Monster-Mast

Frank Rakow spricht mir aus dem Herzen. Anprangern muss man außerdem die nach wie vor praktizierte Einteilung von Trophäen in „Güteklassen“, übrigens nach rein menschlichen Kriterien, die dann über Leben und Tod entscheiden. Man versucht, durch konsequenten Abschuss von „Minus-Varianten“ und leben lassen von „Plus-Varianten“ die sog. Trophäenqualität zu verbessern. Kaschiert wird das oft mit dem Hinweis, starke Trophäen seien doch Ausdruck der Gesundheit eines Wildbestandes.

In Wahrheit steht dahinter allerdings meist der Wunsch, noch stärkere Trophäen erbeuten zu können. Solche Versuche haben jedoch bei Wild im Freiland nichts gebracht, denn zur konsequenten Zucht muss man Eigenschaften beider Geschlechter berücksichtigen, und „Minus-Varianten“ müssen von der Zucht ausgeschlossen werden.

Ein schwacher Hirsch dürfte also keinesfalls ein Tier beschlagen. Glaubt wirklich jemand, zum Abschuss im Gatter angebotene Monsterhirsche mit 15 oder mehr Kilogramm seien durch „Ausleseabschuss“ entstanden? Viel und qualitativ hochwertiges Futter, von Äsung kann man da kaum sprechen, ist das Zauberwort. Von der viel zitierten Veranlagung her kann nahezu jeder Hirsch zu einem solchen Monster herangefüttert werden.

Dass Hirsche heute deutlich mehr Geweihmasse schieben als früher, liegt an den Ertragssteigerungen der Landwirtschaft und an immer häufigeren Vollmasten im Wald, nicht am „Selektionsabschuss“. Bitte nicht Veranlagung und Entwicklung verwechseln. Altersklassenabschuss muss endlich die Güteklassen ablösen! Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel, 14532 Stahnsdorf