Kommentar zur Jagd im Frühling

Im Sport führt ein Frühstart zur Disqualifikation. Bei der Jagd kann der Schaden noch viel umfassender sein. Die Vorverlegung der Jagdzeittermine geht eindeutig zu Lasten des Schalenwildes. Altgediente Jäger erinnern sich noch an den 16. Mai. An diesem Tag begann die Jagd auf den Rehbock, und er läutete quasi das neue Jagdjahr im Revier ein. Heute darf in Hessen, Niedersachsen oder Thüringen die Büchse schon am 1. April scharf gemacht werden.

Rehböcke und Schmalrehe geraten ins Visier, und die kurze Schonzeit für „Schmale“ von Rot- und Damwild wird dann ebenfalls – außer in Thüringen – aufgehoben. Sachsen und Sachsen-Anhalt beschränken sich auf die Freigabe von Rehböcken und Schmalrehen zur Mitte dem Monats April. Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern geben zum 16. April neben Schmalreh und Bock auch gleich Spießer und Schmaltiere von Dam- und Rotwild frei.

Die entfachte Panik der Forsten, das Wild fresse den Wald auf, sorgt dafür, dass schon mit Beginn des Jagdjahres das Schalenwild ordentlich unter Druck gesetzt wird. Zu einem Zeitpunkt, da es die Wiederkäuer auf das frische Grün lockt, weht ihnen gleich ein gefährlicher, aber dafür bleifreier Wind entgegen. Vor allem Rudeltiere registrieren diese Gefahr und ziehen sich in die Tiefen des Waldes zurück, um dort zwangsläufig ihren Hunger zu stillen. Sowas bezeichnet man landläufig als kontraproduktiv.