Mit Halbsträuchern gestalten
Manche gärtnerischen Begriffe sind etwas verwirrend, das Wort Halbstrauch etwa. Kunden von mir haben, nachdem ich das Wort mal erwähnt hatte, tatsächlich gedacht, das wären Sträucher, die nur halb so groß werden wie “normale” Sträucher. So könnte man denken, ist aber falsch.
Halbsträucher sind halb Strauch und halb Staude. Sie werden botanisch als Chamaephyten bezeichnet und grenzen sich von Stauden und Gehölzen durch die Lage ihrer Erneuerungsknospen ab. Bei Gehölzen liegen diese oben in den Zweigen und Ästen, wo dann im Frühling auch der Austrieb erfolgt. Bei Stauden liegen sie knapp unter der Erdoberfläche. Halbsträucher hingegen treiben im Frühling aus den verholzten, unteren 50 cm der Pflanze wieder aus. Der weiche, krautige Teil darüber stirbt bei frostigen Temperaturen im Winter ab. Dieses “sowohl als auch” von Halbsträuchern führt regelmäßig dazu, das wir unsicher sind, ob und wie und wann wir sie zurückschneiden sollen. Bei Stauden ist der Rückschnitt klar: Alles, was über der Erde ist, kann weg. Aber muss man Halbsträucher überhaupt schneiden? Ja, denn ohne jährlichen Rückschnitt werden sie riesig, fallen in der Mitte häufig auseinander, werden kahl und vergreisen.
Beim bekanntesten Halbstrauch, dem Lavendel (Lavandula), gibt es zwei verschiedene Schnittzeitpunkte. Die einen empfehlen den Schnitt nach der Blüte, die anderen schneiden nach dem Winter. Ich schneide nach dem Winter, weil mir das die Tochter von Karl Foerster so beigebracht hat und sie ganz wunderbar dichten, üppigen Lavendel hatte. Ich schneide, wenn kein Frost mehr droht, alles weg was oberhalb des untersten Neuaustriebs steht. Ja, das ist viel, aber ich möchte gern kompakten, buschigen Lavendel und keine hochbeinigen, dürren Pflänzchen im Garten haben. Diesen ziemlich radikalen Rückschnitt führe ich bei allen Halbsträuchern im Garten durch – übrigens auch beim beliebten Schmetterlingsflieder (Buddleia davidii). Der allergrößte Teil der Halbsträucher verträgt das gut, die eine oder andere Pflanze leider nicht. Also frage ich meinen allwissenden Staudengärtner Heiko, ob ich da was verkehrt mache und anders schneiden soll. „Nö“, sagt der, „die sind manchmal zimperlich. Da geht immer mal eine ein.“ Wie das eben so ist im Leben. Zum Lavendel muss ich Ihnen nicht viel erzählen. Nur wenn Ihnen riesige Exemplare in grellbunten Töpfen für sehr viel Geld im Supermarkt oder im Garten-Center angeboten werden, rate ich: Finger weg! Solche Lavendel sind schnell mit viel Dünger auf Größe gebracht und empfindlich wie Mastschweine. Und bitte keinen Schopflavendel (L. stoechas) für den Garten kaufen. Der ist zwar schön, aber nicht winterhart
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