jahr 1881. Auch in fast ganz Europa fiel der Winter extrem mild aus. Verantwortlich dafür war der Kältepol der Nordhemisphäre, der sich im Raum Nordkanada-Grönland ständig regenerierte. Eine kräftige, extrem milde Südwestströmung sorgte in Deutschland vielerorts für einen Totalausfall des Winters.

In vielen Regionen kommen die ausgiebigen Niederschläge dagegen den teils noch nicht gesättigten tieferen Bodenschichten nachhaltig zugute. Vielerorts ist aber durch das gehäufte Auftreten der Niederschläge derzeit das Befahren der Flächen nicht möglich. Somit kann die erste Stickstoffgabe als Folge des reichlichen Wasserangebotes in den obersten Bodenschichten vielerorts zurzeit nicht gegeben werden.

Hohe Regenmengen

Aufgrund der ergiebigen flächendeckenden Niederschläge in den letzten Wochen konnte das Niederschlagsdefizit für die Referenzperiode von August 2019 bis Februar 2020 vollständig beglichen werden. So zeigen sich für fast alle Standorte in Niedersachsen positive Abweichungen von bis zu über 100 mm gegenüber dem langjährigen Mittelwert in dieser Referenzperiode (Wetterdaten, DWD, Braunschweig, 2020). Nur am Standort Göttingen ist das Niederschlagsdefizit für diesen Zeitraum noch nicht ganz ausgeglichen (Grafik). Der Februar ist somit außergewöhnlich nass ausgefallen. Ein Großteil des Stationsmessnetzes in Niedersachsen weist eine bis zu dreifache Monatsmenge im Vergleich zu der mittleren langjährigen Niederschlagsmenge auf. Damit wird der Monat Februar 2020 als einer der nassesten Monate seit 2002 in die Geschichte eingehen. Aus Sicht der Wasserverfügbarkeit kann somit ein guter Start in die neue Vegetationsperiode erwartet werden.

Niedrigere Nmin-Werte

In den vergangenen vier Wochen wurden in den nord- und südöstlichen Regionen Nmin-Untersuchungen auf den Testflächen durchgeführt. Die ermittelten Nmin-Richtwerte liegen daher für die Regionen Bremervörde, Hannover, Braunschweig, Nienburg, Northeim und Uelzen für die jeweiligen Boden-Klima-Räumen vor (Tabelle). Durch die Nmin-Richtwerte hat jeder Betrieb die Möglichkeit, für seine Flächen und Kulturen entsprechende Nmin-Werte zu erhalten. Für die Region des Nordwesten Niedersachsens wurden die ersten Nmin-Werte bereits in der letzten Ausgabe der LAND & FORST veröffentlicht. Die aktuell ermittelten Nmin-Werte, die bei der Düngebedarfsermittlung zu berücksichtigen sind, nähern sich nach den Niederschlägen sehr deutlich den fünfjährigen Durchschnittswerten an. Die Nmin-Werte liegen zu Beginn dieser Saison aufgrund der hohen Niederschlagsmengen und einer fast unterbliebenen Vegetationsruhe deutlich niedriger und führen damit zu einem moderaten Abzug bei der Düngebedarfsermittlung.

Besonders die Niederschläge der letzten Wochen sorgten für ein Absenken der Nmin-Werte in den Bodenschichten. Bei einem Großteil der untersuchten Flächen befindet sich der größte Anteil des verfügbaren Stickstoffs in der mittleren und untersten Bodenschicht. Aufgrund der intensiven und nachhaltigen Durchfeuchtung des Bodens ist davon auszugehen, dass dieser Stickstoff im Boden düngewirksam wird.

  • Winterraps: Unter Winterraps reicht die Spanne je nach Boden- und Klimaregion von 25 kg N/ha auf den leichten Standorten bis hin zu 35 kg N/ha auf den Marschen. Auf den leichten Lehmböden im mittleren Niedersachsen (BKR 45; 47) liegen die Werte um bis zu 14 kg N/ha niedriger gegenüber dem fünfjährigen Durchschnitt. Teils große Schwankungsbreiten treten bei den Marschen (BKR 52) und den leichten Lehmböden (BKR 45; 47) auf. Auf den sandigen Böden im Elbe-Weser-Dreieck und im nordöstlichen Niedersachsen sind etwas geringe Spannbreiten bei den Nmin-Werten zu finden.

In den Höhenlagen (>200 m über NN) und auf den schweren Lehmböden (BKR 11; 34) zeigt sich ein vergleichbares Bild. Auch hier liegen die Nmin-Werte im Mittel bei 25 kg N/ha mit einer Spanne von 12 bis 56 kg N/ha. Damit liegen auch hier die ermittelten Nmin-Werte rund 10 kg N/ha unter den fünfjährigen Durchschnittswerten.

