Landtechnik obenauf
Wir sprechen in Deutschland von fünf Raiffeisen-Hauptgenossenschaften, beziehungsweise genossenschaftlich orientierten Unternehmen. Mit der Agravis Raiffeisen AG, der BayWa AG, der Raiffeisen Waren Zentrale Rhein-Main eG (RWZ), der Karlsruher ZG Raiffeisen Technik und der Raiffeisen Waren mbH mit Sitz in Kassel sind große Flächen der Bundesrepublik abgedeckt, wobei deren Geschäftsgebiete zum Teil auch über Deutschlands Grenzen hinausreichen. Natürlich gibt es noch zahlreiche kleinere Unternehmen, die genossenschaftliche Strukturen haben, wir beziehen uns jedoch auf die Big Player im agrarwirtschaftlichen Handel. Traditionell veröffentlichen diese Konzerne im Frühling eines jeden Jahres ihre Bilanzkennzahlen. Außgenommen ist die ZG Raiffeisen, die wie gewohnt später im Jahr folgt. AGRARTECHNIK hat auf die Entwicklungen der Techniksparten dieser Hauptgenossenschaften einen genaueren Blick geworfen und sich mit deren Entscheidern über aktuelle Herausforderungen, Chancen und Pläne für die Zukunft unterhalten. Dabei lässt sich bereits im Vorfeld feststellen, dass das Techniksegment starke Zahlen bringt, was auf eine erhöhte Investitionsbereitschaft der Landwirte zurückzuführen ist – in Zeiten wie diesen, mit hohem agrarpolitischem Druck, doch eher verwunderlich, aber umso erfreulicher.
Deutschlands Nordwesten
Schauen wir zunächst auf die in Nordwestdeutschland aktive Agravis Raiffeisen AG und deren Agravis Technik-Gruppe. Das abgelaufene Geschäftsjahr bezeichnet der Agravis-Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Köckler als zukunftssichernd. Der Konzern hat 2022 rund 9,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 7,3 Milliarden Euro) umgesetzt bei einem mitgewachsenen Ergebnis vor Steuern, das bei 61,5 Millionen Euro (33,2 Millionen Euro) liegt. „Ein Großteil des Mehr-Umsatzes entfällt auf die Preissteigerungen und die schon Ende 2021 hohe Preissituation. Getrieben durch hohe Vorleistungspreise für Energie waren 2022 entsprechend alle Betriebsmittel mit deutlichen Preissteigerungen versehen“, erläutert ergänzend der Finanzvorstand Hermann Hesseler und stellt klar: „Wir konnten 2022 ein zukunftssicherndes Ergebnis erzielen. Gleichwohl wissen wir das Ergebnis auch richtig einzuordnen: Wir haben unsere Umsatzrendite auf 0,7 Prozent erhöht, sind also unserem Ziel von einem Prozent Umsatzrendite nähergekommen, aber haben es noch nicht erreicht. Das wiederum in einer Zeit und in einem Wettbewerbsumfeld, das alles andere als normal war und ist. Gleichzeitig konnten wir unser Eigenkapital auf rund 630 Millionen Euro ausbauen.“ Die Agravis Technik-Gruppe habe das Umsatzniveau des Vorjahres nochmals deutlich gesteigert. Von 987 Millionen Euro auf mehr als 1,1 Milliarden Euro – ein Plus von 15,2 Prozent. Die Gründe seien: Hohen Investitionsbereitschaft in Neumaschinen, ein geringes Angebot von Gebrauchtmaschinen im Gesamtmarkt, was folglich zu einem Preisanstieg führt, eine anhaltend hohe Werkstattauslastung sowie ein Ersatzteilgeschäft, welches das Vorjahr übertraf. Eine große Herausforderung sei aber der Fachkräftemangel. Dr. Köckler meint dazu: „Wir suchen händeringend technikbegeisterte Landmaschinen-Azubis.“
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