Wasser marsch
Auf den Punkt
- Pro Tiergruppe gilt es mindestens zwei und für je 20 Tiere ist eine Tränke zu kalkulieren.
- Die Wasserqualität bei eigenem Brunnen sollte man mindestens einmal im Jahr prüfen lassen.
- Außerdem sollte man Trogtränken täglich leeren und bei Bedarf reinigen.
Um Milch zu erzeugen und ihre Körperwärme zu regulieren, benötigen Kühe Wasser. Mit steigenden Umgebungstemperaturen steigt der Wasserbedarf je nach Milchleistung entsprechend an (siehe Grafik „Wasserbedarf in Abhängigkeit von Milchleistung und Umgebungstemperatur“). Erhalten die Tiere nicht genügend Wasser, sinkt die Futteraufnahme, die Milchleistung geht zurück und die Tiere werden schneller krank.
Wasser ist das wichtigste Futtermittel und es sollte nicht nur stets in ausreichender Menge, sondern auch in guter Qualität angeboten werden. Gesetzliche Regelungen gibt es in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung nur für Kälber bis zum Alter von sechs Monaten. Sie müssen ab einem Alter von zwei Wochen Zugang zu Wasser in ausreichender Menge und Qualität haben.
Laut Futtermittelhygieneverordnung ist für Milchkühe keine Trinkwasserqualität erforderlich. Das Tränkewasser muss jedoch für diesen Zweck geeignet sein und darf die Tiere nicht mit Schadstoffen kontaminieren. Außerdem sollte es schmackhaft und verträglich sein.
Worauf beim Bauen zu achten ist
Laut Studien der Kansas State University in den USA saufen Kühe 40 Prozent des benötigten Wassers an zentral angeordneten Tränken. An entfernteren Tränken wird noch ein Viertel des Bedarfs aufgenommen und vor dem Melkausgang sind es rund 8 Prozent. Beim Planen eines Stallneu- oder Umbaus ist darauf zu achten, dass Tränken nicht nur in ausreichender Zahl, das heißt, pro Tiergruppe mindestens zwei und je 20 Tiere eine Tränke, sondern auch mit dem erforderlichen Wasserdurchfluss vorhanden sind. Sie sollten für alle Tiere stets gut erreichbar sein.
In Quergängen dürfen Tränken nicht zu einer Engstelle führen. Daher bietet es sich an, Ventiltrogtränken um 90 Grad gedreht anzubringen, sodass saufende Tiere den Weg nicht versperren.
Die Tränkenhöhe muss an die Tiergröße angepasst sein. Kühe tauchen als sogenannte Saugtrinker das Flotzmaul wenige Zentimeter in die Wasseroberfläche ein und lassen dabei die Nasenlöcher frei (siehe Kasten „Worauf es bei der Wasserversorgung ankommt“).
Nicht aus Bachläufen saufen lassen
Besonders auf der Weide gilt es, die Wasserversorgung zu sichern, gerade auch vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung. Weidetränkefässer sind praxisüblich. Ist eine Quelle auf der Fläche vorhanden, kann mithilfe von Pumpen frisches Wasser angeboten werden. Das Saufen aus Bachläufen sollte unterbunden werden. Manche Larvenstadien von Magen-Darm-Parasiten halten sich dort auf und auch die Zwergschlammschnecke, die sich als Zwischenwirt für den großen Leberegel in feuchter Umgebung vermehrt.
Trinkwasser sparen
Gesammeltes Niederschlagswasser aus Zisternen sollte man nur als Brauchwasser und nicht als Tränkwasser verwenden. Man kann es jedoch mithilfe von integrierten UV-Entkeimungsanlagen zu Reinigungswasser verbessern. Insgesamt dürfte der Wasserbedarf in der Milchviehhaltung künftig weiter steigen. So wird zum Beispiel empfohlen, bei emissionsmindernden Laufflächen, die den Harn ableiten, Laufgangbefeuchtungen zu installieren. Aufgrund der heutzutage guten Stallbelüftung und hohen Verdunstung sind sie unabhängig von der Harnableitung grundsätzlich zu empfehlen, um Schmierschichten zu vermeiden. Ein eigener Brunnen ist für viele Betriebe wirtschaftlich, auch wenn je nach Bohrtiefe und sonstigen Standortbedingungen zunächst Investitionskosten in der Größenordnung von 50.000 Euro entstehen können. Wer Brunnenwasser vertränkt, sollte die Wasserqualität regelmäßig, am besten jährlich, prüfen lassen.
