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Landesdarre Annaburg

Bereitstellung von hochwertigem Forstvermehrungsgut

Abb. 1: Die Samendarre Annaburg

Die seit ihrer Erbauung weitgehend unveränderte Anlage sollte die Versorgung der Förstereien mit ausreichend Saatgut sicherstellen. Im Laufe der Zeit reifte zudem die Erkenntnis, dass nur aus herkunftsgesichertem Saatgut gesunde und leistungsstarke Waldbestände hervorgehen können. Neben ihrem historischen Wert ist sie somit insbesondere für die Herstellung qualitativ hochwertigen Saatguts von enormer Bedeutung.

Breites Aufgabenspektrum

Die Samendarre Annaburg hat ein breites Aufgabenspektrum:

  • Erfassung des Blühgeschehens heimischer Waldbäume
  • Prognose der Forstsaatguternte
  • Bedarfserfassung von Forstsaatgut und Organisation der Ernte
  • Saatgutaufbereitung
  • Vermarktung und Vorratshaltung
  • Pflege und Beerntung von Saatgutplantagen
  • Dienstleistungen für Dritte (Lohnklengen, Lohntrocknung und –lagerung)
  • Erhaltung forstlicher Genressourcen, z.B. durch Anlage von Generhaltungsplantagen in Zusammenarbeit mit der NW-FVA
  • Mitwirkung in überregionalen Arbeitsgruppen als zentraler Forstsaatgutdienst des Landes

Die Ernte der Zapfen und Früchte erfolgt ab August bis in den März durch Baumsteiger oder mittels Hebebühne. Bei schwerfruchtigen Baumarten werden auch Netze unter den Mutterbäumen ausgelegt, welche regelmäßig geleert werden. Mit Ausnahme schwerfruchtiger Baumarten werden Zapfen und Früchte in noch nicht ausgereiftem Zustand geerntet, da ausgereifte Fruchtstände zum größten Teil bereits ausgesamt sind.

In der Vorreinigung wird das Erntegut von groben Verunreinigungen befreit. Weiter wird der Reifegrad okular eingeschätzt und eine Probe zur Ermittlung des Zapfenwassergehalts entnommen. Die gereinigten Zapfen gelangen anschließend zum Nachreifen in den Zapfenschuppen. Durch das zweckbestimmte Belüftungssystem des Trockenschuppens herrscht eine weitgehend konstante Innenluftfeuchte mit nur gedämpften Temperaturschwankungen.

Der Darrprozess selbst erfolgt im Hauptgebäude unter ständiger Wärmezufuhr. In der Vordarre spreizen bis zu 1.000 kg Zapfen bei einer Lagerdauer von 15 bis 30 Stunden ihre Zapfenschuppen vollständig ab, sodass die Flügelsamen freiliegen. Dann werden die geöffneten Zapfen in der Trommeldarre aufgenommen. Durch langsame Rotation zweier Horizontaltrommeln werden hier die Flügelsamen freigegeben. Das Rohsaatgut wird über ein Rüttelsieb von weiteren Verunreinigungen gereinigt und in der Entflügelung der Flügel vom Samenkorn getrennt. In der Endreinigung werden letzte Verunreinigungen ausgesondert, das Saatgut fraktioniert und von den hohlen und beschädigten Samenkörnern getrennt. Das Saatgutgemisch hat einen Reinheitsgrad nahe 100 %. Anschließend erfolgt die fachgerechte Lagerung.

Geschichte der Samendarre Annaburg

  • 1897: Planungsbeginn zum Bau der Samendarre im zentral gelegenen Annaburg
  • 1903: Fertigstellung der für bis 200 t Kiefernzapfen (3 t reinen Saatguts) ausgelegten Einrichtung
  • ab 1919: kriegsbedingt fehlende Transportkapazität führt zu Versorgungsproblemen mit Forstsaatgut
  • 1939 – 1945: während des 2. Weltkrieges wurde die Darrtechnik vernachlässigt, die Produktion ging zurück
  • ab 1945: Hauptzapfenerfassungsstelle für den gesamten Regierungsbezirk Merseburg
  • 1949 – 1990: größte der fünf Samendarren der DDR; erzeugt Saatgut für Forstwirtschaftsbetriebe sowie Vermehrungsgut für landwirtschaftliche Betriebe; zudem wurde der gesamte Im- und Export forstlichen Saatguts über die Darre organisiert
  • 1990 – 1992: mit politischer Wende und Aufbau staatlicher Forstämter drohende Schließung blieb durch Erweiterung des Aufgaben- und Leistungsprofils aus
  • 2002: Forststrukturreform; die bisher direkt dem Ministerium unterstellte Darre wird als dem Forstamt angegliederter, wirtschaftlich selbstständiger Nebenbetrieb aufgestellt

Außenexkursionspunkt 01

  • Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt / Landesdarre Annaburg
  • Willy Hesselbach, Philipp Nahrstedt
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