Wie kann ich die Weidetiere schützen?
Die LWK Niedersachsen hat Anfang dieses Jahres die Aufgabe der Herdenschutzberatung übertragen bekommen. Dazu gehört auch die Abwicklung der Fördermaßnahmen der Richtlinie Wolf. Hierbei werden zum einen bei bestätigten Nutztierrissen die Billigkeitsleistungen abgewickelt und zum anderen Präventionsmaßnahmen gefördert. Dies ist in den meisten Fällen eine wolfsabweisende Herdenschutzeinzäunung. Eine weitere Möglichkeit für den präventiven Schutz bietet der Einsatz von Herdenschutzhunden.
Durch Informationen, die über Veranstaltungen oder durch Referententätigkeiten vermittelt werden, soll die kontroverse Diskussion um den Wolf versachlicht und Hilfestellungen zum wolfsabweisenden Einzäunen gegeben werden. Zu den Aufgaben gehört es, den Abzug von Deichschäfereien zu verhindern oder eine bessere Abwicklung bei der Wolfsrissbestätigung zu erzielen.
Der Herdenschutz muss wolfsabweisend sein und somit zwei Dinge erfüllen: einfrieden und abweisen. Während es für Schaf-, Ziegen- und Gehegewildhalter niedersachsenweit eine Förderung von 100 Prozent für Einzäunungsmaterial gibt, muss bei Rinder- und Pferdehaltern bis jetzt eine der folgenden Bedingungen zutreffen:
- Der Halter ist mit seinen Tieren direkt betroffen durch einen amtlich bestätigten Riss
- oder es ist eine Gebietskulisse ausgesprochen
- oder im Umfeld sind mehrere Risse in kurzer Zeit geschehen (drei Risse innerhalb von zwölf Monaten im 30 km-Radius).
Anforderungen an Zäune
Je größer die Weidetiere und je klarer das Verhalten als Fluchttier, desto stabiler und sichtbarer muss der Zaun sein. Üblich sind bei Rindern Festzäune, die mit verzinktem Stahldraht fünfzügig eingezäunt werden. Robinienpfähle zeichnen sich durch hohe Lebensdauer, Festigkeit und die nötige Elastizität aus.
Bei Pferdeeinzäunungen gelten andere Anforderungen, da ein blanker Stahldraht nicht fachgerecht ist. Hier kommen entweder kunststoffummantelte Drähte in Frage oder dickere Litzenseile, die erkennbar sind. Breitbandlitzen würden auch funktionieren, allerdings ist ihre Lebensdauer und die Gewährleistung einer funktionstüchtigen Stromleitung geringer. Die Zaunhöhe bei Pferden richtet sich nach Rasse und nach Geschlecht. Eine Hengstweide ist demnach mindestens 1,60 m hoch einzufrieden.
Das Setzen von Spannpfählen und der Einbau von Eckpfählen erhöht die Festigkeit und Lebensdauer eines Zaunes. Eine Pfahlramme spart beim Aufstellen der Pfähle Zeit, ist körperlich entlastend und bewirkt eine hohe Standfestigkeit.
Arbeitsaufwand steigt
Hatte man früher die unterste Litze bei 30 cm oder 40 cm gesetzt, um ein Freifressen der Fläche unterhalb des Zaunes zu erzielen, ist dies im Hinblick auf die Herdenschutzeinzäunung nach der Richtlinie Wolf nicht ausreichend. In maximal 20 cm Höhe muss die unterste stromführende Litze gezogen werden. Folglich steigen die Unterhaltungskosten für Pflegearbeiten, um einen Spannungsabfall durch zu hohen Aufwuchs zu verhindern. Egal welche Technik Anwendung findet, Fakt ist, dass es mehr Zeit in Anspruch nimmt, die Arbeitsabläufe verändert und einen höheren Arbeitskräfteeinsatz erfordert. Je nach Boden- und Geländebeschaffenheit kommen zusätzliche Anforderungen auf die Weidetierhalter zu. Dies betrifft den Pfahlabstand, die Zaunpflege und auch die Erdung.
Je trockener der Boden, umso höher sind die Anforderungen an die Erdung. Ebenso ist es ein Trugschluss, dass ein leistungsfähigeres Weidezaungerät automatisch eine höhere Spannung erzielt. Nur mit ausreichender Erdung kann die Leistung des Gerätes weitergegeben werden.
Mobiler Zaunbau
In der Schaf- und Ziegenhaltung kommen neben der Einzäunung von Standweiden mit einem Festzaun vor allem Mobilzäune zum Einsatz. Hier sind die Elektronetze weit verbreitet, die die geforderten 20 cm Litzenabstände im Geflecht integriert haben. Die Schwierigkeit bei Mobilzäunen ist die Gewährleistung von Standhaftigkeit, Spannung des Materials und korrektem Aufbau auch bei Sturm oder widrigen Wettereinflüssen.
