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„Wir mussten etwas ändern“

Jennifer und Sven Ole Johansson haben vor 1,5 Jahren den Milchviehbetrieb übernommen.

Ihr habt vor 1,5 Jahren einen Betrieb mit finanziellen Schwierigkeiten und einem erheblichen Investitionsstau übernommen. Seitdem hat sich einiges getan – erzählt doch mal.

Wir hatten bereits im Jahr 2017 eine kleine Hofmolkerei eröffnet. Deren Produktion haben wir ausgeweitet und, noch wichtiger, wir haben auf Biomilcherzeugung umgestellt. Aktuell sind wir in der Umstellungsphase. Außerdem haben wir die Fütterung der Tiere umgestellt. Wir produzieren jetzt Heumilch.

Wie viel Eurer Milch vermarktet Ihr über Eure eigene Molkerei?

Etwa 40 Prozent der Milch unserer 53 Kühe vermarkten wir selbst, hauptsächlich als Frischmilch an den Lebensmitteleinzelhandel, aber auch direkt. Und wir nehmen seit Kurzem am EU-Schulprogramm Niedersachsen teil. Bei diesem Programm können Schulen und Kindergärten Milch, Obst und Gemüse kostenfrei beziehen. Wir Erzeuger bekommen das Geld aus dem EU-Fördertopf. Wir beliefern inzwischen eine Schule und fünf Kindergärten in unserer Region.

Zusätzlich lassen wir einen Teil unserer Milch von einer kleinen Käserei zu Käse verarbeiten.

Ihr produziert hier oben im Norden – nicht ganz typisch – Heumilch. Wie kam es dazu? 

Wir mussten etwas ändern durch die Situation vor 1,5 Jahren. Deshalb haben wir für die Hofmolkerei einen neuen Vermarktungsweg gesucht. Damals sind wir zum einen auf die Umstellung auf Bio gekommen. Das reichte uns aber nicht. Wir wollten uns von anderen Anbietern abheben und sind dadurch auf die Heumilcherzeugung gekommen. Also haben wir dieses Jahr keine Silage, sondern nur noch Heu für die Kühe produziert. Wir hatten aber auch Glück mit dem Wetter und unsere Jungtiere dürfen wir weiterhin mit Heulage füttern.

Durch die Fütterung mit Heu und unserem eigenen Kraftfutter ist zwar die Milchleistung unserer Kühe zurückgegangen, aber wir erreichen einen durchschnittlichen Fettgehalt von fünf Prozent in der Milch. Damit heben wir uns von den anderen Anbietern im Kühlregal ab und können einen höheren Preis erzielen.

Wir haben inzwischen auch das EU-Gütesiegel bekommen, sodass wir unsere Milch ganz offiziell Heumilch und unseren Käse Heumilchkäse nennen dürfen.

Auf dem Betrieb Johansson wird inzwischen Heumilch erzeugt und vermarktet.

Welche Schritte habt Ihr für die Zukunft geplant?

Wir wollen nächstes Jahr in eine Trocknungsanlage investieren, um vom Wetter unabhängiger zu sein und um die Blattverluste zu verringern. Außerdem werden wir unsere Weidehaltung ausweiten und die hofnahen Flächen für die Kühe und die Nachzucht nutzen. Derzeit haben nur unsere melkenden Tiere ganzjährig Auslauf. Das soll sich ändern.

Zudem haben wir damit begonnen unsere männlichen Kälber zu behalten und zu mästen. Diese möchten wir zukünftig als „Heufleisch Westermoor Rinder“ vermarkten.

Meine Frau hat außerdem gerade den Lehrgang Bauernhofpädagogik bei der Landwirtschaftskammer abgeschlossen und bietet bereits Angebote für Schulen und Kindergärten sowie Veranstaltungen für die ganze Familie an. Das ist ihr wichtig, da sie in Hamburg aufgewachsen ist und erst hier auf dem Hof erfahren hat, was Landwirtschaft und Landwirt sein eigentlich bedeutet.

Hörtipp

Das vollständige Gespräch können Sie in unserem Podcast „Küchenschnack“
unter anderem auf unserer Website www.landundforst.de hören.

 

 

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