Regierung traut Bauern zu wenig zu
Spaltungstendenzen in der Gesellschaft machen nicht nur der Politik zu schaffen, sondern auch der Landwirtschaft und dem Bayerischen Bauernverband. Auch für ihn wird es immer schwieriger, den Mitgliedern politische Kompromisse zu vermitteln. Auf der Online-Landesversammlung des BBV betonten Präsident Walter Heidl und Prof. Dr. Ursula Münch die integrierende Funktion der bäuerlichen Interessenvertretung. Im Transformationsprozess der Landwirtschaft verharre der Berufsverband nicht in einer Blockadehaltung, er suche die Partnerschaft mit Nichtregierungsorganisationen, bestätigte die Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.
„Die Bereitschaft zur Veränderung ist gegeben“, versprach Walter Heidl. Um die Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen, müssten aber auch die bäuerlichen Betriebe existenziell gesichert sein. Ohne wirtschaftlichen Erfolg seien sie gar nicht erst in der Lage, ihre Aufgaben im Klima-, Natur- und Tierschutz zu erfüllen. Der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung ist für Heidl eine gute, wenn auch erläuterungsbedürftige Basis. Besonders der geplante Ausbau der Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel stieß bei Heidl auf offene Ohren (siehe Seite 8).
Auch Landesbäuerin Anneliese Göller hob die Offenheit der Bäuerinnen und Bauern für Neues und Veränderungen hervor. Besonders die Landfrauen wirkten als Brückenbauerinnen zu den Verbrauchern. So hätten sich bereits mehr als 1000 bayerische Betriebe bereit erklärt, am Unterrichtsprojekt „Schule fürs Leben“ teilzunehmen. Zugleich beklagte Göller die psychische Belastung der Bäuerinnen aufgrund der fehlenden Anerkennung durch die Gesellschaft.
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