agrarheute erklärt
Was ist eigentlich ein Niedrigdrehzahlkonzept?
Beim Traktorenquartett war eine Motornenndrehzahl von 2.000 bis 2.200 U/min über Jahrzehnte hinweg die Standardangabe. Geschickt eingesetzt, schlug beim Kartenspiel der kleine Vier-Zylinder-Traktor den großen PS-Boliden. Auch heute noch drehen die meisten Motoren in Traktoren mit einer Nenndrehzahl von rund 2.000 U/min, doch immer häufiger fällt das Schlagwort Niedrigdrehzahlkonzept. Das Ziel einer geringeren Drehzahl ist es, den Dieselverbrauch und die CO2-Abgase zu drücken.
Geprägt hat den Begriff Fendt mit der Einführung des 1050 Varios. Der darin verbaute MAN-Motor dreht maximal auf 1.700 Umdrehungen hoch, aber auch Selbstfahrer wie der Gülletrac von Vredo oder der TerraVariant von Holmer drehen mit niedrigen Touren. Sie haben Lkw-Motoren von Scania oder Mercedes verbaut, bei denen niedrige Drehzahlen Standard sind.
Voraussetzung CVT-Getriebe
Eine Gemeinsamkeit der Fahrzeuge mit einem Niedrigdrehzahlkonzept in der Landtechnik ist der stufenlose Antrieb. Theoretisch funktionieren auch Lastschaltgetriebe mit langsamer drehenden Motoren. Man bräuchte aber mehr Gänge und andere Übersetzungsverhältnisse. Stufenlose Antriebe lassen sich einfacher auf die geringere Eingangsdrehzahl anpassen.
Motoren mit einem Niedrigdrehzahlkonzept drehen aber nicht einfach nur langsamer. Soll die Kurbelwelle weniger Runden in der Minute machen, wirkt sich das auf alle wichtigen Organe des Fahrzeugs wie Kühler, Ölpumpe oder Turbolader aus. Daher ist nicht jeder Motor geeignet, um mit niedriger Drehzahl auszukommen oder Kühler und Co. müssen entsprechend angepasst werden.
Weniger Drehzahl, mehr Hubraum
Es ist kein Muss, aber Motoren mit Niedrigdrehzahlkonzept haben häufig mehr Hubraum als PS-gleiche Schnelldreher. Der Grund ist einfach, denn weniger Drehzahl bedeutet weniger Leistung. Damit die Leistung gleich bleibt, muss das Drehmoment größer werden, und das Drehmoment eines Motors hängt eben vom Hubraum ab.
Daher sind aktuelle Traktoren mit Niedrigdrehzahlmotoren erst ab Sechs- Zylinder-Modellen und mit mehr als 9 l Hubraum anzutreffen. Ein Nebeneffekt mit Vorteilen: Häufig steht bei Traktoren mit Niedrigdrehzahlmotoren der Ölwechsel erst in größeren Intervallen von 750 bis zu 1.400 Stunden an.
Neben Fendt nutzen auch andere Hersteller den Begriff Niedrigdrehzahlkonzept, meinen aber nicht immer eine Nenndrehzahl deutlich unter 2.000 U/min. Claas beispielsweise nutzt bei seinen Sechs-Zylinder-Axions ein Niedrigdrehzahlkonzept. Die FPT-Motoren drehen weiterhin mit normaler Nenndrehzahl, reduzieren aber die Motortouren bei 50-km-Endgeschwindigkeit auf 1.500 U/min und senken auch im Leerlauf die Drehzahl ab. Der durch die geringere Drehzahl eingesparte Diesel wird vor allem bei großen Motoren über 500 PS deutlich. Experten gehen davon aus, dass zukünftig auch kleinere Traktoren mit Niedrigdrehzahlkonzept auf den Markt kommen. ●
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