Entscheidend: Tränkwasserqualität
Seitens des Bundeslandwirtschaftsministeriums gibt es „Empfehlungen für Orientierungswerte zur Bewertung der physiko-chemischen Tränkwasserqualität im Sinne der Futter- und Lebensmittelsicherheit“. Hier wird für den pH-Wert ein Zielbereich zwischen größer 5 und kleiner 9 angegeben. Lös- liche Salze sollten insgesamt unter 2,5 g/l liegen. Für die elektrische Leitfähigkeit, als Indikator für Einträge von Natrium, Kalium und Chlorid (zum Beispiel durch Harn oder Kot), gilt ein Grenzwert von unter 3.000 µS/cm.
Außerdem gibt es Empfehlungswerte für die chemische Tränkwasserqualität (siehe Tabelle „Orientierungswerte für Tränkwasser“). Dabei geht es um die Tiergesundheit. So können zum Beispiel zu hohe Eisenkonzentrationen die Aufnahme anderer Spurenelementen wie Kupfer oder Zink behindern.
Die biologische Qualität hängt von der Keimbelastung des Wassers ab. Es sollte frei von Salmonellen und Campylobacter sowie möglichst weitgehend frei von Escherichia coli sein. Die aerobe Gesamtkeimzahl sollte 1.000 kbE (koloniebildende Einheiten) je Milliliter bei 37 °C und 10.000 kbE/ml bei 20 °C nicht überschreiten. Um diese Standards einzuhalten, sind Trogtränken täglich zu kontrollieren, zu leeren und bei Bedarf zu reinigen. Auf Schmierschichten in Tränken haben Bakterien gute Lebensbedingungen. Einem Verkoten sollte man baulich vorbeugen, indem man die Tränken auf einen Betonsockel setzt. Mithilfe von Spülvorrichtungen lassen sich Biofilme in Rohrleitungssystemen effektiv bekämpfen. Ventiltrogtränken neigen gegenüber Trogtränken weniger zum Verschmutzen, weil die Wasseroberfläche kleiner ist und der Wassernachlauf strudelt. Es wird jedoch diskutiert, ob eine ruhigere Wasseroberfläche der arttypischen Wasseraufnahme besser gerecht wird.
In der Nähe des Melkbereichs werden in der Praxis häufiger Trogtränken eingebaut, die im Alltag regelmäßiger überwacht und gereinigt werden. Ventiltrogtränken eignen sich besonders gut für Quergänge, insbesondere wenn sie parallel zur Wand angeordnet werden und trinkende Kühe anderen Tieren kaum den Weg versperren. Generell sollte man einen Quergang mit Tränke immer so breit wie einen Fressgang anlegen.
Alle Tränken sind frostsicher auszuführen. Das beginnt mit einer ausreichend tiefen Verlegung der Zuleitungen. Als Faustzahl kann man dafür grob 10 Prozent der Höhenmeter des Standorts in Zentimeter ansetzen, zum Beispiel bei 800 m über NN 80 cm. Wer im Milchviehstall auf Nummer sicher gehen will, verlegt die Leitungen unterhalb der Liegeboxen und installiert zwei unabhängige Kreisläufe. Dann ist im Falle einer Funktionsstörung die Wasserversorgung zuverlässig gewährleistet. Ergänzt wird das frostsichere Verlegen mit einer Wasserzirkulation und Begleitheizungen beziehungsweise einem Wärmetauscher mit Wärmeenergie aus der Milchkühlung.
Wasser aufbereiten
Je nach Ergebnis der Wasseranalyse müssen technische Maßnahmen zur Wasseraufbereitung abgewogen werden. Bezogen auf das Tränkwasser und das dazugehörige Leitungssystem geht es meist um die Aspekte Eisen, Kalk und Keime:
- Enteisenungsanlagen beruhen auf Oxidation und Filtration. Das bedeutet, sie erzeugen durch die Zugabe von Sauerstoff eine Luftoxidation. Danach wird das Wasser gefiltert.
- Wasserenthärtungsanlagen funktionieren meist chemisch. Hierbei strömt das Wasser durch einen Behälter mit Kationenaustauscherharz, wo Calcium- und Magnesiumsalze gegen Natriumionen getauscht werden. Physikalische Anlagen zielen darauf ab, mittels elektrischer oder magnetischer Felder die Struktur der Kalkkristalle so zu verändern, dass sie sich weniger an den Rohren ablagern können.
