Am falschen Ende gespart
Bäuerinnen haben oft eine hohe Arbeitsbelastung. Wie und wo könnten die Frauen entlastet werden?
Die Ergebnisse der Bäuerinnenstudie zeigen sehr deutlich, dass die Arbeitsbelastung der Frauen enorm hoch ist. Manche geben an, bis zu 70 Stunden in der Woche am Hof zu arbeiten. Deshalb ist es so wichtig, dass Frauen überlegen, wo sie entlastet werden können. Gerade im Bereich Haushalt lässt sich gut abgeben, wie ich finde. Zum Beispiel eine Putzhilfe oder auch einen Wäscheservice halte ich für sehr wertvoll. Die Studienergebnisse haben auch gezeigt, dass viele Frauen eine hohe Belastung im Pflegebereich haben, da die Altenteiler häufiger als im Rest der Bevölkerung bis zum Tod in der Großfamilie versorgt werden. Auch hier halte ich es für wichtig, dass man sich Unterstützung holt. Was ebenfalls nicht zu unterschätzen ist, ist die Gartenarbeit. Manche Höfe haben teilweise kleine Parkanlagen um ihre Höfe und die Pflege ist ein enormer Zeitfaktor.
Warum tun sich so viele Bäuerinnen schwer damit, sich Hilfe, zum Beispiel eine Putzfrau, zu holen?
Es ist in der Landwirtschaft noch recht unüblich, dass man sich Entlastung von außen holt. Wer sich Hilfe im Haushalt leistet, sagt das oft nur hinter vorgehaltener Hand. Man gibt das nicht gern zu. Das ist traurig. Mit diesem Thema müssen wir offener umgehen. Die Einstellung auf den Höfen ist meist: Wir schaffen das als Familie schon allein. Das kommt noch von früher, wo es üblich war, dass Verwandte – auch Kinder – stärker im Haushalt und Betrieb eingespannt waren. Das ist heute nicht mehr so. Viele haben auch ein komisches Gefühl, wenn Fremde im eigenen Haus putzen. Das ist für zahlreiche landwirtschaftliche Familien ungewohnt. Betrieben, die schon Angestellte haben, fällt es meist leichter, auch jemanden für den Haushalt zu beschäftigen. Außerdem spielt sicher das starke Leistungsprinzip, das wir in der Landwirtschaft haben, eine Rolle – alte Glaubenssätze, wie: „Wenn du es nicht schaffst, bist du nicht leistungsbereit genug“. Das Ende ist dann im schlimmsten Fall ein Zusammenbruch.
Sie haben schon länger Unterstützung in Haushalt und Familie. Wo entlasten Sie externe Dienstleister?
Begonnen haben wir mit einem Wäscheservice, der die Arbeitskleidung aller Mitarbeiter nicht nur stellt, sondern auch regelmäßig wäscht. Den Tipp habe ich von einer Berufskollegin bekommen. Mein Mann fand die Idee gleich gut. Mich hat das wirklich sehr entlastet, denn gerade im Biogasbereich sind Geruch und Verschnutzung oft stark. Regelmäßig saubere Arbeitskleidung für mehrere Mitarbeiter bereitzustellen, ist ein ziemlicher Aufwand. Als meine Schwiegereltern älter wurden, kam dann neben unseren Seminarräumen noch deren Haushalt dazu. Das habe ich irgendwann nicht mehr geschafft und wir haben eine Reinigungskraft angestellt. Sie putzt auch mal bei mir im Haus, wenn viel los ist. Und als die Schwiegereltern pflegebedürftig wurden, haben wir schließlich zwei ungarische Pflegehelferinnen angestellt, die im Wechsel arbeiten. Das ist für mich eine Riesenentlastung.
Wie hoch ist der finanzielle Aufwand?
Die Kosten für den Wäscheservice liegen zwischen 200 und 250 Euro pro Monat, aber dafür müssen wir auch keine Arbeitskleidung mehr kaufen, da alles gestellt wird – von Shirts und Hosen bis hin zu Winterjacken. Die Reinigungshilfe ist auf 450-Euro-Basis angestellt und putzt zweimal in der Woche für je fünf Stunden. Die Pflege der Schwiegereltern ist ein großer Kostenblock. Einen Teil übernimmt die Pflegekasse und die Rente wird verrechnet. Einen kleinen Kostenanteil übernimmt der Betrieb. Der Wäschedienst und die Reinigungskraft sind Betriebsausgaben und können steuerlich abgesetzt werden.
Warum lohnt sich das dennoch?
Uns ist es wichtig, dass wir als Unternehmer im Betrieb gesund und belastbar sind. Um unsere Gesundheit zu erhalten, ist es notwendig, dass wir auch Erholungsphasen haben. Mein Mann sagt immer ganz deutlich: Mir ist es wichtiger, dass im Büro alles läuft. Gerade dort darf man nicht den Überblick verlieren. Nehmen wir zum Beispiel die Gas-Öl-Verbilligung. Wenn man das vor lauter Arbeit mal verpennt, hat man am falschen Ende Geld gespart. Wer tagtäglich in einem Hamsterrad hängt, hat auch keinen Raum, um neue Ideen und Betriebszweige für neue Erlösquellen zu entwickeln. Frauen, die nebenher noch einen Betriebszweig aufbauen wie Direktvermarktung oder Ferien auf dem Bauernhof, müssen unbedingt an anderer Stelle entlastet werden. Bei den Existenzgründungsseminaren der LandFrauen ist das immer ein großer Knackpunkt.
Wo findet man gute Dienstleister?
Ich muss offen sagen, eine gute Haushaltshilfe zu finden, war am schwierigsten. Über Annoncen sind wir leider nicht fündig geworden. Wir haben dann jemanden über Mund-zu-Mund-Propaganda entdeckt. Ich habe einfach überall erzählt, dass ich eine Haushaltshilfe suche. Wäschedienstleister oder Fensterputzer findet man in den gelben Seiten. Da gibt es zahlreiche Anbieter. Für die Pflege haben wir gutes Betreuungspersonal gefunden, weil wir auch bereit waren, es angemessen zu bezahlen. Auch für den Garten finden sich in der Regel Gartendienstleister.
Interview: katharina.krenn@agrarheute.com
Juliane Vees
Landwirtin und Präsidentin des Landfrauenverbandes Württemberg-Hohenzollern
E-Mail: juliane.vees@outlook.com
"Wir haben eine Haushaltshilfe"
agrarfrauen über ihre Gründe, sich Hilfe zu suchen und die Erfahrungen dabei.
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