Die Förderrichtlinie sieht einen Grundschutz mit einer Mindesthöhe von 90 cm vor. Um gerade bei Mobilzäunen diese Höhe im Gebrauch beziehungsweise im Alltag zu gewährleisten, bietet sich eine Erhöhung mit einer Litze oder ein höheres Netz mit 105 cm an. Sicher wäre ein 120 cm hohes Netz besser, aber höhere Netze sind schwerer und unhandlicher.
Fällt die Wahl in der Schaf-/Ziegenhaltung auf Maschendraht- oder Knotengeflechtzäune, müssen diese 120 cm vorweisen. 90 cm hohe Anlagen können mit einer Litze auf die notwendige Höhe angepasst werden. Ausreichend ist hier auch eine stromlose Variante.
Allerdings muss bei dieser Art von Zäunen grundsätzlich ein Untergrabeschutz erfolgen. Dabei gibt es drei Möglichkeiten, die alle ihre Berechtigung haben, aber individuell zu jeder Fläche gewählt werden müssen.
Eingraben (bis 30 cm tief): Dies ist eine einmalige Aktion, um sicher zu gewährleisten, dass der Wolf sich nicht unter dem Zaun den Weg in die Weide verschafft. Allerdings ist hierbei ein Geräteeinsatz vonnöten und nicht jedes Gelände ist geeignet. Besonders aufwendig wird es, wenn Schonungen oder auch Baumgruppen an der Weide angrenzen.
Schürze (1 m breit): Hierbei wird das Zaunmaterial vor dem eigentlichen Zaun ausgelegt, verankert und bis 30 cm hoch verbunden. Sind Erdarbeiten nicht möglich, ist die Schürze eine geeignete Alternative. Wird die Pflege einer Grabenböschung von öffentlicher Hand oder einem Dienstleister ausgeübt, ist diese Variante mit den Betroffenen vorab zu besprechen. Für den Anbau einer Schürze ist vor dem Zaun entsprechend Platz erforderlich.
Stromlitze vor dem Zaun (15 cm Abstand/ maximal 20 cm hoch): Hierbei muss mindestens eine Spannung von 1 Joule gewährleistet werden und es bedarf der Pflege außerhalb des Zaunes, damit hoher Aufwuchs nicht ableitend wirkt.
Weidetore schützen
Weidetore erhalten den nötigen Untergrabeschutz durch sogenannte Elektrifizierungssets, die an den Toren angebracht und stromführend installiert werden. Gerade bei einem Festzaun ist darauf zu achten, dass der stärker belastete Eingang sich nicht über die Zeit verändert (Fahrspurbildung, Trittschäden). Ein verstärkter Bereich über Pflasterung oder Einbringen von anderem Material sorgt für den beständigen Schutz bei erhöhter Belastung.
Sonderfall Gewässer
Zaunmaterialkombinationen kommen meist an Gewässern zum Einsatz, wo auch im Jahresverlauf die Weiden überschwemmt werden können. Mobilzaunelemente lassen sich dann aufstellen und zur gegebenen Zeit wieder abbauen.
Gräben und Gewässer benötigen eine höhere Aufmerksamkeit, denn ein Wolf kann über die wasserführende Seite auch die Weide erreichen. Häufig unterliegt dieser Bereich einer intensiven Pflege, sodass teilweise Unterhaltungsfirmen uneingeschränkt Zugang erhalten müssen. Vor dem Aufstellen der Zaunanlage ist auf jeden Fall eine Abstimmung mit dem Unterhaltungsverband erforderlich.
Noch Fragen? Hier sind die Ansprechpartner:
- Informationen zur Richtlinie Wolf, zu den Ergänzungen und den Antragsunterlagen gibt es auf der Internetseite der LWK unter www.lwk-niedersachsen.de, Webcode: 01036223.
- Fragen zum Herdenschutz beantwortet Elke Steinbach, Tel. 0441-801639 oder per Mail: elke.steinbach@lwk-niedersachsen.de.
- Wolfsichtungen sind zu melden bei der Landesjägerschaft Niedersachsen, Tel. 0511- 5304318 oder über wolf@ljn.de oder unter www.wolfsmonitoring.com.
- Nutztierrisse sind beim örtlichen Wolfsberater zu melden. Die Liste steht unter www.lwkn.niedersachsen/wolfsberater.de oder bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises.
Das Wolfsbüro des NLWKN ist zuständig für alle allgemeinen Fragen zur Wolfsthematik:
- Fragen zur Antragstellung beantwortet Daniela Meldau, Tel. 0511-36651209 oder per Mail: richtlinie-wolf@lwk-niedersachsen.de.
- wolfsbuero@nlwkn-h.niedersachsen.de oder Tel. 0511-30343034.
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