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Altsauen: Die Schlachtkapazitäten reichen nicht

Dass Betriebe in der Sauenhaltung das Handtuch werfen, macht sich auch in einem Überangebot an zu schlachtenden Altsauen bemerkbar. Die Preise sind entsprechend.

Laut Dr. Albert Hortmann-Scholten von der LWK Niedersachsen machen der Branche zudem steigende Lohn- und Prozesskosten bei gleichzeitig sehr begrenzten Absatzmöglichkeiten stark zu schaffen. In Weser-Ems gab es beispielsweise bis vor kurzem in Garrel, Landkreis Cloppenburg, eine Sauenschlachtung durch den Vieh- und Fleischhandel Müller-Ricken GmbH mit Firmensitz im emsländischen Börger. Das Unternehmen beschäftigt sich seit über 30 Jahren auch mit der Sauenvermarktung.

Bis vor kurzem wurden am BMR-Schlachthof in Garrel Sauen geschlachtet. Aufgrund behördlicher Vorgaben musste die Sauenschlachtung dort eingestellt werden. Ausgewichen wird jetzt auf eine Lohnschlachtung bei Weidemark, Sögel, oder am Tönnies-Standort Rheda-Wiedenbrück. Dort sind die Kapazitäten jedoch auch begrenzt. So können derzeit nicht alle angebotenen Sauen abgenommen werden. Es fehlen Mitarbeiter in Schlachtung und Zerlegung, zum anderen fehlt aber auch der Absatz.

Die infolge des Vorkommens der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland abgeschnittenen Exportwege nach Asien betreffen nicht nur den Schweinefleischmarkt, sondern ebenso den Sauenfleischmarkt. Ein großer Anteil des Sauenfleischs geht in Deutschland in die Verarbeitung zu Wurst- und Wurstwaren. Da ist Sauenfleisch unverzichtbar. Aber auch beim Sauenfleisch gibt es Nebenprodukte wie Fett oder Übermengen, die vor ASP in den Export abflossen. Dieses Ventil gibt es momentan nicht mehr.

Die Westfleisch SCE hat ihre Sauenschlachtung bzw. die gesamte Schweineschlachtung in Gelsenkirchen beendet. Sie lässt bei Uhlen in Lengerich schlachten. Aber die vor Jahren einmal geplante Kapazität von 2.000 Sauen pro Tag wird nicht erreicht. In Folge schlachtet Westfleisch derzeit weitgehend nur noch Sauen seiner bisherigen Lieferanten und hat keine größeren Kapazitäten.

Die Tönnies Unternehmensgruppe, Rheda-Wiedenbrück, hat vor ca. zehn Jahren fast jede zweite deutsche Sau geschlachtet. Auch aus Dänemark und den Niederlanden kamen Schlachtsauen. Das ist heute weitgehend Geschichte. Tönnies schob wochenlang ca. 1.000 Sauen pro Woche vor sich her. Für höhere Schlachtzahlen fehlen Mitarbeiter, Absatz und Gefrierkapazitäten. Gleiches gilt für die Firma Westphal in Herzebrock. Auch hier gibt es einen Stau von rund 250 Sauen pro Tag.

Der Schachthof Heinz Tummel GmbH & Co. KG in Schöppingen schlachtet zwar seit der Trennung von Westfleisch auch einige Sauen – mengenmäßig fällt das aber nicht ins Gewicht.

Festzuhalten bleibt, dass sich hierzulande nicht deutlich mehr Sauen als die aktuell gut 16.000 Stück pro Woche vermarkten lassen. Wer im größeren Umfang Sauen zum Schlachten geben will, muss das bedenken.

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