  • Winterweizen: Bei den Winterweizenflächen werden wie in den Vorjahren die Nmin-Werte für Stoppel-, ZR- und Blattfruchtweizen (Vorfrüchte Winterraps, Kartoffeln und Mais) eingeteilt. Auch im Winterweizen liegen die Nmin-Werte deutlich niedriger gegenüber dem Vorjahr. Grundsätzlich liegen die Nmin-Werte im Weizen nach den Blattfrüchten eher höher als nach Zuckerrüben. Ursache dafür ist die oft schon im Herbst erfolgte Mineralisierung der leicht zersetzbaren Ernterückstände der Blattfrüchte. Diese ließ sich in diesem Jahr nicht feststellen.

So liegen die Nmin-Werte für den Blattfruchtweizen in allen Boden-Klima-Räumen zwischen 36 kg N auf den sandigen Böden und 58 kg N auf den Marschen. Vergleichbare Nmin-Werte zeigt der Rüben-Weizen in den gleichen Bodenklimaräumen. Hier liegen die Werte zwischen 37 kg N/ha und 57 kg N/ha. Geringfügig niedriger liegen die Nmin-Werte in der Regel beim Stoppelweizen. Auf den Marschböden gleichen sich die aktuellen Nmin-Werte im Stoppelweizen mit 53 kg N/ha und im Blattweizen 58 kg N/ha den fünfjährigen Mittelwerten an.

Auch auf den schweren Lehmböden sowie im Hügelland (BKR 11; 34) liegt der aktuelle Nmin-Wert im Stoppelweizen mit 30 kg N/ha deutlich unterhalb des fünfjährigen Durchschnitts. Dieses gilt auch für den Weizen mit Blattvorfrucht. Auch hier liegt der aktuelle Nmin-Wert mit 40 kg N/ha deutlich niedriger als der fünfjährige Durchschnitt. Auffällig ist bei allen Winterweizenflächen, dass der Stickstoff durch die Niederschläge im Februar relativ gleichmäßig über allen drei Bodenschichten verteilt worden ist.

  • Übrige Wintergetreidearten: Wintergerste, Winterroggen und Wintertriticale werden in einer Auswertungsgruppe zusammengefasst, da sich die Nmin-Gehalte der jeweiligen Getreidearten im Rahmen der langjährigen Auswertungen kaum unterscheiden. Insgesamt fällt auf, dass alle Werte in den verschiedenen Boden-Klima-Räumen unterhalb des fünfjährigen Mittels liegen.

Die Spanne der Nmin-Werte reicht insgesamt von 23 bis 55 kg N/ha. Auf leichten Böden liegen die Werte im Mittel bei 23 bzw. 29 kg N/ha, bei leichten bis mittleren Lehmböden ebenfalls bei 27 kg N/ha. Selbst die Werte auf den schweren Marschböden liegen mit 55 kg N/ha fast exakt auf Höhe der fünfjährigen Mittelwerte.

Liegen auf eigenen Flächen abweichende Standort- oder Bewirtschaftungseinflüsse vor, so sind eigene Nmin-Untersuchungen zu empfehlen. Dieses ist vor allem bei langjähriger organischer Düngung, hohen Zwischenfruchtaufwüchsen und trockenheitsbedingten Mindererträgen mit nachfolgend hohen N-Salden der Fall. Unter diesen Gegebenheiten ist es sinnvoll, eigene Nmin-Untersuchungen durchzuführen, um die entsprechenden standörtlichen Zusammenhänge ausreichend zu berücksichtigen.

Durch die vorwiegend milde Witterung konnten die Pflanzen bei guter Vorwinterentwicklung durchweg Stickstoff aus dem Boden aufnehmen. Die milde Winterwitterung kam oftmals auch den Pflanzenbeständen zugute, die infolge schlechterer Aussaatbedingungen z.B. durch Trockenheit weniger gut entwickelt in den Winter gingen.

FAZIT

  • Nmin-Werte liegen aufgrund der ergiebigen Niederschläge unterhalb der Vorjahreswerte.
  • Nach Regenfällen deutliche Entspannung im Bodenwasserhaushalt.
  • Niederschlagsdefizit ist in fast allen Regionen ausgeglichen.
  • Bei großen Differenzenierung von Bodenarten innerhalb eines BKR Nmin-Wert eines vergleichbaren BKR angeben.
  • Sofern für eine Kultur in einem BKR kein Nmin-Wert angegeben sein sollte, kann auf einen Nmin-Wert eines vergleichbaren BKR zurückgegriffen werden.
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