Glutenfreies Powerkorn
Mit herkömmlichem Weizen haben die kleinen dreieckigen und dunkelbraunen Körner nichts zu tun. Zwar sehen die Samen geschält den Weizenkörnern zum Verwechseln ähnlich, doch gehört er nicht wie die üblichen Getreidearten zu den Süßgräsern und genau dieser Fakt läutete in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Renaissance des Pseudogetreides ein.
Buchweizen war in Deutschland vom 16. bis zum 19. Jahrhundert ein verbreitetes Nahrungs- und Futtermittel. Mit der Intensivierung des Ackerbaus wurde der Buchweizen jedoch seit Mitte des 19. Jahrhunderts verdrängt. Heute gilt er aufgrund seiner hohen Gehalte an sekundären Wirkstoffen mit antioxidativem Potenzial als funktionelles Lebensmittel mit gesundheitlichem Zusatznutzen. Deshalb nimmt die Nachfrage nach Ökospeisebuchweizen zu.
Von der Untersaat zur Hauptkultur
Auf den Feldern von Leonhard Rösel steht die einjährige krautige Pflanze schon seit mehreren Jahren, handelt es sich doch um eine interessante Kultur mit vielen Vorteilen: anspruchslos im Anbau (bezüglich Boden und Nährstoffbedarf, kaum krankheitsanfällig), ausgezeichnetes Unkrautunterdrückungsvermögen und Biodiversitätselement.
Buchweizen steht auf dem Betrieb schon seit 2016 im Gemenge zur Nutzung als Ganzpflanzensilage in der Biogasanlage auf den Feldern. Da Buchweizen unkompliziert im Anbau ist, wurde er 2018 erstmals ausgeweitet. Die Kultur steht in diversen Zwischenfruchtmischungen vor Mais. Probleme mit Durchwuchs gab es zu keinem Zeitpunkt.
Im vergangenen Jahr wurde die Kultur am 31. Mai erstmals auf einer Fläche von 1 ha als Hauptkultur ausgesät. Auf der „Versuchsfläche“ wurde im Herbst nach der Erbsenernte eine Zwischenfruchtmischung aus Ölrettich, Phacelia und Leindotter angebaut, die im Frühjahr zunächst zweimal mit 5 cm Arbeitstiefe und flächigem Schnitt (wegen Kamille) eingegrubbert wurde.
Direkt vor der Aussaat erfolgte ein weiterer Arbeitsgang mit dem Grubber bei 12 cm Arbeitstiefe. So entstand ein nahezu perfektes Saatbeet, in das Buchweizen mit 20 kg/ha ausgesät wurde. Hier sieht der Junglandwirt Optimierungspotenzial: „Durch die späte Aussaat empfiehlt sich eine Vorfrucht, die frühräumend ist wie beispielsweise Grünroggen als Ganzpflanzensilage oder eine frühe Wintergerste. Der Buchweizen eignet sich optimal als Zweitfrucht im Anschluss, da er Minusgrade nicht gut verträgt und innerhalb von zehn bis zwölf Wochen reift.“
Die Saat keimt schnell aus, wächst auf eine Höhe von gut 1 m heran und sorgt so dafür, dass kein Unkrautdruck aufkommt. Auf Pflanzenschutzmaßnahmen – chemisch und mechanisch – konnte komplett verzichtet werden. Zur Nährstoffversorgung wurden 12 t pro Hektar feste Gärreste mit insgesamt 70 kg pro Hektar Stickstoff ausgebracht.
Am aufrechten Stängel sitzen herzförmige, fast dreieckige Blätter, die vorne pfeilförmig zugespitzt sind. In den Blattachseln befinden sich die zahlreichen weißen bis blassrosa Blüten. Buchweizen ist aufgrund seiner langen Blütezeit bis hin zur Ernte Mitte September eine gute Bienenweide, die den Imkern hohe Erträge bringt.
Blüte und frucht an einer Pflanze
Gedroschen wurde die Buchweizenfrucht, die den Bucheckern ähnelt, am 9. Septem- ber mit einer Restfeuchte von 35 Prozent. „Der Erntetermin war rückblickend betrach- tet zu früh gewählt. Da Buchweizen ungleichmäßig abreift, ist die Festlegung des Erntetermins schwierig“, gesteht Rösel ein. Geerntet werden sollte, wenn 70 bis 80 Prozent der Samen reif sind. Dann heißt es, Dreschtrommel und Gebläse niedriger einstellen als beim Getreide, da die Samen sehr locker sitzen und leicht ausfallen .
