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WaldPortal BW – ein digitales Forstamt

Abb. 4: Das WaldPortal BW vernetzt Akteure rund um den Wald

Schneller Überblick

  • Das WaldPortal BW vernetzt die Akteure rund um den Wald. Es soll sukzessive zu einem „digitalen Forstamt“ entwickelt werden
  • Es ebnet den Weg zum papierlosen Arbeiten, zum Beispiel im Bereich der forstlichen Förderung
  • Mit den Smartphone-Apps WaldExpert und WaldPfade BW sind bereits zwei Module des WaldPortal BW in Betrieb

Auch wenn innerhalb der Landesforstverwaltung die IT schon vor Jahrzehnten Einzug gehalten hat und stetig weiterentwickelt wird, ist im forstlichen Bereich in Baden-Württemberg der Großteil der Verwaltungsprozesse, bei denen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer und Bürgerinnen und Bürger auf die Forstverwaltung zukommen, noch papierbasiert. In den vergangenen Jahren wurden beispielsweise Tausende Förderanträge auf Papier bei den lokalen Forstämtern eingereicht, geprüft und per Post an die Forstdirektion Freiburg zur Bewilligung weitergesandt. Das WaldPortal BW wird dies grundlegend verändern und eine zentrale Kommunikationsplattform entwickeln, auf deren Grundlage die Digitalisierung und die Vernetzung der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg (LFV) nach außen vorangetrieben werden. Künftig sollen die gesetzlichen Aufgaben und Verwaltungsprozesse der LFV durch das WaldPortal digital unterstützt werden. Bisherige Papierverfahren sollen Stück für Stück in die digitale Welt überführt und damit schneller, weniger fehleranfällig und transparenter bearbeitet werden. Für die am Wald interessierte Öffentlichkeit, Waldbesitzende und sonstige Akteure rund um den Wald soll das WaldPortal BW sukzessive zu einem „digitalen Forstamt“ werden und auch bei der Suche nach dem passenden Ansprechpartner bei den vielfältigen Waldthemen helfen.

Die Apps des WaldPortals BW

Mit den Smartphone-Apps WaldExpert und WaldPfade sind bereits zwei Module des WaldPortals BW in Betrieb.

WaldExpert

WaldExpert richtet sich dabei vor allem an den (Klein-)Privatwaldbesitz: die App unterstützt beim Auffinden des eigenen Waldflurstücks und liefert Informationen zur Waldfläche (Waldanteil, Holzvorrat, CO2-Speicherung, Schutzgebiete, Waldfunktionen etc.). Verschiedenste Karten (Luftbild, Rettungstreffpunkte, Klimafolgenforschung etc.) können angezeigt werden. Informationen über den Kontakt zur zuständigen Forstbehörde und zur Revierleitung sind mit den Flurstücken verknüpft und direkt anwählbar. Daneben bietet die App die Rubrik „WaldWiki“ an. Hier finden sich Informationen rund um den Wald und zur Beratung und Betreuung durch die Landesforstverwaltung sowie weiterführende Links.

Abb. 1: WaldExpert - Startbildschirm

Abb. 2: WaldExpert - Kartenansicht Flurstück

Abb. 3: WaldExpert - Informationen zum Flurstück

WaldPfade

Die interaktive Lehrpfade-App WaldPfade BW befindet sich im Pilotbetrieb und begleitet den KlimaWandelPfad im Waldshut-Tiengener Stadtwald digital. Aktuell wird die App zu einem Werkzeug- kasten für Lehrpfad-Erstellerinnen und -Ersteller ausgebaut, die damit Informationspfade selbstständig veröffentlichen und pflegen können. Zukünftig wird WaldPfade BW für Waldbesucherinnen und Waldbesucher in ganz Baden-Württemberg verfügbar sein.

Projektvorgehen

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Projektleitung und IT-Entwicklung mit Expertinnen und Experten aus Forstverwaltung und Waldbesitz zielt darauf ab, Inhalte und Funktionen bedarfsgerecht und praxisnah zu gestalten.

Zusätzlich wurde ein Projektbeirat etabliert, der sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Landesforstverwaltung, der Forstkammer Baden-Württemberg, des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes, des Landesbauernverbandes sowie Vertreterinnen und Vertretern des Gemeinde-, des Städte- und des Landkreistages zusammensetzt. Der Beirat begleitet die Arbeit des Projektteams mit Vorschlägen für künftige Anwendungen zur Umsetzung. Der Projektbeirat trifft sich zweimal im Jahr.

