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HAUS & HOF. MIT VIDEO

Wenn im Kürbis das Licht angeht

Virginia Lauterbach hat in ihrem Garten bis zu 150 Flaschenkürbis-Pflanzen. Das ergibt jede Menge Kürbisse im Herbst.

Nun dauert es nicht mehr lange bis in der Kalebassenmanufaktur von Virgina Lauterbach in Berenbusch im Landkreis Schaumburg die Ernte der Flaschenkürbisse beginnt. Doch noch sind die Laubengänge dicht mit Kürbisranken bewachsen. Hier hängen, sitzen und liegen Flaschenkürbisse in unterschiedlichen Größen und Gewichtskassen. Sehr große Exemplare werden abgestützt und sitzen auf Hockern oder Podesten. Andere aalen sich gemütlich in Hängematten, zu deren Herstellung ausrangierte Kartoffelsäcke dienten. Im Garten von Virgina und Klaus-Peter Lauterbach ist auf einer Fläche von 2500 Metern so einiges los. Als Selbstversorger wird hier gegärtnert nach biologisch-dynamischen Prinzip ohne Einsatz von Spritzmitteln. Neben der umfangreichen Kürbiszucht wird vieles angebaut, wonach dem Magen jahreszeitmäßig gelüstet. Umrahmt und windgeschützt durch die Laubengänge können Gemüse, Obst und Kräuter in aller Ruhe wachsen und reifen.

40 Flaschenkürbissorten

In den bis zu einhundert Meter langen Laubengängen sind über das Jahr Flaschenkürbisse vierzig verschiedener Sorten herangewachsen. Virginia Lauterbach zieht 100 bis 150 Pflanzen in Töpfen vor, bevor sie diese an Ort und Stelle ins Freiland versetzt. Um die Bestäubung der Blüten abzusichern, hat das Ehepaar verschiedene Insektenblühmischungen ausgebracht und Hummeln, in teilweise selbstgebauten Hummelkästen, angesiedelt. „Im Juli und August geben die Kürbisse mit ihrem Wachstum richtig Gas. Zur Ernte sind sie dann 30 bis 40 Zentimeter groß. Allerdings hatten wir auch schon einmal einen Flaschenkürbis der mit Hals auf eine Größe von 80 bis 90 Zentimeter kam“, sagt die Kürbisliebhaberin.

Begonnen hat ihre Leidenschaft für diese alte Kulturpflanze vor ungefähr zehn Jahren, als das Ehepaar erstmalig ein paar Pflanzen zog, um aus selbstangebauten Flaschenkürbissen Behausungen für ihre Baumstreifenhörnchen und Nisthilfen für Gartenvögel herzustellen. Die Kalebasse mit ihren vielfältigen Formen und Verwendungsmöglichkeiten zog Virginia Lauterbach schnell in ihren Bann. Dabei entdeckte sie, dass sich aus diesen Früchten einzigartige Lampen herstellen ließen. So eröffnete sich ihr die Möglichkeit, aus den im eigenen Garten gewachsenen Kürbissen, etwas Künstlerisches herzustellen. Seitdem ranken, blühen, wachsen und gedeihen die Kürbispflanzen im Berenbuscher Garten prächtig, bis die alljährliche Ernte ansteht. „Die ungefähre Reifezeit der Früchte liegt zwischen 90 bis 100 Tagen. Sind die Stiele eingetrocknet, dann sind die Kürbisse reif und können abgeerntet und geschützt und luftig zum Trocknen gelagert werden“, erklärt Virginia Lauterbach. Ab April des Folgejahres sind dann bereits einige kleinere Exemplare durchgetrocknet. Die größeren Kürbisse brauchen noch etwas mehr Zeit, damit ihre Außenhaut hart wie Holz wird. Nun beginnt die Außenreinigung mit Stahlwolle. Soll aus der Kalebasse eine Lampe werden, so erfolgt auch eine Innenreinigung. Hierbei werden die Innenwände in Handarbeit bis auf die glatte Struktur abgetragen. Dann endlich geht es an die kreative Tätigkeit, die aus dem hölzernen Kürbis letztlich eine lebenslang haltbare Lampe werden lässt.

Nach über einem halben Jahr Trocknungsphase bearbeitet die Künstlerin die Kürbisse mit Bohrern in verschiedenen Stärken.

Mit Bohrer und Perlen

Dafür benötigt die Kalebassenkünstlerin diverses Werkzeug, wie Schleifpapier, Draht- und Stahlbürste, Bohrer in verschiedenen Stärken und eine Fräse. Genaues Augenmaß und eine ruhige Hand sind beim kreativen Werkeln erforderlich. Und auch ein Schutzanzug ist wegen des Feinstaubs unabdingbar. „Die Bearbeitung einer großen Kalebasse dauert zwei bis drei Tage“, sagt Virginia Lauterbach. Nachdem das Motiv für die neue Lampe herausgearbeitet worden ist, erhält sie ihre Außenfarbe. Danach werden die Bohrlöcher mit Perlen verschlossen und die Kalebasse wird mit einem Schutzlack überzogen. Als letzten Schritt bekommt die werdende Lampe ihr Leuchtmittel und einen Lampensockel. Schon bei Tageslicht sind die Lampen ein Hingucker. Doch erst in Dunkelheit entfalten sie ihr volles Potenzial und werfen Licht, Schatten und Motive an die Wand und sorgen damit für eine behagliche Atmosphäre.

„Mit Naturmaterialen zu arbeiten und aus einem nachwachsenden Rohstoff etwas zu fertigen, ist einfach total schön“, so Virginia Lauterbach. Besonders wichtig beim Anbau der Flaschenkürbisse und der Herstellung der Lampenunikate ist dem Ehepaar ihr ökologischer Fußabdruck. Daher ist jedes Produkt, das die Werkstatt in Berenbusch verlässt auch zu einhundert Prozent einzigartig, nachhaltig und regional.

Durch die kleinen Bohrlöcher fällt der Lichtstrahl und zaubert Schattenspiele an die Wand.

Im Advent geöffnet

Ein Besuch der Kalebassenmanufaktur ist ein Eintauchen in eine ganz besondere Handwerkskunst. Nach vorheriger Terminabsprache ist die Besichtigung und der Kauf der Lampen möglich. Die Kosten für eine Lampe, inklusive Lampensockel, starten bei 130 Euro. Des Weiteren öffnet die Manufaktur ihre Türen an den vier Adventswochenenden, jeweils am Freitag von 15 bis 18 Uhr und Samstag von 11 bis 14 Uhr. Auch beim Novemberklüngel auf Gut Remeringhausen im Landkreis Schaumburg vom 5. bis 7. November sind die zauberhaften Exponate zu sehen. Ebenso im Unverpacktladen in Bückeburg und in der Butjerschmiede in Minden.

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