Im ersten Anbaujahr konnten auf dem flachgründigen und steinigen Boden mit hohem pH-Wert stolze 25 dt/ha geerntet werden. Die nasse Ware wurde über 14 Stunden hinweg bei 40 bis 45 °C mit einer Wagentrocknung auf 12 Prozent Restfeuchte gebracht. Im Anschluss erfolgte die Reinigung mit einem Windsichter.
Auf dem Betrieb wird der Buchweizen als Saatgut für Zwischenfruchtmischungen verwendet. Ein weiterer Teil wird als Hühnerfutter vermarktet. Der Verkauf von Speiseware ist geplant, da der Handel jedoch an großen Partien interessiert ist, gestaltet sich der Absatzweg schwierig. Bevor die Körner auf dem Teller landen müssen sie intensiv gereinigt und geschält werden. In der Fruchtschale steckt der rote Farbstoff Fagopyrin. Daher sollte man insbesondere ungeschälten Buchweizen gründlich mit heißem Wasser waschen. Anschließend schmeckt er gekocht, gekeimt oder geröstet. (kf) ●
Buchweizen
Buchweizen (Fagopyrum) gehört zur Familie der Knöterichgewächse. Der Echte Buchweizen ist eine Wildpflanze, die ursprünglich aus den feuchtwarmen Regionen in Asien stammt.
Es handelt sich um ein Pseudogetreide. Da die Früchte des Buchweizens glutenfrei sind, spielt sein Mehl eine wichtige Rolle bei der Ernährung von Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten. Zudem ist Buchweizen reich an Mineralstoffen.
Standort
Geeignet sind leichte, sandige, mäßig feuchte Böden. Er passt auch auf Standorte mit niedrigem pH-Wert und in flachgründige Mittelgebirgslagen, aber nicht auf staunasse und verdichtete Standorte. Buchweizen besitzt zwar eine große Säurefestigkeit, bestens gedeiht er jedoch auf neutralen Böden. An das Klima stellt er im Verlauf seiner Vegetation folgende Ansprüche: zur Saat warm und mehr trocken als feucht, bis zur Blüte mäßige Feuchte, zur Blüte ruhiges und trockenes Wetter, danach überwiegend trocken.
Düngung
Als Grunddüngung sind 60 bis 80 kg Phosphor, 60 bis 80 kg Kalium und 60 bis 80 kg Stickstoff (abzüglich Nmin) pro Hektar zu veranschlagen. Es sollte sowohl auf chloridhaltigen Dünger als auch auf eine Kalkung unmittelbar vor dem Anbau verzichtet werden. Bei zu viel Stickstoff erhöht sich das Krautwachstum und es kommt zu einer Verlängerung der Blühzeit und einer Reifeverzögerung.
Fruchtfolge
Optimal steht er nach stickstoffzehrenden Kulturen wie Getreide, nicht nach Leguminosen. Durch hervorragende Unkrautunterdrückung und Verbesserung der Bodengare hat er eine gute Vorfruchtwirkung. Buchweizen ist selbstverträglich.
Sortenwahl/Aussaat
Buchweizen ist sehr kälteempfindlich, erste Schäden entstehen bereits bei 0 °C. Da die Vegetationszeit nur circa 14 bis 18 Wochen beträgt, wird die Aussaat als Hauptfrucht erst nach den Eisheiligen empfohlen, ab Mitte Mai bis Mitte Juni. Gesät werden 20 bis 25 kg/ha in 2 bis 3 cm Tiefe mit einer Getreidedrille.
Pflanzenschutz
Die sehr schnelle Jugendentwicklung führt zu einer raschen Bedeckung des Bodens und geringer Gefahr der Verunkrautung. Es sind keine Herbizide zugelassen; eine mechanische Unkrautregulierung ist nicht erforderlich. Krankheiten und Schädlinge sind bisher nicht bekannt. Achtung: Aufgrund ungleichmäßigem Auskeimen und Keimruhe kann Durchwuchsbuchweizen in Folgekulturen selbst zum Unkraut werden.
Ernte/Lagerung
Die Abreife ist ungleichmäßig, sodass eine Festlegung des Erntetermins schwierig ist. Bei Aussaat Mitte Mai findet die Ernte ab Ende August bis Mitte September statt. Geerntet werden sollte, wenn 70 bis 80 Prozent der Samen reif sind. Der Reifegrad ist an den Zweigspitzen erkennbar. Eine Ertragssicherheit gibt es beim Buchweizen nicht. Die Kornerträge schwanken zwischen 10 und 25 dt/ha. Aufgrund hoher Feuchtegehalte des Erntegut ist eine schonende Trocknung bei 30 bis 40 °C auf 12 bis 14 Prozent Feuche nötig.
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