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MILCHPRODUKTION

Ratgeber: So vermeiden Sie Hitzestress im Milchviehstall

Lichtplatten auf der Südseite direkt über Liegeboxen oder Fressgang sind zu vermeiden, auch bei Jungvieh oder Trockenstehern. Die Strahlungswärme kann schnell zur Belastung werden.

Viele Menschen können sich an warmen, windstillen Tagen erfreuen. Für Rinder hingegen bedeuten diese Tage Stress – Hitzestress. Um sich abzukühlen, hecheln sie und stehen vermehrt. Neben einer verringerten Futteraufnahme leidet das Brunstgeschehen. Auch Euter- und Klauengesundheit werden oft deutlich schlechter. Alles in allem gefährdet Hitzestress nachhaltig die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Kühe. Eine Verbesserung der Haltungsbedingungen im Sommer ist keine Frage der Zukunft mehr, sondern muss zeitnah angegangen werden. Doch was können Milchviehhalterinnen und -halter tun, um Hitzestress zu minimieren? Wir haben einige Tipps gesammelt.

Tipps gegen Hitzestress bei Kühen

1. Wasserversorgung sichern: Vor allem im Sommer ist eine ungestörte Wasseraufnahme wichtig. Eine gute Wasserversorgung wirkt sich unter anderem positiv auf die Futteraufnahme aus. Oft werden auf Übergängen recht kurze Trogtränken installiert. Hier können weniger Tiere zeitgleich trinken und die Gefahr, dass ein ranghohes Tier die Tränkestelle blockiert, ist hoch. Nutzen Sie deshalb die volle Tiefe des Übergangs, um möglichst lange Trogtränken zu installieren. Alternativ bietet es sich an, mehrere Doppeltrogtränken einzubauen.

Achten Sie auf eine ausreichende Anzahl an Tränken (eine Tränke für maximal 20 Tiere) mit entsprechend hohem Durchfluss. Auch in kleinen Gruppen sind mindestens zwei Tränken zu installieren, um bei Verschmutzung oder Defekt einer Tränke eine ungestörte Wasserversorgung zu ermöglichen. Reinigen Sie die Tränken im Sommer täglich.

2. Liegeboxen und Laufgänge sauber halten: In den warmen Sommermonaten vermehren sich Eutererreger schneller. Feuchte, warme Liegeboxen bietet ihnen einen idealen Lebensraum. Ist die Liegebox zu feucht, legen sich die Kühe zudem noch weniger hin als sie es bei Wärme ohnehin schon tun. Eine mögliche Folge sind Klauenprobleme. Ein konsequentes Liegeboxenmanagement ist auch während der Arbeitsspitzen, zum Beispiel in der Ernte, wichtig. Liegeboxen sind täglich zu reinigen und ausreichend nachzustreuen. Achten Sie auch auf einen sauberen Laufgang, denn Sauberkeit ist ein wichtiger Baustein, um Mortellaro zu minimieren.

3. Die Lüftungsfläche im Stall vergrößern: In älteren Ställen lässt sich die Luftsituation oft durch ein Entfernen der Außenmauern deutlich verbessern. Zugleich steigert das bei außenliegenden Liegeboxen den Liegekomfort, da der Schwungraum nach vorne deutlich vergrößert wird. Schauen Sie auch kritisch in Ihre Jungviehställe: Auch hier profitieren die Tiere, wenn Außenwände entfernt oder weiter geöffnet werden.

4. Lichtplatten auf der Südseite vermeiden: In vielen Ställen gibt es auch auf der Südseite Lichtplatten direkt über Liegeboxen oder Fressgang. Das ist grundsätzlich nicht zu empfehlen, da die Strahlungswärme schnell zur Belastung für die Tiere wird.