„Das WaldPortal BW bietet die große Chance, im Verwaltungshandeln Erleichterungen für die Bürger und Waldbesitzer als auch für die Forstverwaltung umzusetzen.“

Simeon Springmann

Das Projektteam setzt sich aus fachlich zuständigen Personen am Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sowie verwaltungsexternen Firmen, die das IT-technische „Know-how“ mitbringen, zusammen.

Bevor die Startversion des WaldPortals BW in Betrieb genommen wird, wird zunächst eine Testversion zusammen mit den Nutzergruppen intensiv geprüft. Bei erfolgreichem Test soll die erste Version des WaldPortals im kommenden Jahr in Betrieb gehen.

Startversion des Webportals

Das WaldPortal BW macht grundlegende Informationen zum Wald und zur Waldbewirtschaftung in Baden-Württemberg öffentlich zugänglich. Neben dem öffentlichen Zugang gibt es einen personalisierten Zugang insbesondere für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, die im Waldportal ein eigenes Nutzerkonto anlegen können.

Mit Eröffnung eines solchen Nutzerkontos werden weitergehende Funktionen ermöglicht. In Verbindung mit ihrer Unternehmensnummer als Authentifizierungsmerkmal können Forstbetriebe damit in ihrem Nutzerkonto auch forstliche Förderung beantragen. Im WaldPortal BW wird der gestellte Förderantrag dann volldigital durch die Forstbehörden bearbeitet und beschieden. Sukzessive sollen sämtliche forstliche Fördermaßnahmen in Baden-Württemberg über das WaldPortal digitalisiert werden. Als unterstützende Werkzeuge für die Waldbesitzer wird es im Nutzerkonto eine Dokumentenablage geben, in die z. B. Nachweise, Bescheide, Bilder u. Ä. hochgeladen und z. B. bei der Förderantragstellung direkt verwendet werden können.

Eine in das Nutzerkonto integrierte WebGIS-Oberfläche soll neben der Bereitstellung von Fachinformationen (analog WaldExpert) im Sinne einer „Arbeitskarte“ auch die Möglichkeit eröffnen, z. B. Pflanzflächen, Habitatbäume und weitere Objekte, die für die Förderantragstellung relevant sind, zu verorten.

Im Zusammenspiel mit mobilen Applikationen wird durch das Nutzerkonto eine direkte Synchronisation ermöglicht. Mit dem Start des WaldPortal BW wird es die Möglichkeit geben, das jeweilige Nutzerkonto für die bereits bestehende Smartphone-App WaldExpert zu verwenden. Erzeugte Daten können auf dieser Grundlage zwischen Portal und App synchronisiert werden. Gespeicherte Informationen können so auch bei einem Handywechsel oder Verlust nicht mehr verloren gehen. Zudem sind die eigenen Daten von mehreren Geräten aus ansprechbar.

Visionen für das WaldPortal BW

Für das Webportal, das auf neuester Softwaretechnologie – maßgeblich Open Source – aufbaut und modulartig problemlos erweitert und per Schnittstellen mit anderen Systemen verknüpft werden kann, sind vielfältige zukünftige Anwendungen denkbar.

Im Sinne der Vernetzung verschiedenster Akteure rund um den Wald, angefangen vom klassischen Cluster Forst und Holz über Selbstorganisation der Waldbesitzenden und Bereichen wie Waldpädagogik oder Citizen-Science, kann das WaldPortal BW als große Datendrehscheibe und Austauschplattform dienen. In Verbindung mit der Weiterentwicklung der Fernerkundung und der KI könnten z. B. Funktionen zum Waldschutz (lokale Vitalitätszustände des Waldes, Borkenkäferprognose/Frühwarnung) auf digitaler Basis Einzug halten.

Abb. 4: Das WaldPortal BW vernetzt Akteure rund um den Wald

Da gerade in diesen Themenfeldern die Entwicklung sehr dynamisch verläuft, ist heute nur schwer abschätzbar, welche Optionen die nächsten Jahre bringen werden. Ziel ist es, mit dem WaldPortal BW durch seine Architektur dafür gut gerüstet und offen zu sein.

Simeon Springmann

ist stellvertretender Referatsleiter im Referat für Waldpolitik am Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

Dr. Marcus Lingenfelder ist Referent an der Abteilung Biometrie und Informatik der FVA. Christoph Graf ist Mitarbeiter am Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung und technischer Projekteiter. Konstantin Straub ist IT-Fachkoordinator der Landesforstverwaltung.

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