- Wasseraufbereitungsanlagen zur Hygienisierung sind im Schweine- und Geflügelbereich, wo Stichleitungen besonders kritisch sind, weit verbreitet und auch innerhalb der Rinderhaltung in der Diskussion. Zur Wasserdesinfektion bietet der Markt beispielsweise Systemlösungen auf Basis einer Elektrolyse an. Hierbei wird Kochsalz durch elektrischen Strom aufgespalten. An der Anode entstehen Hypochlorite (Stichwort „Eau de Javel“). Diese Anolyte werden in einer Konzentration von unter 1 Prozent dem Tränkewassersystem zugesetzt und wirken desinfizierend. Ob sich die hohen Investitionskosten in der Größenordnung von 40.000 bis 60.000 Euro für die automatisierte Wasserhygienisierung lohnen, ist im Einzelfall zu entscheiden. Es gibt Berichte aus der Praxis, wonach sich die Zellzahlsituation nach Installation einer Wasseraufbereitungsanlage verbessert hat. (mp)●
Kürzere Trogtränken wären gut
Arnold und Matthias Gührer bewirtschaften gemeinsam einen Milchviehbetrieb in der Nähe des baden-württembergischen Tettnang. Auf dem Hof von Vater und Sohn stehen 174 melkende Kühe, die von drei Melkrobotern gemolken werden. Im Stallkomplex aus den in den Jahren 2010 und 2019 erbauten Ställen befinden sich Holstein- und Fleckviehkühe und ihre Gebrauchskreuzungen. Beim Betriebsbesuch hat es über 30 °C im Schatten. Die Deckenventilatoren laufen auf Hochtouren und die Tiere suchen die Tränken mit hoher Frequenz auf.
Das Besondere im neuen Stall ist die Kammaufstallung mit schnellen Wegen zum Futtertisch auf der einen Seite und zum Laufhof mit Futterband auf der anderen Seite. Auf der Stirnseite zum Futtertisch befindet sich ein Teil der Ventiltränken und eine kurze Trogtränke aus Kunststoff. Die Kühe können sich sowohl im alten als auch im neuen Stall frei bewegen. Über den gesamten Stall sind sechs Trogtränken und sechs Doppelventiltrogtränken verteilt. Rund die Hälfte der Tränken befinden sich in der Nähe der Roboter, die weiteren Tränken im Bereich des Futtertischs.
Die Trogtränken werden dreimal täglich gereinigt. „Wenn wir die Liegeboxen saubermachen, werden auch die Trogtränken gereinigt. Das ist auch nötig, da sie ziemlich schnell verschmutzen“, erklärt Matthias Gührer. Die Ventiltränken müssten hingegen nur alle vier bis fünf Wochen gereinigt werden. Dann brauche man aber einen Hochdruckreiniger, um den Dreck hinter den Ventilklappen zu beseitigen. „Ich beobachte, dass die Trogtränken häufiger genutzt werden. Durch das dreimalige Reinigen am Tag werden je Tränke und Durchgang rund 100 l abgelassen. Da kommt schon einiges zusammen“, sagt der Milchviehhalter. Er würde sich kleinere Trogtränken wünschen, bei denen der Wasserverbrauch entsprechend kleiner wäre. Eine kleinere Plastiktrogtränke haben sie im Stall eingebaut. Die habe jedoch ein anderes Problem. „Ihr fehlt es an Stabilität, wenn zum Beispiel brünstige Tiere gegen die Tränke drücken, verzieht sich der Rahmen“, erklärt der 37-jährige Milchviehhalter. Das Wasser des Betriebs kommt aus einem Brunnen und wird regelmäßig untersucht, da auch der Milchtank mit dem Wasser gereinigt wird. „Um es zum Reinigen im Melkroboter zu nutzen, wird das Wasser entkalkt, aber als Tränkewasser für die Kühe ist keine zusätzliche Behandlung des Wassers nötig.“
Alle Tränkeleitungen sind frostsicher verlegt und als Ringleitung ausgelegt. Die Tränken im Laufhof sind zusätzlich beheizbar. Im Bereich des Laufhofs fehlen dem Milchviehhalter noch Tränken. Die sind aber schwierig nachzurüsten. Er hat schon darüber nachgedacht, ein Weidefass von außen hinzustellen und damit die Wasserversorgung noch zu verbessern. (mp)
Prof. Dr. Barbara Benz
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
E-Mail: barbara.benz@hfwu.de
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