5. Ventilatoren richtig einsetzen: Durch den korrekten Einbau von ausreichend Ventilatoren lässt sich Hitzestress deutlich reduzieren. Luftgeschwindigkeiten ab 2 m/s bringen einen Abkühlungseffekt. Die Wärme wird von der Kuh wegtransportiert und die Verdunstungsrate steigt (wind chill effect). Die korrekte Installation der Ventilatoren muss vor Ort im Stall betrachtet werden. Es empfiehlt sich, ein Gesamtkonzept für den Stall zu erstellen. Grundsätzlich bietet es sich an, die Ventilatoren über den Liegeboxen und im Wartehof anzubringen. Sind sie in einer Höhe von mindestens 2,70 m installiert (Unterkante), ist kein Schutzgitter nötig. Die Installation über den Laufgängen ist zu vermeiden, da das die Kühe verleitet, vermehrt zu stehen und sich nicht abzulegen. Axialventilatoren werden meist parallel zur Futterachse über den Liegeboxen angebracht. Der Durchmesser des Ventilators bestimmt die Wurfweite (Durchmesser × 10). In Abhängigkeit von Neigungswinkel und Einbauhöhe ergibt sich der Abstand zum nächsten Ventilator. Um die Luftbewegung im Tierbereich zu verbesser, ist der korrekte Neigungswinkel der Ventilatoren wichtig. Zu empfehlen sind 15 bis 25 Grad. Wenn möglich, wird an der Nordseite Frischluft angesaugt. Der erste Ventilator hängt hierbei direkt am Giebel (Bereich öffnen). Anschließend wird die Luft mithilfe der Ventilatoren durch den Stall transportiert und der letzte Ventilator drückt die mit Schadstoffen angereicherte Luft aus dem Stall. Dabei werfen alle Ventilatoren im gesamten Stall in eine Richtung. Werfen sie so, dass eine Kreisbewegung der Luft im Stall entsteht, ist ein Abtransport der schadgashaltigen Luft nur eingeschränkt möglich. Bei unseren klimatischen Bedingungen mit etwa 70 Prozent Luftfeuchte beginnt der leichte Hitzestress bereits ab 22 °C. Ab 29 °C leiden die Tiere unter starkem Hitzestress. In der Praxis werden Ventilatoren oft erst bei zu hohen Temperaturen angeschaltet werden, vor allem wenn sie nur unter Volllast laufen (Geräuschbelästigung). Daher empfiehlt es sich, eine temperaturabhängige Drehzahlregelung einzubauen. Können die Ventilatoren mit reduzierter Drehzahl laufen, sind sie energieeffizienter und leiser und laufen zudem bereits ab geringeren Temperaturen und vermeiden Hitzestress so effizienter. Je wärmer es ist, desto höher muss die Luftgeschwindigkeit sein.

6. Luftbewegung prüfen: Mithilfe einer Nebelmaschine und eines Anemometers lässt sich im Stall überprüfen, ob sich der Luftstrom in die gewünschte Richtung bewegt und wie die Windgeschwindigkeiten im Tierbereich bei unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten der Ventilatoren sind. Dabei sollten Sie die Windgeschwindigkeit in zirka einem Meter Höhe messen, da hier bei der liegenden Kuh die warme Luft abtransportiert werden soll. Oft zeigt die Nebelmaschine, dass der Neigungswinkel der Ventilatoren nicht stimmt und die Luftbewegung im Tierbereich effektiv nicht ausreicht.

7. Mit Wasser kühlen: Eine Kühlung mit Wasser ist in den vergangenen Jahren vermehrt auf den Betrieben zu finden. Das Prinzip ist hier, die Tiere über Verdunstungskälte zu kühlen. Neben Lösungen, die Wasser in sehr feinen Tropfen vernebeln (Hochdruckvernebelung), gibt es die Möglichkeit, die Tiere zum Beispiel über Sprinkleranlagen mit größeren Wassertropfen zu befeuchten. Etliche Landwirte haben zudem Eigenlösungen erschaffen, bei denen die Tiere zum Beispiel über einen mit Löchern versehenen Schlauch mit Wassertropfen besprüht werden. Wichtig ist, dass die Tiere nicht permanent besprüht werden, sondern auf eine Beregnungsphase wieder eine Trocknungsphase folgt. Hier kommt es über die Verdunstung des Wassers zu einem Kühleffekt. Außerdem muss das Kühlen mit Wasser in Kombination mit Ventilatoren geschehen. Werden Kühe lediglich „nass gemacht“, können sie die Wärme bei geringen Luftgeschwindigkeiten im Sommer nicht abgeben. Bei einer Vernebelung von Wasser ist es besonders wichtig, auf die korrekte Installation der Ventilatoren zu achten, damit die hohe Luftfeuchtigkeit aus dem Stall befördert wird. Die Luftfeuchtigkeit ist ebenfalls zu beachten: Eine Kühlung über Verdunstung von Wasser funktioniert nur bei weniger als 70 % Luftfeuchtigkeit. Bei zu hohen Luftfeuchtigkeiten ist sie problematisch, da durch den Saunaeffekt eine Abkühlung durch Verdunstung kaum noch möglich ist.

 


Bei älteren Ställen kann das Entfernen der Außenmauern die Luftsituation verbessern und zugleich den Liegekomfort steigern.

Hitzestress bei Trockenstehern

Trockensteher sind oft in Altgebäuden untergebracht. Die häufig niedrigen Decken und kleinen Lüftungsflächen bedingen niedrige Luftwechselraten und geringe Luftgeschwindigkeiten.

Kühe, die in der Trockenstehphase unter Hitzestress leiden, weisen eine geringere Laktationsleistung auf und sind anfälliger für Stoffwechselentgleisungen wie Ketose. Kälber von hitzegestressten Müttern haben zudem oft ein geringeres Geburtsgewicht und später als Kühe ein geringeres Leistungsvermögen. Daher lohnt es sich, den Trockensteherstall durch Ventilatoren oder die Vergrößerung der Lüftungsflächen zu optimieren. Achten Sie auch hier auf ausreichend Tränken.

Möglichst lange Trogtränken bieten mehr Tieren zeitgleich Platz. Die Gefahr sinkt, dass ein ranghohes Tier die Tränke blockiert.

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