Catering für den Acker
Auf den Punkt
- Betriebe mit guter Verpflegung sind bei Lohnern und Erntehelfern beliebt.
- Der Ackerimbiss sollte schmackhaft, leicht verdaulich, gut gekühlt und transportfähig sein.
- Neue Rezeptideen bringen Abwechslung in den Ernte-Speiseplan.
Siliertage sind Großkampftage. Mit der Regenfront im Nacken herrscht meist Zeitdruck. Zum Kochen und Essen bleibt keine Zeit, doch auch am Acker heißt es: ohne Mampf kein Kampf! Dass sich erfahrene Lohner gerne um die Betriebe streiten, bei denen die Verpflegung gut ist, ist kein Geheimnis. Die Grünschnäbel unter den Fahrern bekommen dann, was übrig bleibt. Das bestätigt Lohnfahrer Norbert Behl: „Man fährt natürlich gerne auf Betriebe, wo die Atmosphäre familiär und die Versorgungslage gut ist. Da gibt man sich besonders viel Mühe.“
Das weiß auch die gelernte Hauswirtschafterin Birgit Kroll. Wenn die Lohner mit ihren Maschinen anrollen, steht bereits der Campingtisch schattig am Silo, bestückt mit Allerlei für das leibliche Wohl: belegte Brötchen, Kaffee und Kuchen, Obst und Müsliriegel zur Selbstbedienung, alles gut verschlossen in Plastikbehältern, damit Fliegen und Wespen fern bleiben. Eiskalte Getränke stecken zwischen Kühlakkus in der Kühlbox. Außerdem packt Kroll bei der Ankunft für jeden Helfer eine kleine Kühltasche zum Mitnehmen: rein kommt eine Tupperbox mit belegtem Brötchen, etwas Obst, ein kaltes Getränk und was zum Naschen. „Das versüßt den Tag.“ Damit das Ganze frisch bleibt, steckt sie einen Kühlakku mit rein.
Am Kaffee bedienen sich die Fahrer selbst. Dafür stehen Thermobecher auf dem Tisch zum Mitnehmen auf den Acker. Kroll legt großen Wert auf Müllvermeidung. Für Nachschub stehen leere Tupperboxen bereit.
Bei Bäuerin Kroll gibt es „Premiumsemmeln.“ Im Lohnerjargon steht das für eine gute Versorgungslage. Das Wurstbrötchen ist und bleibt der Klassiker unter den Ackersnacks. Doch Wurstbrot ist nicht gleich Wurstbrot. „Da gibt es schon große Unterschiede“, so Behl.
„Bis zum Verzehr liegt so eine Wurstsemmel unter Umständen einige Stunden. Das muss man beim Belegen beachten“, sagt Kroll. Tomaten und Gurken geben Geschmack und Frische, sollten aber beim Belegen zwischen Aufschnitt und Salatblatt gelegt werden, so dass das Brötchen nicht aufweicht. Damit die Semmel nicht zu trocken wird, empfiehlt Kroll Frischkäse oder Butter als Grundlage.
„Ein absolutes No-Go bei meinem Mann ist die Leberkässemmel. Die ist schnell Matsch.“ Bei warmen Belägen müsse man eben darauf achten, dass die Schnitte schnell verzehrt wird. Grundsätzlich rechnet Kroll immer mit zwei bis drei Brötchen pro Person. „Ein Kuchen zum Kaffee kommt immer gut an.“ Am besten sei ein Blechkuchen, der sich gut auf die Hand nehmen lässt. Den kann man gut am Vortag backen.
Alternativen zum Wurstbrötchen
Nicht nur die eigenen Leute, vor allem Lohner freuen sich über Abwechslung beim Essen. Schließlich ernähren sie sich teilweise wochenlang von solcherart Ackercatering. Niemand isst gerne jeden Tag Wurstsemmeln.
In der agrarfrauen Facebook-Community tauschen Bäuerinnen Rezeptideen aus, die sich in der stressigen Erntezeit mit wenig Aufwand zubereiten lassen. Beliebt sind überbackene Pizzabrötchen, Schnecken aus Hefe- oder Blätterteig, herzhafte Muffins, Wraps und Pulled Pork Burger. Alles ist gefragt, was sich gut vorbereiten, transportieren und auch kalt essen lässt. Kreative Salate aus Getreide oder Hülsenfrüchten mit Speck oder Rinderstreifen bringen Abwechslung in den Speiseplan. Beim Dressing sollte man allerdings aufgrund der Kühlkette zu Essig und Öl greifen. Warmes, schweres Mittagessen finden die meisten für heiße Sommertage eher ungeeignet.
Einige Agrarfrauen bestehen aber auf das gemeinsame Abendessen nach getaner Arbeit. Dafür eignen sich Rezepte, die der „Ofen für mich kocht“, sagt Agrarfrau Jessica Schröder. „Ich nehme dafür Gerichte, bei denen es keine Rolle spielt, wenn die eine Stunde länger im Ofen liegen.“ Pulled Pork oder Ofenschnitzel komme bei ihren Leuten gut an. Die ein oder andere stellt gerne mal einen Grill auf den Acker.
„Man sollte allerdings keinen zwingen. Oft haben die Lohner Zeitdruck. Gerade die Jungen trauen sich oft nicht „Nein“ zu sagen“, so Kroll. Ein Getränk zum Anstoßen auf den Feierabend solle man in jedem Fall anbieten. „Das fördert die Bindung.“ Was die Getränke angeht, freut sich Lohner Behl und seine Kollegen über Abwechslung. „Eine gute Mischung aus Wasser und gesüßten Getränken ist perfekt.“ Am besten eignen sich PET-Pfandflaschen mit Schraubverschluss.
Logistik und Transport
Wer die Erntelogistik gut plant und vorbereitet, spart sich am Ende Zeit und Stress. Das gilt auch für die Verpflegung. „Das beginnt schon mit der Kommunikation“, so Kroll. „Wenn die Fahrer nach Mittag auf den Betrieb kommen, sollte man nicht unbedingt davon ausgehen, dass sie schon gegessen haben.“ Oft müssen die Lohner längere Strecken zurücklegen. Lieber einmal zu viel nachfragen, als zu wenig. So beuge man auch der Lebensmittelverschwendung vor.
Eine gute Vorbereitung ist daher die halbe Miete. Am Vorabend sollten die Getränke kalt gestellt werden und die Kühlakkus im Gefrierfach liegen. Wer zu wenig Kühlakkus hat, kann auch Plastikflaschen mit Wasser einfrieren und in die Kühlbox packen.
Da kalte Luft bekanntlich nach unten sinkt, sollten die Kühlakkus oben zwischen die Getränke gepackt werden. Zudem sollte die Kühlbox möglichst komplett gefüllt sein. Wichtig ist ein gut verschließbarer Deckel, denn sonst ist die Kühlung schnell futsch.
Catering-Unternehmen setzen schon länger auf sogenannte EEP-Thermoboxen. Diese kennt man vom Pizzalieferanten. Die Vorteile: Sie sind leicht, bruchstabil und halten nicht nur kalt, sondern auch warm. Thermoboxen gibt es mittlerweile auch günstig im Lebensmittelgroßhandel zu kaufen.
Am Ende des Tages macht sich ein durchdachtes Ackercatering doppelt bezahlt, denn es sorgt nicht nur für gute Laune, sondern auch für eine Extraportion Motivation. „Wenn die Verpflegung stimmt, helfen die Männer auch gern mal beim Siloabdecken mit.“ ●
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