Vielendige Sensation

Ende Mai 2022 saß ich im Revier Dobberkau (Landkreis Stendal/ Sachsen-Anhalt) an. Der Hochsitz, auf dem ich saß, stand zwischen zwei angrenzenden Rapsfeldern. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine Grünlandfläche, auf dem ich Abende zuvor einen passenden Bock (ungerader Sechser) bestätigen konnte. An diesem Abend hatte ich reichlich Anblick auf dem Feldweg neben der Kanzel. Nach dem Fasanenhahn, der anfangs stolz auf dem Weg patrouillierte, erschien aus dem Rapsfeld ein Damspießer, der direkt aufs Grünland zog.

Nach Fasan und Spießer ließ sich Grimbart in zweifacher Ausführung blicken. Dann erst mal eine halbe Stunde nichts. Auch auf dem Grünland, auf dem der bestätigte Bock regelmäßig zog, war nichts zu sehen. Als ich mich jedoch umdrehte und mit dem Glas an der Kante der Rapsflächen entlang schaute, sah ich ein Gehörn im hohen Gras, was ich in meinem Leben noch nie zu vor gesehen hatte. Mein Puls stieg von null auf hundert (Jagdfieber pur!), ein abnormer alter Bock mit starken Rosen.

Die Waffe war im Anschlag, als der Bock auf ca. 80 m durch das hohe Gras in Richtung Graben zog. Ich wartete bis das Blatt frei war und ließ die Kugel fliegen. Als ich vollkommen aufgeregt am erlegten Bock ankam, sah ich, dass ich dort meinen Lebensbock gestreckt hatte, ungerader Achter mit doppelten Rosenstöcken. Aufgebrochen wog der Bock 21 kg, die Trophäe wog nach dem Bleichen 530 Gramm. Von meinen älteren Jagdkameraden wurde ich an den folgenden Tagen beglückwünscht und sie wünschten mir weiterhin viel Weidmannsheil. Dieser abendliche Ansitz in meinem erst jungen Jägerleben wird mir lange in Erinnerung bleiben!