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Klimaangepasste Baumartenwahl in Sachsen-Anhalt

Abb. 1: Spatenprofil am Exkursionspunkt mit ungefähren Horizontgrenzen, Horizontbezeichnung, Feinbodenart nach KA5, Humusgehalt sowie Grobbodenanteil und -fraktion

Forstbetriebe und Gesellschaft sind daher gut beraten, Risikovorsorge zu betreiben. Trotz aller Unsicherheiten erlaubt das bislang erarbeitete Wissen die Bereitstellung von Entscheidungshilfen zur Klimaanpassung.

Der Forschungsansatz der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) geht davon aus, dass zunehmender Trockenstress bei den meisten mitteleuropäischen Baumarten zu einer verminderten Produktivität und einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber weiteren abiotischen und biotischen Stressfaktoren führt. Die Einschätzung des Trockenstressrisikos für grund- und stauwasserfreie Waldstandorte erfolgt über Schwellenwerte der Standortswasserbilanz (SWB). Sie verrechnet den Mittelwert der klimatischen Wasserbilanz in der Vegetationsperiode (KWB) für eine 30-jährige Klimaperiode mit der nutzbaren Feldkapazität des Bodens (nFK) für eine Bezugstiefe von 1 m.

In dem standortsgebundenen Rahmen lassen sich Baumarten, die in ihren ökologischen Ansprüchen und in ihrem Wuchsverhalten zueinander passen und oftmals auch natürlich miteinander vergesellschaftet sind, zu Mischbestandstypen kombinieren. Ausgehend von diesen Überlegungen wurden die Bestandeszieltypen (BZT) für die waldbauliche Planung in Sachsen-Anhalt weiterentwickelt. Sie beschreiben Leitbilder des angestrebten Waldaufbaus, der Verjüngungs- und Bestandesziele sowie die konkrete Mischungsform.

In der Regel ergeben sich auch unter künftigen Standortsbedingungen mehrere Optionen für die Wahl geeigneter BZT. Ein nicht unerheblicher Teil der Waldstandorte in Sachsen-Anhalt wird sich allerdings bezüglich der Standortswasserbilanz schon in Bereiche verschlechtern, die die Auswahl möglicher BZT gegenüber heute stark einschränken.

Am hier beschriebenen Exkursionspunkt wird der Forschungsansatz der NW-FVA für eine klimaangepasste Baumartenwahl und deren Ergebnisbereitstellung beispielhaft erklärt. Ebenso wird ein Ausblick auf mögliche Weiterentwicklungen gegeben. Nähere Details zur klimaangepassten Baumartenwahl sind zusätzlich im dazugehörigen Merkblatt [1] online (z. B. unter www.nw-fva.de) verfügbar.

Standortsinformationen für den Exkursionspunkt

Am Exkursionspunkt liegt gemäß Standortskarte ein langzeitig grundwasserbeeinflusster Kersdorfer Sand-Ranker vor (KdS56). Für die waldbauliche Planung wurde der Standort als terrestrisch, mit frischerer Ausprägung und einer armen Nährstoffausstattung bewertet (TA1). Aus der angegebenen Lokalbodenform resultiert eine nFK [2] von rund 118 mm.

Das am Exkursionspunkt angelegte Bodenprofil wurde als vergleyter Podsol-Regosol angesprochen (Abb. 1). Als Ausgangsmaterial der Bodenbildung stehen arme, z. T. kiesige fluvilimnogene Sande an. Die berechnete nFK [2] liegt bei etwa 128 mm. Die gemessenen pH-Werte (H2O) liegen für das komplette Solum im Aluminium-Pufferbereich. Zur besseren Einschätzung der Nährstoffausstattung werden derzeit die Bodenproben im Labor analysiert.

Abb. 1: Spatenprofil am Exkursionspunkt mit ungefähren Horizontgrenzen, Horizontbezeichnung, Feinbodenart nach KA5, Humusgehalt sowie Grobbodenanteil und -fraktion

Die regionalisierte KWB liegt im Stadtwald Jessen im Bereich um -420 mm (Klimaprojektion: ECHAM 6 / STARS II, RCP 8.5). Daraus ergibt sich, gemäß der Standortskartierung, eine SWB von -302 mm.

Auf dem Standort stockt ein 40-jähriger Kiefernreinbestand. Mittels Probekreisverfahren wurde bei einem Hg von 20,9 m ein B° von 0,87 ermittelt [3].

Ergebnisbereitstellung

Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer können Standortsinformationen und klimaangepasste Baumartenempfehlungen über die Webapplikation BaEm (Baumarten-Empfehlungen) der NW-FVA online abrufen (Abb. 2).

Abb. 2: Abrufen von Standortsinformationen und BZT-Empfehlungen mit der BaEm-Webapplikation.

Eine Einbindung des zugrunde liegenden Services in betriebliche Geoinformationssysteme ist ebenso möglich.

Literaturhinweise:

[1] Hamkens, H.; Spellmann, H.; Nagel, R.-V.; Buresch, M. (2020): Entscheidungshilfen zur klimaangepassten Baumartenwahl im Land Sachsen-Anhalt. 69 S. [2] Dehner, U.; Renger, M.; Bräunig, A.; Lamparter, A.; Bauriegel, A.; Burbaum, B.; Hartmann, K.-J.; Hennings, V.; Idler, F.; Krone, F.; Martin, W.; Meyer, K.; Waldmann, F. (2015): Neue Kennwerte für die Wasserbindung in Böden –Ergebnisse der Abstimmung zwischen dem Personenkreis Wasserhaushaltstabellen der Ad-hoc-AG Boden und dem DWA. Tagungsbeitrag zur Jahrestagung der DBG. München. [3] Lembcke, G.; Dittmar, E.; Knapp, E. (1975): Ertrags- tafel für die Kiefer (Pinus sylvestris L.) im norddeutschen Tiefland. Hrsg.: Landesforstanstalt Eberswalde. 107 S.

Exkursionspunkt 01

  • Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA)
  • Dr. Hans Hamkens; Martin Buresch; Axel Noltensmeier
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