INTERVIEW
Regionale Produktion und Vermarktung stärken
Herr Prunzel-Ulrich, seit wann gibt es die Vereinigung Norddeutscher Direktvermarkter?
Die VND wurde 2010 gegründet, als sich der Lebensmittel-Einzelhandel verstärkt regionalen Produkten zugewandt hat. Wir wollten erreichen, dass die Betriebe auf Augenhöhe mit den Händlern verhandeln können und faire Zugangsbedingungen bekommen. Das geht am besten in einem Zusammenschluss. In der VND sind ausschließlich landwirtschaftliche Erzeuger vertreten. Dazu gehören natürlich auch Höfe, die in die Verarbeitung oder Aufbereitung eingestiegen sind und auch die, die eigene Vermarktungswege wie über Hofläden oder Marktstände gehen.
ZUM GESPRÄCHSPARTNER
Eberhard Prunzel-Ulrich
Vorsitzender VND
Norddeutsche Direktvermarkter: Vorstand (norddeutsche-direktvermarkter.de)
Was sind Ihre Kernthemen?
Die haben sich im Laufe der Jahre verändert. Zu Beginn lag der Schwerpunkt bei einem gemeinsamen Auftritt im Handel mit einem gemeinsamen Zeichen und der Akquise weiterer Händler bei überwiegend Eigentümer-geführten Läden. Jetzt entwickeln wir uns immer mehr zu einem Interessenverband, der für günstige Rahmenbedingungen in Produktion und Vermarktung eintritt. In diesem Zusammenhang sind die gute Verzahnung mit der Landwirtschaftskammer sowie das in vielen Gesprächen gewachsene Vertrauen zu den Fachleuten in Ministerien und Politik zu nennen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Besuch von Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte bei unserer Jahreshauptversammlung.
Sie haben an der neuen Förderrichtlinie für regionale Verarbeitungs- und Vermarktungseinrichtungen mitgewirkt. Was zeichnet diese aus?
Das Besondere an dieser Richtlinie ist, dass die Höfe mit regionalem Bezug endlich die Möglichkeit haben, Zuschüsse in nennenswertem Umfang zu erhalten und sich dies auch auf die landwirtschaftsnahen gewerblichen Verarbeiter erstreckt. Darüber hinaus werden die Anträge nicht nach dem „Windhund-Prinzip“ vergeben, sondern nach einem – so finden wir – fairen Kriterienkatalog, auch wenn dieser in Einzelheiten noch geschärft werden muss.
Wie wir vorausgesagt hatten, reichen jedoch die zur Verfügung gestellten Finanzmittel bei Weitem nicht aus. Da muss die Politik nachsteuern, damit pro Jahr nicht nur etwa 30, sondern eher 300 Betriebe eine Chance bekommen.
Was erwarten Sie von der Landesregierung?
Es muss vor allen Dingen mehr Geld im Topf sein, um möglichst alle Anträge bedienen zu können. Darüber hinaus sollten die Fördermöglichkeiten erweitert werden, um verstärkt Impulse bei den kleineren regionalen Verarbeitern geben zu können. Bei den Bäckern, Fleischern oder regionalen Mühlen brechen uns gerade viele Strukturen weg. Da muss auch das Wirtschaftsministerium verstärkt unterstützen.
Ich glaube, dass diese Notwendigkeit auch bei der Landesregierung gesehen wird. Es geht jetzt um die Umsetzung effizienter und vor allen Dingen unbürokratischer Maßnahmen. Was noch fehlt, ist eine gute Begleitung der investierenden Betriebe durch integrierte Beratung, damit die Gelder erfolgreich eingesetzt werden und die Betriebe neue Verarbeitungs- und Vermarktungswege auch arbeitstechnisch stemmen können. Besonders Letzteres wird oft unterschätzt. Die gute Begleitung unserer Mitgliedsbetriebe wird sich daher sicher zu einem weiteren Schwerpunkt unserer Arbeit entwickeln müssen.
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