Auf dem Rechtsweg
Ich bekenne gleich jetzt,dass ich nichts gegen Peter Wohlleben habe. Ich schaue seinen täglichen Guten-Morgen-Gruß immer wieder einmal an und kann an vielen von ihnen nichts Schlimmes erkennen. Manchmal sind seine Erklärungen einfach banales Zeug. Ein Cartoon in einer geschätzten Fachzeitschrift trieb das unlängst auf die Spitze: Wohlleben bringt darin seinen Zuschauern mit Hilfe einer Schautafel bei, dass Bäume mit langen Nadeln Kiefern sind und solche mit kurzen Nadeln Fichten. Das Publikum ist verzückt angesichts einer solchen Gelehrsamkeit. Manche seiner Social-Media-Posts posaunt er scheinbar aus dem Bauch in die Welt hinaus. Kann er von mir aus gerne machen – auch wenn nicht alles wissenschaftlich belegbar ist und auch wenn er damit womöglich den Verkauf seiner Bücher ankurbeln will. Das wirft man ihm gelegentlich vor.
Hin und wieder blitzt dabei aber durch, warum er in der Forstwirtschaft so unbeliebt ist. Ende November 2020 stand er zum Beispiel in den Heiligen Hallen in Mecklenburg-Vorpommern und prangerte die Holzerntemaßnahmen der staatlichen Förster dort an. Sie waren natürlich viel zu stark und gefährdeten aus seiner Sicht einen der ältesten Buchenwäder Deutschlands. Erstaunlicherweise hat Landwirtschaftsminister Backhaus ihn daraufhin in einen Arbeitskreis berufen, der die Bewirtschaftungsgrundsätze in den Buchenwäldern überarbeiten will.
Seitdem war Ruhe um das Thema. Bis er sich vor zwei Wochen beschwerte, dass dieser Arbeitskreis noch nicht getagt habe und er nur zu einem Waldbegang eingeladen worden sei. Das sei aber gar nicht mehr nötig, sondern es brauche Lösungen. Daneben regte er sich noch über eine Anweisung der Landesforstanstalt zum Buchenstammholzeinschlag auf.
Man könnte das getrost als Populismus abtun. Es wirkt allerdings vor dem Hintergrund, dass er im März „Wohllebens Wald und Wildnis gGmbH“ gegründet hat, auch etwas bedrohlich. Das gemeinnützige Unternehmen macht es sich unter anderem zur Aufgabe, Bestimmungen zum Schutz der Wälder auf dem Rechtsweg durchzusetzen. Ein Beispiel ist das FFH-Gebiet Montabaurer Höhe in Rheinland-Pfalz, ein anderes nun die Heiligen Hallen, zu denen er offenbar bei der EU eine Beschwerde eingereicht hat. Nun haben Naturschützer schon mehrmals gegen forstliche Maßnahmen in FFH-Gebieten geklagt. Es hat aber eine neue Qualität, dass jemand extra eine Firma gründet, die das – durch Spenden finanziert – zu ihrer Hauptaufgabe macht.
Auf diesem Weg kann ich ihm nur schwerlich folgen. Vor allem nicht, wenn er wie in Mecklenburg-Vorpommern Maßnahmen anprangert, die durchaus ausgewogen erscheinen. Wenn man gegen jegliche Holznutzung vorgeht, macht das eine Kommunikation unmöglich. Hoffentlich sagt ihm das mal jemand, wenn er im August seinen eigenen Nationalen Waldgipfel abhält.
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