Schützender Bauernhof-Effekt

Wer den „Bauernhof-Effekt“ noch nicht kennt, wird überrascht sein: Kinder, die regelmäßig Stallluft schnuppern, haben deutlich seltener Asthma und Allergien als ihre städtischen Altersgenossen. Das haben Münchner Forscher um Prof. Dr. Erika von Mutius bereits im Juli auf dem Biohof der Familie Obereisenbuchner in Hutlehen gezeigt (das Wochenblatt berichtete). Am Dr. von Haunerschen Kinderspital München haben Forscher um Prof. Dr. Bianca Schaub untersucht, wie Stallstaub auf das Immunsystem wirkt. Das Experiment war simpel, das Ergebnis umso erstaunlicher: Immunzellen von Kindern mit Asthma wurden im Labor mit Stallstaub versetzt. Die Zellen reagierten aber nicht mit einer heftigen Entzündung, sondern beruhigten sich. Warum? Der Stallstaub regt das Wachstum von Immunzellen an, die Entzündungen hemmen. Gleichzeitig lässt er die Zahl entzündungsfördernder Zellen schrumpfen. Jetzt möchten die Forschenden wissen, welche Stoffe im Stallstaub den Bauernhof-Effekt auslösen. Ein Kandidat steht bereits fest: Lipokaline. Diese Proteine halten Entzündungen in Schach und verhindern, dass das Immunsystem wie bei Asthma überreagiert. Die Mission: Diese Stoffe so zu nutzen, dass auch asthma- und allergiegefährdete Kinder profitieren, die nicht auf dem Bauernhof leben. Auf ein „Stallstaub-Spray“ aus der Apotheke müssen Eltern allerdings noch geraume Zeit warten.